• Über Social Media sprechen Hersteller und Influencer vor allem junge Leute mit Werbung für Einweg-Vapes an.
  • Schon unter Kindern und Teenagern gilt Dampfen mit der E-Zigarette zum Wegwerfen als cool.
  • Dabei ist der Schaden für die Gesundheit und die Umwelt enorm.

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Sie kommen aus China, sind quietschbunt und der Hit auf TikTok und Instagram: Einweg E-Zigaretten krempeln den Markt für Tabakerzeugnisse um. Das Phänomen erinnert an die Alkopops vor einigen Jahren. Denn insbesondere Teenager fahren auf Wegwerf-Vapes ab, die es in vielen Geschmacksrichtungen von Erdbeere bis Cola oder Red Bull gibt. Dabei sind sie in Deutschland nach dem Jugendschutzgesetz erst ab 18 Jahren zum Verkauf zugelassen. Und das mit gutem Grund: Wie andere Tabakerzeugnisse auch schädigen sie die Gesundheit.

Ex und hopp als Lockmittel

Hersteller bewerben die E-Zigarette gerne als gesunde Alternative zur herkömmlichen Zigarette. Bei der Wegwerf-Shisha kommt der Aspekt der Bequemlichkeit hinzu. Die Strategie scheint aufzugehen: Viele Influencer sind ganz aus dem Häuschen und stecken ihre Follower mit ihrer Begeisterung für die farbenfrohen Sticks an. Die Einweg E-Zigarette ist sofort nach dem Auspacken gebrauchsfertig und reicht zumeist für 600 Züge, genannt Puffs.

Erhältlich ist sie seit rund zehn Jahren in Online-Shops oder am Kiosk. Wie die Mehrweg-Variante besitzt sie ein Mundstück, einen Liquid-Tank als Depot für die Flüssigkeit sowie eine Batterie für das Heizelement. Wieder befüllen oder aufladen lassen sich die Bestandteile allerdings nicht.

Cocktail mit Nebenwirkungen

Konsumenten halten die E-Zigarette oft für harmlos. Dabei enthält sie zahlreiche gesundheitsgefährdende Stoffe. "Die E-Zigarette mag vielleicht weniger schädlich sein, als eine Tabakzigarette. Dennoch ist sie alles andere als unschädlich", erklärt Alexander Rupp, Facharzt für Innere Medizin und Pneumologie, Allergologie und Suchtmedizin aus Stuttgart. Denn im Dampf von E-Zigaretten lässt sich ein ganzer Cocktail krankmachender Stoffe nachweisen: Carbonyl-Verbindungen wie zum Beispiel Formaldehyd, Schwermetalle und Metalle aus der Heizspirale, etwa Nickel, Blei und Kobalt und Nitrosamine, die mitunter in frittierten Lebensmitteln nachzuweisen sind, haben eine krebserzeugende Wirkung.

Andere Stoffe schädigen die Blutgefäße und begünstigen Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Propylenglykol, das neben Glyzerin für den Dampf der E-Zigarette verantwortlich ist und das man auch aus Nebelmaschinen kennt, verursacht Hustenreiz bis hin zu Atemnot. Zudem ist bekannt, dass Glyzerin zellschädigend ist.

Passivdampfen: Unbeteiligt ins Risiko

Dieser Mix in der Luft sorgt dafür, dass auch Nichtraucher einem Risiko ausgesetzt sind. "Wenn Dampfer an Orten dampfen, an denen die Tabakzigarette verbannt worden ist, schädigen sie andere Menschen", sagt der Mediziner. "Insgesamt ist die Feinstaubbelastung in Innenräumen, in denen gedampft wird, bis zu vierfach erhöht." Allein der Feinstaub sei für sich genommen schon kritisch für Gesundheit und auch die Atemwege.

Übrig bleibt Elektroschrott

Doch nicht nur auf die Gesundheit, auch auf die Umwelt hat die Einweg-Vape einen fatalen Einfluss. Nach dem letzten Zug ist die E-Zigarette reif für den Müll. Mit ihr ist auch der verbaute Lithium-Ionen-Akku nicht mehr zu gebrauchen. Bedenkt man die in der Batterie enthaltenen Seltenen Erden, wird das ganze Ausmaß der Verschwendung deutlich.

Die Einweg E-Zigarette gehört eigentlich entsorgt wie ein ausgemusterter Toaster, ein Bügeleisen oder Drucker – nämlich als Elektrokleingerät. Der stationäre Handel ist unter bestimmten Bedingungen zur Rücknahme verpflichtet. Alternativ bringt man den Wegwerf-Dampfer zu einer kommunalen Sammelstelle oder zum Recyclinghof. In der Praxis darf bezweifelt werden, dass gerade Einweg-Konsumenten, die Wert auf Bequemlichkeit legen, die Entsorgung ernst nehmen. In Großbritannien etwa landet jede zweite leere Einweg-Pfeife im Hausmüll. In Deutschland, wo monatlich eine hohe sechsstellige Anzahl der Vapes verkauft wird, dürfte das nicht anders sein. Sogar manche Shops für E-Zigaretten sind zu einem Boykott der Einweg-Vapes übergegangen, weil sie weder nachhaltig noch umweltbewusst sind.

Achtung Fake-Alarm

Zu allem Überfluss besteht für Verbraucher die Gefahr, an ein gefälschtes Produkt zu geraten. Wenn aber der Original-Artikel schon gesundheitliche Schäden verursachen kann – dann bietet ein Fake noch weniger Gewissheit hinsichtlich seiner Inhaltsstoffe und technischen Sicherheit. Die Hersteller reagieren auf Fälschungen, indem sie jede Vape mit einem QR-Code ausstatten.

Scannt man den Code einer Original-Pfeife mit dem Handy, kommt man auf eine Webseite des Produzenten, welche die Echtheit bestätigt. Der Code ist dann einmalig verwendet worden. Handelt es sich um eine Fälschung, kann es passieren, dass folgende Meldung erscheint: Der Code wurde schon mehrere Hundert Mal eingescannt. Die Seite mag der Originalseite des Herstellers ähnlich sehen. Oftmals ist aber auch sie von Fälschern nachgebaut. Hier empfiehlt sich eine Kontrolle der Web-Adresse.

Nur Verzicht ist eine gesunde Alternative

Bei so vielen Nachteilen ist es besser, gar nicht erst zur Einweg E-Zigarette zu greifen. Wie andere Tabakprodukte auch enthält sie Nikotin und kann somit eine Sucht auslösen. "Gerade für junge Leute ist sie häufig der Einstieg ins Rauchen. Viele steigen irgendwann auf normale Zigaretten um", sagt Facharzt Alexander Rupp. Und wer einmal am Glimmstängel hängt, kommt nur schwer wieder davon los.

Über den Experten: Dr. Alexander Rupp ist Facharzt für Innere Medizin, Pneumologie, Allergologie, Suchtmedizin und Notfallmedizin in Stuttgart. Als Mitglied im Bundesverband der Pneumologen, Schlaf- und Beatmungsmediziner e.V.(BdP) leitet er die dortige Arbeitsgruppe Tabak.
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