Der Patron ist zurück: Uli Hoeneß arbeitet seit Montag wieder für den FC Bayern München. Sein neuer Job in der Jugendabteilung liest sich auf den ersten Blick vergleichsweise langweilig. In Wahrheit verantwortet der 63-Jährige von nun an aber eines der zukünftigen Kerngeschäfte der Weltmarke FC Bayern München.

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Am 5. Januar 2015 hat Uli Hoeneß gleich doppelt Grund zum Feiern: Er wird nicht nur 63 Jahre alt, der Patron des FC Bayern München kehrt an diesem Tag auch zu dem Klub zurück, den er praktisch erfunden hat.

Er zieht gleich wieder in sein altes Büro an der Säbener Straße ein. Nur dann nicht mehr als Manager oder Präsident, sondern als Chef der Nachwuchsabteilung. "Der Macher Hoeneß", wie ihn der FCB-Präsident Karl Hopfner nennt, soll die Metamorphose im Kleinen vorantreiben, auf die der Weltkonzern FC Bayern neuerdings so große Stücke hält.

FC Bayern München im Nachwuchsbereich allenfalls Mittelmaß

Die Bayern sind im Erwachsenenbereich längst im Spitzensegment angekommen, bei den Junioren hinken sie aber selbst der deutschen Konkurrenz mächtig hinterher. Dabei ist die Nachwuchsarbeit ist in Deutschland mittlerweile ein expandierendes Feld geworden. Die Bayern haben diese Entwicklung verschlafen und rangieren hier allenfalls im Mittelmaß. Der Zukauf hochtalentierter Spieler, wie zuletzt Joshua Kimmich vom VfB Stuttgart, ist ein kostspieliges Unterfangen - selbst für solch einen betuchten Klub.

Die neue Devise der Münchner lautet: Eigene Talente ausbilden und die Mia-san-Mia-DNA einpflanzen. Ein langwieriges und schwieriges Ziel. Dazu strebt der Verein den Bau eines neuen Nachwuchsleistungszentrums an, das dann bitteschön auch gleich das schönste und modernste der Welt sein sollte. Und der eine oder andere Erfolg im Jugendbereich wäre auch mal wieder nett: Der älteste Jahrgang der U 19 ist zuletzt vor elf Jahren Deutscher Meister geworden. Beim Gewinn des EM-Titels der deutschen U 19 im Sommer 2014 stand kein einziger Spieler des großen FC Bayern im Kader. Die U 23, gemeinhin das Sprungbrett für spätere Bundesligaprofis, dümpelt seit drei Jahren in der vierten Liga, der Regionalliga Bayern, herum. Dieser Unterbau kann nicht der Anspruch eines Weltvereins sein.

Uli Hoeneß wird das neue Bindeglied

Bei Hoeneß laufen ab dem 5. Dezember die Fäden zusammen. Er wird derjenige sein, der seine Kontakte in die Wirtschaft und die Politik spielen lassen wird, um das theoretische Bauvorhaben nahe der Allianz Arena in die praktische Dimension zu führen. Er ist dann der Anlaufpunkt für Sportvorstand Matthias Sammer, für den Technischen Direktor Michael Reschke, für Sportchef Michael Tarnat, für Nachwuchsabteilungsleiter Wolfgang Dremmler und natürlich alle Trainer der Juniorenmannschaften.

Hoeneß wird jede Menge Gespräche führen müssen, auch mit anderen Klubs. Spieler im Alter zwischen 17 und 19 Jahren sind schwer zu bekommen. Sie besitzen bei ihren jeweiligen Klubs dann bereits rechtskräftige Verträge, Vereinswechsel kosten gleich jede Menge Geld. Beim Transfer von Kimmich mussten die Bayern geschätzte sieben Millionen Euro ausgeben. Der Verein muss deshalb noch früher und intensiver anfangen zu scouten.

Die Bayern hoffen nun auf einen Hoeneß-Bonus. Alleine sein Name in verantwortlicher Position schindet bei der Entscheidungsfindung von Spielern, Eltern, Beratern oder Sponsoren schon gewaltig Eindruck. Das sollte die Chancen der Münchner auf Toptalente im Jugend- oder Kindesalter noch einmal rapide steigen lassen.

Comeback als Präsident ist keine abgemachte Sache

"Das ist keine Alibigeschichte", versichert Präsident Hopfner. Die Bayern würden mit Hoeneß ausschließlich im Nachwuchsbereich planen, unter anderem ist die Art der Beschäftigung des prominenten Freigängers auch vertraglich geregelt. Für Hoeneß selbst ist es für die Zeit seines Strafvollzugs mehr als eine Übergangslösung. Natürlich denken viele bereits an ein Comeback als Präsident des FC Bayern. Mittlerweile mehren sich aber die Stimmen, die den Job im Nachwuchsbereich als eine neue Lebensaufgabe für Uli Hoeneß sehen.

Für den Anfang sind jedenfalls alle im Klub froh, dass der Übervater wieder unter ihnen weilt. "Wir freuen uns alle auf die Gespräche mit ihm. Die haben wir am meisten vermisst", sagt Philipp Lahm über den Mann, der ihn mehr als zehn Jahre gefördert und gefordert hat - und von dem er selbiges nun für eine neue Generation an Spielern erwartet. "Ich glaube, dass Uli Hoeneß in der Jugendabteilung sehr viel bewegen wird. Wir können da alle sehr gespannt sein."

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