Mehr als 2.000 deutsche Ärzte warnen vor einer Adipositas-Welle mit weitreichenden Folgen. In einem offenen Brief an die Kanzlerin fordern sie vor allem staatliche Eingriffe. Auch der prominente Arzt Eckart von Hirschhausen appelliert an die Bundesregierung.

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Ein Bündnis aus Ärzten, Krankenkassen und Fachorganisationen fordert einen besseren Schutz der Menschen in Deutschland vor ungesunden Lebensmitteln.

"Bitte machen Sie ernst mit der Prävention von Adipositas, Typ-2-Diabetes und anderen chronischen Krankheiten", heißt es in einem offenen Brief an die Bundesregierung, den Initiatoren und Unterstützer am Mittwoch in Berlin vorstellten.

In ihrem Brief verweisen die Ärzte auf die Zahlen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sowie die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Diese "sprechen in diesem Zusammenhang von einer 'globalen Adipositas-Epidemie'", heißt es in dem Schreiben an die Kanzlerin.

Bekräftigt wird in dem Schreiben etwa die Forderung nach einer Steuer auf überzuckerte Getränke. "Die Kehrtwende in der Adipositas-Epidemie wird nicht mithilfe freiwilliger Selbstverpflichtungen der Lebensmittelwirtschaft gelingen", warnen die Autoren.

Hinter der Aktion stehen der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte, die Deutsche Diabetes Gesellschaft und die Verbraucherschützer von Foodwatch.

Auch Eckart von Hirschhausen unterstützt die Aktion. Mehr als 2.000 Ärzte stellen sich hinter vier wesentliche Forderungen.

Die Kernforderungen:

  • Deutschland soll eine Nährwert-Ampel einführen.
  • Für Schul- und Kitaverpflegung sollen verbindliche Standards festgelegt werden.
  • Speziell an Kinder gerichtete Lebensmittel-Werbung soll beschränkt werden.
  • Für die Lebensmittelindustrie sollen Anreize gesetzt werden, gesündere Rezepturen zu entwickeln.

Die Autoren des Briefes verweisen auf einen Vorschlag der Weltgesundheitsorganisation WHO, eine 20-prozentige Abgabe auf stark gesüßte Getränke zu erheben. Der Konsum der Getränke könnte demnach um ein Fünftel reduziert werden.

Die Einnahmen aus solchen Sondersteuern könnten in die Prävention chronischer Krankheiten fließen - eins zu eins.

Übergewicht und Diabetes in Zahlen:


ÜBERGEWICHT

Im Vergleich der vergangenen Jahrzehnte nahm der Anteil der Übergewichtigen in Deutschland deutlich zu, zuletzt stagnierten die Zahlen auf hohem Niveau.

Bei Fettleibigkeit allerdings stiegen die Werte weiter. Der Stand: 67 Prozent der Männer und 53 Prozent der Frauen sind übergewichtig oder gar fettleibig, bei Kindern und Jugendlichen sind 15 Prozent betroffen.


DIABETES

Auch hier gab es einen Zuwachs: Um 24 Prozent nahm die Zahl der Diabetiker seit Ende der 1990er Jahre zu. Nach Schätzungen sind 6,7 Millionen Menschen in Deutschland allein am besonders verbreiteten Typ-2-Diabetes (früher: Altersdiabetes) erkrankt.

Die Initiatoren:

  • Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ)
  • Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG)
  • foodwatch

Die Unterstützer:

  • AOK-Bundesverband
  • Bundesvertretung der Medizinstudierenden (BVMD)
  • Bundeszahnärztekammer (BZÄK)
  • Deutsche Adipositas Gesellschaft (DAG)
  • Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM)
  • Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS)
  • Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP)
  • Diakonie Deutschland
  • Techniker Krankenkasse (TK)
  • Verband der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe (VDBD)

(fab/ dpa)

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