Der Star ist die Mannschaft? Das ist nur was für Fußball-Anfänger. Fragt man Zlatan Ibrahimovic, dann ist der Star, nun ja: Zlatan Ibrahimovic, immer. Egal, ob man bei Ajax Amsterdam, Juventus Turin, Inter Mailand, beim FC Barcelona, AC Mailand oder bei Paris Saint-Germain spielt. So hat das Zlatan Ibrahimovic immer gesehen; so sieht er das auch an diesem Dienstag, an dem er mit PSG auf seinen ehemaligen Klub FC Barcelona trifft.

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Mit einem mauen 1:3 war Paris Saint-Germain im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League im heimischen Prinzenparkstadion gegen den FC Barcelona untergegangen. "Ich bin froh, dass Zlatan wieder dabei ist. Dadurch sind wir gefährlicher", sagt PSG-Trainer Laurent Blanc. Ein Weiterkommen in Barcelona scheint fast aussichtslos. Gäbe es da nicht Zlatan Ibrahimovic. Der hatte vor einer Woche wegen einer Sperre nicht mitwirken können.

Ibrahimovics legendäres Selbstvertrauen ("Wer mich stoppen will, muss mich umbringen") könnte durchaus als Größenwahn bezeichnet werden. Auf der anderen Seite aber würde ohne diesen sonderbaren Schweden kein Mensch mehr - vermutlich nicht einmal die Spieler von PSG - den Parisern auch nur eine klitzekleine Chance aufs Weiterkommen einräumen.

Zlatan Ibrahimovic: Physis gepaart mit Feinmotorik

Zlatan Ibrahimovic hat sich zu einem Messias im Fußball stilisiert, sich selbst mit Gott verglichen. Das Problem für die Gegner dieses Großmauls ist: Worte und Taten sind bei dem inzwischen 33-Jährigen manchmal deckungsgleich. Ibrahimovic kann - Achtung, Phrase - Spiele ganz allein entscheiden. Das macht er, wann immer das möglich ist - und in seinem Falle ist das ziemlich oft. Das liegt zum einen an seinen Anlagen, dieser puren Physis gepaart mit einer erstaunlichen Feinmotorik. Zum anderen liegt es auch auch an seinem Charakter. Ibrahimovic ist nicht nur ein unverbesserlicher Egoman, er ist ein Rebell im besten Sinne. Der Schwede will sich keinen Gepflogenheiten und Gesetzen unterwerfen. Ibrahimovic will anders sein, auf und neben dem Platz.

Diesen Drang nach Distinktion fürchten sie auch beim FC Barcelona. Sie haben ihn dort ja schon erleben dürfen. Es war in der Saison 2009/2010, als er in 41 Pflichtspielen 21 Tore für die Katalanen erzielte. Und was sie über ihn sagen können, ist: Ibrahimovic kann außergewöhnlich gut Fußball spielen. Nur lässt es sich nicht gut aushalten mit ihm.

Allerdings dürfte das wiederum im Auge des Betrachters liegen. In den Augen von Ibrahimovic nämlich lässt es sich nicht gut bei dem spanischen Spitzenklub aushalten. Ibrahimovic beschreibt in seiner Autobiographie "Ich bin Zlatan Ibrahimovic" seine Zeit beim FC Barcelona ausführlich. "Ich hatte den Traum, nach Barcelona zu wechseln. Doch im Nachhinhein habe ich mir gedacht: Manchmal ist es besser, wenn die Träume nicht Realität werden", heißt es darin.

FC Barcelona als gut bezahlte Zwischenstation

Barcelona war letztlich kein Albtraum für ihn, aber eben doch nur eine wahnsinnig gut bezahlte Zwischenstation. Der Verein, das wird aus seiner Biographie deutlich, ist eine perfekt funktionierende Maschine. Ein Rädchen greift dort ins andere. Der Maschinenführer zu Zeiten von Ibrahimovic war kein Geringerer als der heutige Bayern-Trainer Pep Guardiola. Dieser gab alles pedantisch vor, die Spieler folgten artig. Bis auf eine Ausnahme: Zlatan Ibrahimovic. Konformismus ist eben nicht seine Sache, Spieler wie Xavi, Iniesta oder Messi bezeichnet er als "artige Schuljungen". Es kam schnell zum Bruch zwischen Ibrahimovic, dem großen Macker an der Schule, und den strebsamen Pennälern. Vielleicht war der FC Barcelona zu perfekt, zu glatt für einen wie Ibrahimovic. Fragte man den Schweden, würde er bestimmt sagen: Ich war zu groß für den FC Barcelona.

Den Nachweis, dass es im Fußball auch auf die viel zitierten Typen ankommt, auf unbeug- und unbiegsame Kerle wie Ibrahimovic, kann der Schwede am Dienstag im Camp Nou nun höchstselbst erbringen. Sollten sich die aus Katar finanzierten Pariser tatsächlich noch fürs Halbfinale qualifizieren, wäre dies für viele Beobachter ein mittelgroßes Wunder. Doch auch das liegt im Auge des Betrachters. Zlatan Ibrahimovic zum Beispiel dürfte das ganz anders sehen.

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