• Laut einer Studie gibt es Anzeichen dafür, dass die Einnahme von Zink eine Erkältung verkürzen kann.
  • Um die Wirksamkeit aber wissenschaftlich zu fundieren, ist noch weitere Forschung nötig.
  • Was Zink ist und wofür unser Körper das Metall überhaupt braucht, erklären wir hier.

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Manche Menschen schwören darauf, andere halten es für Unsinn: Ob und inwieweit Zink gegen Erkältungen hilft, ist umstritten. Eine Studie aus Australien sagt nun: Zink hilft möglicherweise tatsächlich, um bei einer Erkältung etwas schneller wieder fit zu sein. Womöglich kann Zink der Studie zufolge auch dabei helfen, Erkältungen vorzubeugen. Für eindeutige Aussagen ist aber weitere Forschung nötig.

Was ist Zink eigentlich?

Das Schwermetall Zink ist für den menschlichen Körper lebenswichtig. "Es handelt sich um ein sogenanntes Spurenelement", sagt Daniela Krehl, die bei der Verbraucherzentrale Bayern als Fachberaterin im Referat Lebensmittel und Ernährung arbeitet. Der Körper benötigt Zink also nur in sehr geringen Mengen, quasi Spuren. Etwa zwei Gramm Zink sind im menschlichen Körper gespeichert, der größte Teil davon in Haut und Haaren und in den Knochen. "Im Gegensatz zu anderen Mineralstoffen ist der körpereigene Zinkspeicher ziemlich klein", sagt die Oecotrophologin. "Deshalb ist es wichtig, Zink permanent über die Nahrung aufzunehmen."

Wofür braucht der Körper Zink?

"Zink hat eine wichtige Funktion für das Immunsystem und spielt in fast allen Lebensvorgängen eine Rolle", sagt die Expertin. Es ist Bestandteil von mehr als 300 Enzymen im Körper. So hilft Zink nicht nur dabei, Sauerstoff zu transportieren, sondern ist auch an der Wundheilung beteiligt – und sogar am Abbau von Alkohol. "Allerdings macht bei Zink die Dosis das Gift", sagt Krehl. Ein Zuviel an Zink kann eher schaden als nützen: "Auch wenn der Körper Zink benötigt, ist und bleibt das Spurenelement ein Schwermetall, das bei Überdosierungen Vergiftungserscheinungen hervorrufen kann."

Was ist der Inhalt der Studie aus Australien?

Bei der Studie handelt es sich um eine sogenannte Metastudie. Es wurden also keine eigenen Untersuchungen durchgeführt, sondern vorliegende Studien zum Thema Zink ausgewertet, um einen Überblick über die vorhandenen Ergebnisse zu gewinnen. Analysiert wurden dafür Daten von mehr als 5.000 Teilnehmenden an verschiedenen Studien.

Was wurde über Zink und Erkältungen herausgefunden?

Es scheint, als könnte Zink Erwachsenen tatsächlich dabei helfen, bei einer Erkältung etwas schneller wieder auf die Beine zu kommen: Wer ein Zink-Präparat einnahm, war demnach im Schnitt etwa zwei Tage früher wieder gesund als Mitglieder aus Vergleichsgruppen. Außerdem gibt es Hinweise darauf, dass Zink dabei helfen kann, Erkältungen vorzubeugen. Demnach könnten mit der Einnahme von Zink in 100 Monaten rund fünf Erkältungen verhindert werden. Allerdings gab es dazu in den ausgewerteten Studien widersprüchliche Ergebnisse.

Wie ist die Studie zu bewerten?

Die Ergebnisse der Metastudie werden als vorläufig eingeordnet. Unklar sind zum Beispiel die Dosierung und auch die optimale Art der Einnahme von Zink. In den untersuchten Studien wurden jeweils mit unterschiedlichen Dosierungen gearbeitet und auch mit verschiedenen Formen der Einnahme: herkömmliche Tabletten, Lutschpastillen und Nasensprays. Dadurch sind die Daten nur begrenzt miteinander vergleichbar.

Zudem habe es bei etlichen der untersuchten Studien Mängel gegeben, schreiben die Autoren der Metastudie. Darüber hinaus ist nicht klar, wie die Ausgangslage der Teilnehmenden in Bezug auf Zink war: Wer ohnehin unter einem Mangel leidet, könnte eher von einer Einnahme profitieren als jemand, der ausreichend mit Zink versorgt ist. Der Zinkstatus wurde aber nicht geprüft, sondern lediglich unterstellt, dass in bestimmten Gruppen ein Mangel unwahrscheinlich sei.

Was empfehlen die Autoren der Metastudie?

Die Autoren empfehlen zunächst einmal weitere Forschung zum Thema Zink, zum Beispiel zu der Frage, wie Zink eigentlich genau auf das Immunsystem wirkt und welche Dosierung ideal ist, um die gewünschten Effekte zu erzielen. Insgesamt sprechen sie sich aber nach den bisherigen Ergebnissen für die Einnahme von Zink bei Erkältungen aus – allerdings auch deshalb, weil es Patienten, die schnell wieder gesund werden wollen, davon abbringen könnte, stattdessen ein Antibiotikum zu verlangen.

Worauf sollte man achten, wenn man Zink einnimmt?

Auch wenn sie rezeptfrei erhältlich sind: Präparate mit Zink können Nebenwirkungen haben, zum Beispiel Übelkeit und Verdauungsstörungen. Wer Zink über einen längeren Zeitraum einnimmt, sollte darauf achten, Grenzwerte nicht zu überschreiten. "Zu hohe Einnahmen von Zink können negative Folgen haben", sagt Krehl. "So wurde beispielsweise festgestellt, dass sich bei einer Zinkzufuhr von 150 bis 300 Milligramm pro Tag die weißen und roten Blutkörperchen verändern." Außerdem kann die Einnahme von Zink sich zumindest kurzfristig auf die Kupferwerte im Körper auswirken. Das Bundesinstitut für Risikobewertung empfiehlt für Zink in Nahrungsergänzungsmitteln deshalb einen Höchstwert von 6,5 Milligramm pro Tag. Darin ist bereits berücksichtigt, dass wir zusätzlich noch Zink über die Nahrung aufnehmen.

Wie sieht es mit der Einnahme von Zink rund um die Covid-Impfung aus und inwiefern könnte Zink dazu beitragen, sich vor einer Infektion zu schützen?

Bislang gibt es keine hinreichenden Ergebnisse, weil das Thema noch sehr jung ist. Sicher ist, dass es sowohl für die Impfung wie auch bei einer Covid-Infektion günstig ist, wenn das Immunsystem optimal funktioniert. Dazu gehört eine ausreichende Versorgung mit Zink. Wer unter einem Zinkmangel leidet, tut also gut daran, ihn auszugleichen, nicht nur in Bezug auf Covid-19. Wer sich normal ernährt, hat allerdings in Deutschland nur ein niedriges Risiko für einen Zinkmangel. Ursache sind dann oft eher chronische Darmerkrankungen oder Entzündungen im Körper. Bevor man einen nur vermuteten Mangel ausgleicht, sollte man die eigenen Blutwerte kennen und sich daran orientieren.

Über die Expertin:
Daniela Krehl hat Oecotrophologie studiert und arbeitet bei der Verbraucherzentrale Bayern als Fachberaterin im Referat Lebensmittel und Ernährung. Als Ansprechpartnerin für die Presse beantwortet sie Ernährungs- und verbraucherpolitische Fragen.

Verwendete Quellen:

  • BMJ Journals: Zinc for the prevention or treatment of acute viral respiratory tract infections in adults: a rapid systematic review and meta-analysis of randomised controlled trials von Jannifer Hunter et. al.
  • CMAJ (10. Juli 2012): Zinc for the treatment of the common cold: a systematic review and meta-analysis of randomized controlled trials von Michelle Science et. al.
  • Bfr.bund.de: Höchstmengenvorschläge für Zink in Lebensmitteln inklusive Nahrungsergänzungsmitteln
  • Medizin-transparent.at: Erkältungen verkürzen: vielleicht mit Zink
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