• Der Krieg in der Ukraine treibt die Spritpreise in nie gekannte Höhen.
  • Jetzt ist auch die magische Grenze von 2 Euro gefallen.
  • Wie weit könnte das noch gehen? Und welche Maßnahmen könnten helfen, die Preise zu drücken?

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Der Krieg in der Ukraine lässt die Spritpreise geradezu explodieren. Nun fiel auch noch die magische Grenze von 2 Euro pro Liter. Da fragt sich so mancher Autofahrer, wo das noch hinführen kann.

Nach einer Analyse des Allgemeinen Deutschen Automobil-Clubs (ADAC) verteuerte sich Super E10 innerhalb von nur einer Woche um rund 15 Prozent, bei Diesel lag die Rate gar bei 22 Prozent. Laut ADAC handelt es sich um den "größten Preissprung aller Zeiten".

Bei einer Tankfüllung von 50 Litern entspräche die Verteuerung einer Preisdifferenz von knapp 14 Euro für Super E10 und fast 20 Euro bei Diesel. Und ein Ende ist bei weitem nicht absehbar.

Experte: "Steuern sind nicht für Anstieg des Benzinpreises verantwortlich"

"Am aktuellen Preisanstieg ist sicherlich so gut wie ausschließlich der Krieg in der Ukraine verantwortlich", sagt der Ökonom Steffen Eibelshäuser von der Goethe-Universität Frankfurt. "Natürlich gibt es noch andere Faktoren wie Steuern, die den Benzinpreis mitbestimmen, doch die sind nicht für den derzeitigen rasanten Anstieg verantwortlich."

Zum Vergleich: Im März 2021 lag der Durchschnittspreis für Super E10 bei 1,454 Euro, für Diesel waren es 1,315 Euro pro Liter.

Benzinpreise von 3 Euro? Hilft eine Senkung der Mehrwertsteuer?

"An den Ölmärkten herrscht aktuell große Unsicherheit darüber, ob und wie ungehindert in Zukunft Öl aus Russland über die osteuropäischen Länder wie Ukraine bezogen werden kann", ergänzt Eibelshäuser. "Alleine aufgrund der Unsicherheit kommt es zu Risikoprämien. Außerdem tätigen große Abnehmer Hamsterkäufe, was den Preis zusätzlich in die Höhe treibt."

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck schloss in einem Interview beim Nachrichtensender ntv selbst Benzinpreise von drei Euro pro Liter nicht aus. Eibelshäuser will sich dagegen nicht auf konkrete Zahlen festlegen.

"Wohin das noch führt, hängt von vielen Faktoren ab, die vor allem politischer Natur und für mich als Ökonom schwer vorherzusagen sind", so Eibelshäuser.

Angesichts der Preisexplosion an den Zapfsäulen fordert der ADAC nun, die Mehrwertsteuer auf Benzin und Diesel vorübergehend von 19 auf 7 Prozent zu senken. Damit könne ein Kraftstoffpreis von 2 Euro auf 1,79 pro Liter reduziert werden, rechnet der ADAC vor.

Hans fordert Spritpreisbremse, Greenpeace "Kein Öl für Krieg"

Steffen Eibelshäuser hält von solchen Maßnahmen nicht viel. "Natürlich kann man über Steuersenkungen in begrenztem Maße gegensteuern, doch das ist am Ende immer ein ‘Von-der-linken-in-die-rechte-Tasche-Prinzip‘: Entweder die Subventionen/Steuererleichterungen kommen von anderweitigen Steuereinnahmen oder über Schulden von der nächsten Generation."

Doch der ADAC ist bei weitem nicht allein mit solchen Forderungen. Der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans etwa erregte mit einem Twitter-Video viel Aufmerksamkeit. Darin sieht man Hans vor einer Tankstelle, der sich geschockt über einen Benzinpreis von 2,12 Euro zeigt.

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Tobias Hans mit Patzer im Wahlkampf: Ministerpräsident schießt sich mit Tweet ein Eigentor

Tobias Hans, Ministerpräsident des Saarlands, filmt sich vor einer Tankstelle. Der CDU-Mann weist auf die exorbitant gestiegenen Spritpreise hin und verweist auf den Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine. Als er Twitter-User darum bittet, die Forderung nach einer "Spritpreisbremse" zu unterstützen, wird es jedoch pikant.

"Ich finde, da ist jetzt wirklich ein Punkt erreicht, wo man sagen muss, da muss man handeln", so Hans wörtlich. Der Staat bereichere sich an den gestiegenen Spritkosten und deshalb müsse eine Spritpreisbremse her.

Auch Greenpeace nimmt zu dem Thema Stellung. Unter dem Titel "Kein Öl für Krieg" veröffentlichte die Umweltschutzorganisation einen Zehn-Punkte-Plan, wie Deutschland schnell unabhängiger von russischem Öl werden könnte. Darunter finden sich Vorschläge wie ein temporäres Tempolimit und autofreie Sonntage.

"Aus der Klammer von russischen Importen befreien" – Woher kommt in Zukunft unser Öl?

"Weniger Energie zu verbrauchen, hilft natürlich bei der Energieunabhängigkeit", sagt Steffen Eibelshäuser. "Doch in einer hoch entwickelten Industrienation wie Deutschland sollte das durch intelligente Einsparungen passieren statt durch plumpe Verbrauchsverbote in Form von Sonntagsfahrverboten oder Ähnlichem."

Welche Lösung wäre also praktikabel? "Nachhaltig würden stabile Handelsbeziehungen zu Exporteuren von Energieträgern helfen", sagt Eibelshäuser.

Dadurch könnte man sich auch schnell aus der Klammer von russischen Importen befreien, wie Wirtschaftsminister Habeck im ZDF-heute-journal darlegt. Wie lange das dauern würde? "In Wochen und Monaten kann man es ändern", so Habeck.

Über den Experten:

Dr. Steffen Eibelshäuser ist Ökonom an der Goethe-Universität Frankfurt und forscht unter anderem zu Preiszyklen an Tankstellen.

Verwendete Quellen:

  • Interview mit Steffen Eibelshäuser
  • adac.de: Spritpreise: Benzin bei über 2,17 Euro, Diesel bei fast 2,27 Euro je Liter
  • ntv: Frühstart vom 8. März 2022; "Einigen ist nicht klar, welchen Preis man bezahlt"
  • Greenpeace: Kein Öl für Krieg
  • ZDF: Heute journal vom 9. März 2022

CDU-Politiker Hans beschwert sich über Sprit-Preise - und erntet scharfe Kritik von Strack-Zimmermann

Mit einem Video, in dem er sich über die aktuellen Spritpreise beklagt, hat CDU-Politiker Tobias Hans für Diskussionen gesorgt. In der Talkshow von Markus Lanz äußert sich auch FPD-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann zu dem Video – und findet deutliche Worte der Kritik. (Bildnachweis: picture alliance / Flashpic | Jens Krick)
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