Der grausame Serienkiller Henry Howard Holmes baute sich in Chicago ein verstörendes Horror-Hotel, das in erster Linie einem Zweck diente: bestialische Morde zu verüben. Bis zu 200 Menschen könnte er getötet haben. Die Geschichte eines Mannes, der in sich selbst den Teufel vermutete, ist nichts für schwache Nerven.

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Geheimgänge, Falltüren, Treppen ins Nichts, verborgene Zimmer und ein Folterkeller: Das Chicagoer World's Fair Hotel war ein grauenvoller Ort für eine Übernachtung – und ein tödlicher.

Der Besitzer Henry Howard Holmes war ein bestialischer Killer, der sich seine Opfer unter den weiblichen Gästen suchte.

Mindestens 27, womöglich aber bis zu 200 Menschen hat der Mann vor 120 Jahren getötet. Darunter waren vor allem Frauen, aber er brachte auch Kinder und Männer um. Holmes gilt als einer der ersten Serienmörder der USA und war nebenbei auch noch ein Schwindler, Bigamist und Betrüger.

Die Morde von Holmes waren bestialisch - und perfide geplant. Er hatte sein Horror-Hotel so bauen lassen, dass es zu einem schockierenden Schlachthaus wurde. Es gab Zimmer mit geheimen Gucklöchern, in denen er seine Opfer längere Zeit festhielt, um sie dann urplötzlich über ein Öffnen der Gasleitung zu töten.

Ein Raum war mit Eisenplatten verkleidet, so dass er Menschen darin lebendig verbrennen konnte. Ein weiteres Zimmer erreichte man nur über eine Falltür in der Decke. In diesem Raum ließ er Frauen verdursten und verhungern. Und in einem anderen Raum erhängte er die Opfer.

Im Keller stand eine Folterbank, auf der er einige Opfer zu Tode quälte. Manche Gäste erstickte er im Schlaf oder tötete sie mit Chloroform.

Leichen gelangen über Rutsche in Horror-Keller

Über eine versteckte Rutsche konnten die Leichen unbemerkt von den Hotelräumen in den Keller gebracht werden. Die Körper weidete er anschließend auf dem Seziertisch aus, manchen zog er die Haut ab. Einige Leichen zerstückelte er.

Holmes war aber auch geschäftstüchtig: Die Skelette verkaufte er zu Forschungszwecken an Universitäten.

Andere Leichen warf er in eigens angelegte Gruben mit Ätzkalk oder in Säurebäder im Keller, so dass sie sich innerhalb weniger Stunden auflösten. Einige verbrannte er in einem riesigen Ofen.

Aber nicht nur Gäste fielen seinem Blutrausch zum Opfer: Eine seiner Geliebten ermordete er am Weihnachtstag 1891. Sie hatte mit ihm und ihrer Tochter im Hotel gewohnt, ahnte aber nichts von den Morden. Julia Smythe war schwanger, er hatte sie zu einer Abtreibung im Keller überredet.

Stattdessen tötete er sie mit einer Überdosis Chloroform und ermordete anschließend auch ihre Tochter Pearl. Später bandelte er mit einer reichen Eisenbahnerin an, Minnie Williams. Er tötete sie und ihre Schwester Annie, nachdem er sich von ihnen ihre Ländereien in Texas hatte überschreiben lassen.

Die Kindheit des späteren Serienkillers

Holmes wurde 1860 unter dem Namen Herman Webster Mudgett als Sohn strenggläubiger Farmer geboren. Schon als Kind soll er kleinere Tiere gefangen und lebendig seziert haben. Die Eltern züchtigten den Jungen oft mit dem Stock und sperrten ihn lange Zeit auf dem Dachboden ein.

1876 heiratete er und wurde Vater eines Sohnes. Es war nicht seine einzige Ehe, aber scheiden ließ er sich nie. Ab 1882 studierte Mudgett Medizin und entwickelte eine Leidenschaft für Anatomie – und für Betrug. Er soll Leichen gestohlen und sie verstümmelt haben, damit sie wie Unfallopfer aussahen.

Dann kassierte er das Geld von Versicherungen. Schon damals gab es Gerüchte um verschwundene oder verstorbene Kinder, die mit ihm gesehen worden waren. Doch Holmes rettete sich, indem er schnell die Stadt wechselte.

1886 ging er nach Chicago und änderte seinen Namen in Henry Howard Holmes. Zugleich erfand er eine Promotion und nannte sich von da an nur noch Dr. H. H. Holmes. Von seiner Frau war er zwar getrennt, aber nicht geschieden. Er trat erneut vor den Traualtar und wurde noch einmal Vater. Zwei Ehen waren aber nicht genug: Acht Jahre später heiratete er erneut.

Das "Murder Castle" wird gebaut

Offenbar war Holmes ein Charmeur, er hatte eine starke Wirkung auf Frauen. Zum Beispiel auf die Apothekenbesitzerin Elizabeth S. Holton, die er kurz nach seiner Ankunft in Chicago kennenlernte.

Sie stellte Holmes ein und verkaufte ihm nach dem Tod ihres Mannes sogar die Apotheke. Das bezahlte sie aber mit dem Leben, denn sie verschwand spurlos. Der neue Besitzer erklärte auf Nachfragen, sie sei nach Kalifornien gezogen.

Mit den Einnahmen aus der Apotheke baute Holmes auf dem Nachbargrundstück einen großen Wohnkomplex, den er als seine "Burg" bezeichnete. Er entwarf das 60-Zimmer-Hotel selbst, tauschte aber die Handwerker oft aus – niemand sollte bemerken, dass die Architektur des Hauses ziemlich bizarr war.

Holmes hatte einen perfiden Plan. Er ging davon aus, dass die Weltausstellung in Chicago 1893 auch viele alleinstehende Frauen anlocken würde, die dort arbeiten wollten. Ihnen bot er eine Unterkunft in seinem Hotel an. Doch nachts zog er los und fand unter den Bewohnerinnen viele seiner Opfer. Später wurde das Hotel unter dem Namen "Murder Castle" bekannt.

Die Morde an drei Kindern

1894 verließ Holmes Chicago Hals über Kopf und ließ sich an verschiedenen Orten nieder. Ein Jahr später wurde er in Philadelphia verhaftet, eigentlich wegen eines Pferdediebstahls. Doch die Polizei war zu diesem Zeitpunkt schon misstrauisch.

Der Mord an seinem Gehilfen Benjamin Pitezel und dessen drei Kindern wurde ihm zum Verhängnis. Er hatte Pitezels Lebensversicherung kassieren wollen – das hatte er bei vielen seiner Opfer versucht.

Die Kinder tötete er an verschiedenen Orten. Die Mädchen Alice und Nellie verscharrte er in einem Keller in Toronto, die Knochen von Howard entdeckte die Polizei in einem Kamin in Indiana.

Überreste von 100 Opfern im Keller

Erst dann durchsuchten die Ermittler das Horror-Hotel und machten grausige Entdeckungen: Sie fanden die Überreste von bis zu 100 Opfern, genau konnte dies nie festgestellt werden. Darunter waren Schachteln mit Knochen sowie Schuhe und Kleider der Toten. Der Seziertisch im Keller war mit Blut besudelt, es gab in vielen Zimmern Kratzspuren an den Wänden.

27 Morde gestand Holmes, später widerrief er das. Neun Tote konnten identifiziert werden. Die Überreste von mehr als 100 Leichen wurden im Keller gefunden, ganz genau konnte die Polizei das nicht sagen.

Tatsächlich könnten aber bis zu 200 Tötungen auf sein Konto gehen: Viele Menschen wurden als vermisst gemeldet, Nachbarn sahen ihn mit unbekannten Frauen, die später nie mehr auftauchten.

War Holmes etwa Jack the Ripper?

Bereut hat Holmes seine Taten nie. "Ich bin mit dem Teufel in mir geboren", sagte er. Der Killer wurde zum Tode verurteilt und starb im Mai 1896 am Galgen. Kurz vorher brannte auch das Hotel ab – die Ursache für den Brand konnte nie ermittelt werden.

Heute kennt zwar kaum jemand Holmes' Namen, im Gegensatz zu anderen Killern wie Jeffrey Dahmer oder Ted Bundy. Dennoch ist seine Geschichte in die Populärkultur eingegangen.

Leonardo DiCaprio übernimmt die Rolle von Holmes in der Buchverfilmung "The Devil in the White City". In TV-Serien wie "Supernatural" und "American Horror Story" wird auf den Serienkiller Bezug genommen.

Vielleicht gingen auf Holmes' Konto noch mehr Morde – und das könnte eines der größten Rätsel der Kriminalgeschichte lösen. Denn womöglich wütete der bestialische Killer nicht nur in den USA.

Einer seiner Nachfahren stellte die These auf, dass Holmes auch der berüchtigte Mörder Jack the Ripper gewesen sein könnte.

Der wurde nie gefasst, bis heute weiß niemand, wer 1888 fünf Prostituierte in London auf grausame Weise tötete. Angeblich reiste Holmes tatsächlich zur fraglichen Zeit nach England – und die Handschriften der beiden Killer sollen große Ähnlichkeiten zeigen.


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