Keine Solarien mehr in Deutschland? Die Deutsche Krebshilfe und Dermatologen fordern ein bundesweites Verbot, da der Gebrauch der Geräte Krebs verursachen könne. Die Branche läuft Sturm.

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Zwischen Sonnenstudio-Betreibern und der Deutschen Krebshilfe bahnt sich ein juristischer Streit an. Hintergrund: Die Krebshilfe fordert ein bundesweites Verbot von Solarien. Als Begründung gibt der Verein an, dass die Geräte jährlich bei rund 3.400 Menschen den gefährlichen schwarzen Hautkrebs verursachten (so machen Sie den Selbsttest). In etwa 800 Fällen führe dies zum Tod.

Großen Protest löst die Forderung beim Bundesfachverband Besonnung aus, der nach eigenen Angaben rund 1.200 große Sonnenstudios in Deutschland vertritt. Der Verband will die Krebshilfe zur Abgabe einer Unterlassungserklärung auffordern, kündigte Sprecher Holger Ziegert an.

Es gebe keine wissenschaftliche Grundlage für die Behauptungen der Krebshilfe, sagte Ziegert. "Eine moderate Solariumsnutzung steigert nicht das Risiko." Mit "moderat" sind nach seinen Angaben nicht mehr als 50 Sonnenstudiobesuche im Jahr gemeint.

Dermatologe: Bräunung als "Hilfeschrei der Haut"

Das wiederum sieht der SPD-Gesundheitspolitiker und Mediziner Karl Lauterbach anders: Anlässlich des Weltkrebstages am 4. Februar forderte er schärfere Regeln für Sonnenstudios. Bei Solarien gebe es keine sichere Dosis, sagte Lauterbach. "Gebräunte Haut ist nicht gesund. Sie altert schneller und kann Vorstufen zum Krebs entwickeln."

Die Krebshilfe zitiert in ihrer Pressemitteilung zum Solarienverbot auch Eckhard Breitbart, Dermatologe und Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Prävention (ADP): "Welch ein wahnwitziger Trugschluss, dass gebräunte Haut immer noch als gesund und schön gilt. Der Bräunungsprozess ist immer ein Hilfeschrei der Haut. Jede Solariennutzung führt zu gesundheitlichen Schäden."

Solarium für Minderjährige bereits verboten

Der Besuch von Solarien ist in Deutschland für Minderjährige seit 2009 verboten. Doch laut der Krebshilfe wird dieses Verbot bisher völlig unzureichend eingehalten. Krebshilfe-Chef Gerd Nettekoven verwies auf Zahlen des "Nationalen Krebshilfe-Monitorings zur Solariennutzung (NCAM)", wonach es 2018 schätzungsweise 140.000 Minderjährigen gelungen sei, Zugang zu Solarien zu erhalten.

Der Bundesfachverband Besonnung zweifelt diese Zahlen an. Der Anteil der minderjährigen Solariennutzer habe schon vor dem Verbot bei unter zwei Prozent gelegen, sagte Verbandssprecher Ziegert. Er sprach von "populistischen Forderungen".

Lauterbach schlug Testbesuche vor, um zu prüfen, ob Solarien rechtswidrig Minderjährige unter die künstliche Sonne lassen. "Wir müssen die dafür vorgesehenen Strafen deutlich erhöhen. Es handelt sich um eine Körperverletzung, die nach Jahren zu einer Krebserkrankung führen kann."

Ein grundsätzliches Verbot für Erwachsene müsse überlegt werden, wenn es nicht gelinge, die Jugendlichen besser zu schützen.

WHO sieht Solarien als Risiko

Jährlich erkranken nach Angaben der Krebshilfe etwa 37.000 Menschen in Deutschland an einem Melanom, dem schwarzen Hautkrebs. Die Internationale Krebsforschungsagentur (IARC) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) stuft sowohl die natürliche UV-Strahlung der Sonne als auch die künstlich erzeugte in Solarien in die höchste Risikogruppe der krebsauslösenden Faktoren ein. (af/dpa)

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