"Wir müssen aufwachen", sagte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron bereits im Oktober 2022 beim Pariser Autosalon. Die drei mahnenden Worte zielten auf die chinesischen Autohersteller ab, die damals in den Messehallen viele ihrer neuen Elektroautos ins Rampenlicht rückten. Aber auch auf die europäische Politik, die die eigene Autoindustrie bevorzugen müsse – genau wie dies die USA und China tun. Macron brachte damals einen "Buy European Act" nach Vorbild des amerikanischen "Inflation Reduction Acts" (IRA) ins Spiel.
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Als die EU-Partner – insbesondere Deutschland – nicht wie gewünscht reagierten, preschte
Förderung nach Umweltkriterien
Konkret soll künftig nur noch der Kauf jener Fahrzeuge staatlich gefördert werden, die die französische Umweltbehörde (Ademe) als umweltfreundlich einstuft. Dabei sollen sechs Kategorien berücksichtigt werden: in erster Linie der Energiemix bei der Autofertigung, die Emissionen bei der Stahl – und Aluminiumproduktion, die Verwendung von kritischen Rohstoffen und die Umweltschäden beim Transport zu den Kundinnen und Kunden. Ab Oktober können die Autohersteller die für die Klassifizierung nötigen Unterlagen einreichen; im Dezember will die Behörde eine Liste förderfähiger Modelle veröffentlichen.
Die Maßnahme zielt in erster Linie auf die Importe chinesischer Elektroautos ab. Diese fahren zwar ebenso mit lokal emissionsneutralen E-Antrieben, dürften aber aufgrund ihrer Produktion einen größeren CO₂-Rucksack mit sich herumschleppen als in Europa gebaute Konkurrenzprodukte. Hauptgrund dafür ist der in China sehr kohlelastige Strommix, der sich bei der energieintensiven Produktion von E-Autos und deren Batterien umso stärker auswirkt. Hinzu kommt der Transport der Fahrzeuge auf einem langen Seeweg.
Konform mit den WTO-Regeln
Vor diesem Hintergrund dürften aus China importierte E-Autos künftig kaum noch oder gar nicht mehr von der französischen Förderung profitieren. Interessant dabei ist, dass auf ähnliche Weise in Osteuropa gefertigte E-Autos und deren Batterien dem FAZ-Bericht zufolge nicht von der Kaufprämie ausgeschlossen werden sollen. Trotzdem soll die nach einer "äußerst präzisen wissenschaftlichen Methodik" ausgearbeitete Regelung nicht gegen die Vorgaben der Welthandelsorganisation WTO verstoßen. Diese erlaube explizit ein solches Vorgehen zum Schutz der Umwelt. Frankreich verspricht sich durch die Neuregelung eine spürbare Minderung importierter Treibhausgase. Zudem will Deutschlands Nachbarland damit erreichen, dass ausländische Hersteller mehr E-Auto- und Batteriefabriken in Frankreich errichten.

Mehr noch als in Deutschland ist die finanzielle Entlastung beim Kauf eines Elektroautos relevant. Mit einer Kaufprämie von maximal 5.000 Euro und einem Steuervorteil von höchstens 2.773 Euro lassen sich – unabhängig vom Hersteller und Produktionsort – bis zu 7.773 Euro sparen. Das bedeutet Platz zwei innerhalb der EU hinter den Niederlanden und direkt vor Deutschland. Für das kommende Jahr soll der entsprechende Fördertopf in Frankreich eine Milliarde Euro enthalten.
Hinweis: In der Fotoshow zeigen wir Ihnen, welche chinesischen Autos in Deutschland aktuell oder in naher Zukunft angeboten werden. © auto motor und sport

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