Seit die Zuckerquote Anfang Oktober in der EU gestrichen wurde, dürfen Hersteller alle Zuckersorten unbegrenzt einkaufen. Vor allem der Zucker Isoglukose rückt dabei in den Fokus, weil er deutlich günstiger als herkömmlicher Haushaltszucker ist. Einige Experten warnen vor einer regelrechten Zuckerschwemme. Ist das berechtigt? Und wie wirkt Isoglukose eigentlich im Körper?

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Seit Oktober ist unter anderem der Zucker Isoglukose unbegrenzt in der EU verfügbar. Seine Wirkung ist umstritten. Einige Experten warnen vor Fettleibigkeit und Leberschäden.

Andere schätzen den Zucker hingegen als harmlos ein. Aber was stimmt denn jetzt?

Sieben Fragen und Antworten rund um Isoglukose.

Was ist Isoglukose überhaupt?

Isoglukose ist ein Gemisch aus Fruktose und Glukose, also letztlich aus Frucht- und Traubenzucker. Sie stammt häufig aus Maisstärke, wird aber auch aus Weizen- oder Kartoffelstärke hergestellt.

Dieser Zucker ist deutlich günstiger als herkömmlicher Haushaltszucker. Die jeweiligen Anteile von Fruktose und Glukose in Isoglukose schwanken.

Ist Isoglukose neu?

Isoglukose wird in Deutschland schon seit vielen Jahren eingesetzt. Allerdings gab es in der EU bis Oktober eine Zuckerquote.

Sie sah eine Quote von maximal fünf Prozent für Isoglukose auf dem EU-Binnenmarkt vor. Diese Quote ist jetzt gefallen.

Hersteller können Isoglukose nun unbegrenzt einkaufen. Das gilt auch für alle anderen Zuckersorten.

Worin ist Isoglukose eigentlich enthalten?

Isoglukose ist vor allem in verarbeiteten Lebensmitteln enthalten. Sie wird beispielsweise als Süßungsmittel für Limonaden, Gebäck oder Soßen verwendet.

Dieser Zucker wird nicht immer als Isoglukose bezeichnet, sondern steht häufig als Fruktose-Glukose-Sirup auf der Zutatenliste.

Welche Erfahrungen gibt es mit Isoglukose?

Als Isoglukose in den 1970er Jahren in den USA verstärkt eingesetzt wurde, nahm der Anteil stark übergewichtiger Menschen deutlich zu.

Ob das aber an der Isoglukose oder an anderen Lebensfaktoren liegt, ist bislang umstritten.

Wie wirkt Isoglukose auf den Körper?

Isoglukose besteht meistens zu rund 55 Prozent aus Fruchtzucker und zu 44 Prozent aus Traubenzucker. Im Haushaltszucker sind Frucht- und Traubenzucker zu gleichen Anteilen enthalten.

Weil die Zusammensetzung recht ähnlich ist, kommt das Max-Rubner-Institut, das zu Ernährung und Lebensmittelsicherheit forscht, zu dem Schluss, dass Isoglukose nicht schädlicher ist als anderer Zucker - sofern die aufgenommenen Mengen nicht steigen.

Die untersuchten Mengen bezogen sich dabei auf die üblichen Verzehrmengen von Haushaltszucker. Diese betragen laut Institutsleiter Professor Dr. Bernhard Watzl im Schnitt 60 Gramm bei Frauen und 80 Gramm bei Männern.

Untersucht wurde Isoglukose mit dem Anteil von 55 Prozent Fruchtzucker und 44 Prozent Traubenzucker - diese Verteilung kann auf dem Markt aber auch anders sein.

Was ist das Problem?

Weil Isoglukose deutlich günstiger ist als herkömmlicher Haushaltszucker, fürchten einige Experten, dass sie verstärkt eingesetzt werden könnte. Dadurch könnten Krankheiten wie starkes Übergewicht und Diabetes zunehmen.

So warnt zum Beispiel Professor Dr. Hans-Georg Joost von der Deutschen Diabetes-Hilfe: "Es ist zu erwarten, dass die Lebensmittelindustrie die billige Isoglukose in Europa vermehrt einsetzt."

Dabei beruft er sich auf eine Einschätzung von Experten des Ausschusses für Umweltfragen, öffentliche Gesundheit und Lebensmittelsicherheit des EU-Parlaments.

Sie schätzen, dass sich die Produktion von Isoglukose bis 2025 mehr als verdreifachen wird.

Was ist sonst zu Isoglukose wichtig?

Bislang ist die Forschungslage zu Isoglukose unübersichtlich und nicht eindeutig. Eine Studie der Yale Universität hat beispielsweise untersucht, wie sich hohe Anteile von Fruchtzucker im Körper auswirken.

Dafür muss er aber, wenn man die Studie auf Isoglukose beziehen will, auch dort in einem entsprechend hohen Anteil enthalten sein.

Da Fruchtzucker vor allem in der Leber verstoffwechselt wird, droht sie zu verfetten. Da zudem in der Regel kein Insulin ausgeschüttet wird, um Fruchtzucker zu verstoffwechseln, werden auch keine Sättigungshormone ausgeschüttet.

Dadurch könnte Fruktose zum Übergewicht beitragen, weil man womöglich immer weiter isst.

Welche Auswirkungen Isoglukose tatsächlich hat, wird sich wohl erst in einigen Jahren zeigen. Das gilt auch für die Frage, wie sich ihr Marktanteil in Deutschland entwickelt.

Grundsätzlich ist es nie verkehrt, auf seinen Zuckerkonsum zu achten, möglichst wenig Zucker zu essen und sich vor allem von frischen Lebensmitteln zu ernähren.

Das entspricht auch den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung.

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