Berichte von Supermarkt-Mitarbeitern zeigen, dass es in den vergangenen Tagen bundesweit zu Hamsterkäufen gekommen ist. Doch wie weit verbreitet ist das Phänomen wirklich? Und wie sinnvoll ist es, tatsächlich Vorräte anzulegen?

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"Bei uns in Südbayern kaufen alle wie irre Getränke, Konserven und so weiter", schreibt ein Mitarbeiter einer großen Discounterkette in einer internen Facebook-Gruppe. Ein Kollege aus dem Münchner Umland betont: "Jawoll, hier gehen Konserven aller Art, Eintöpfe, Fixprodukte, Wasser/Getränke, Milch, Nudeln, Reis, Mehl, Zucker auch wie bekloppt." Und eine Mitarbeiterin aus Rheinland-Pfalz berichtet, dass ein Mann zwei Minuten vor Ladenschluss Konserven und länger haltbare Nahrung im Wert von 288 Euro gekauft hätte.

Ob Brandenburg, Hessen, Saarland oder Nordrhein-Westfalen, die Berichte zahlreicher weiterer Angestellter der Supermarktkette gleichen sich. Demnach ist es in den vergangenen Tagen in ganz Deutschland zu Hamsterkäufen gekommen. Ausgelöst durch das Coronavirus, wie viele der Supermarkt-Angestellten vermuten.

Doch wie weit verbreitet ist das Phänomen wirklich? Und wie sinnvoll ist es, tatsächlich Vorräte anzulegen?

Lebensmittelhändler: Noch keine Welle von Hamsterkäufen

Die Angst vor dem Coronavirus sorgt tatsächlich für erste Hamsterkäufe in Deutschland: Zahlreiche Handelsketten berichteten am Freitag bei einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur von teilweise deutlich erhöhten Verkaufszahlen bei Produkten wie Konserven oder Desinfektionsmitteln. Kurzfristig sei es in einigen Läden dadurch auch zu Engpässen gekommen.

Der Discounter Lidl teilte mit: "In einigen Regionen und Filialen verzeichnen wir deutlich erhöhte Abverkäufe." Vor allem haltbare Lebensmittel wie Konserven und Nudeln, aber auch Toilettenpapier und Desinfektionsmittel würden aktuell stark nachgefragt. Lidl arbeite intensiv daran, die Warenversorgung in den Filialen sicherzustellen.

Auch Aldi Süd berichtete von einer verstärkten Nachfrage. Das Unternehmen betonte: "Wir sind darauf vorbereitet und erhöhen entsprechend unsere Lagerbestände." Aldi Nord meldete "vereinzelt" höhere Absatzmengen bei haltbaren Lebensmitteln und Hygieneprodukten. Dies könne dazu führen, dass Artikel zeitweise in den Märkten vergriffen seien.

Weitreichende Lieferengpässe für Lebensmittel oder Hygieneprodukte schloss das Unternehmen allerdings "zum jetzigen Zeitpunkt" aus. Auch der Großflächendiscounter Kaufland räumte ein: "Bei stark nachgefragten Produkten kann es kurzfristig zu Engpässen kommen."

Die Supermarktkette Rewe verzeichnete "nicht flächendeckend, aber durchaus bundesweit" eine erhöhte Nachfrage nach haltbaren Lebensmitteln. Die Warenversorgung für die Rewe-Märke und die konzerneigene Discountkette Penny gestalte sich aber weiter normal. Ähnlich äußerte sich die SB-Warenhauskette Real. Ein Sprecher sagte, das Unternehmen habe seine Lagerbestände bereits erhöht und beobachte die Entwicklung genau, um auf weitere Nachfrageveränderungen schnellstmöglich reagieren zu können.

Der Handelsverband Deutschland (HDE) betonte, grundsätzlich seien die Lieferstrukturen im Handel "effizient und gut vorbereitet, sodass die Versorgung der Bevölkerung gewährleistet ist".

Coronavirus: Was der Katastrophenschutz rät

Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) rät generell Bürgern, sich für jegliche Szenarien vorzubereiten. "Ihr Ziel muss es sein, 10 Tage ohne Einkaufen überstehen zu können", heißt es in einem vom BBK herausgegebenen Ratgeber für Notsituationen. Dort wird aber zugleich betont: "Ob und wie viel Sie vorsorgen, ist eine persönliche Entscheidung."

Ein Sprecher erklärte unserer Redaktion unabhängig von der aktuellen Lage, dass besonders Wasser wichtig ist. Man solle zudem auf Lebensmittel achten, die lange haltbar und eher in Gläsern oder Dosen verpackt sind. Und er betont: "Kaufen Sie Dinge, die Sie auch mögen!"

Die BBK-Handreichung gibt folgende Empfehlung für eine durchschnittliche Person für einen Zeitraum von zehn Tagen:

  • mindestens 20 Liter Wasser
  • 3,5 Kilogramm Getreide, Getreideprodukte, Brot, Kartoffeln, Nudeln und Reis
  • 4,0 Kilogramm Gemüse und Hülsenfrüchte
  • 2,5 Kilogramm Obst und Nüsse
  • 2,6 Kilogramm Milch und Milchprodukte
  • 1,5 Kilogramm Fisch, Fleisch und Eier,
  • 0,4 Kilogramm Fette und Öle
  • dazu noch weitere Lebensmittel, je nach Vorliebe (z.B. Honig, Marmelade, Schokolade oder Fertiggerichte)

Rewe: "Die Warenversorgung ist gewährleistet"

Wie alle Handelsketten beobachtet auch Deutschlands zweitgrößter Lebensmittelhändler Rewe die Lage in allen Ländern äußert aufmerksam.

Man halte ständigen Kontakt zu den sicherheitsrelevanten Behörden wie dem Robert-Koch-Institut, der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und dem Auswärtigen Amt. "Sollten Sofortmaßnahmen für Deutschland notwendig werden, sind wir in der Lage, entsprechend kurzfristig zu reagieren", sagte die Sprecherin.

Momentan gebe es aber keine Notwendigkeit zu Anpassungen in den Lebensmittel-Sortimenten: "Die Warenversorgung ist gewährleistet." (mf/dpa)

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