Roberto Di Matteo ist weg, doch die Baustellen bleiben: Auf die Verantwortlichen des FC Schalke 04 wartet in der Sommerpause jede Menge Arbeit. Dennoch sieht die Schalker Zukunft besser aus, als man meinen könnte - unter einer Voraussetzung.

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Erste Baustelle: die Trainer-Position

Seit Dienstagvormittag ist es offiziell: Roberto Di Matteo ist nicht mehr Trainer des FC Schalke 04. Umso mehr wird jetzt darüber spekuliert, welcher Trainer sich das Pulverfass Schalke als nächstes antun könnte. Sogar der Name Jürgen Klopp fällt in diesem Zusammenhang. Dass Klopp seiner Dortmunder Borussia prompt das blau-weiße Messer in den Rücken stechen würde, ist allerdings so gut wie ausgeschlossen.

Ex-Schalker Marc Wilmots wäre die Lösung, die Manager Horst Heldt den Fans am ehesten als Erfolg verkaufen könnte. Schließlich ist "Willy, das Kampfschwein" eine lebende Klub-Legende, schoss die Königsblauen 1997 zum Triumph im Uefa-Pokal. Der Haken: Wilmots trainiert derzeit die äußerst talentierte belgische Nationalmannschaft, mit der er sich einigen Erfolg bei der kommenden Europameisterschaft 2016 in Frankreich ausrechnen darf.

Wunschlösung Nummer zwei der S04-Fans wäre Norbert Elgert. Der 58-Jährige trainiert seit fast zwei Jahrzehnten die Schalker A-Jugend - und das mit herausragendem Erfolg. Am Montag wurde Elgert mit der U19 des Bundesligisten zum dritten Mal seit 2006 Deutscher Meister. Der gebürtige Gelsenkirchener ist Schalker durch und durch, will aber vorerst kein Profi-Trainer werden. "Nach 18 Jahren im Nachwuchsbereich brauche ich jetzt erstmal eine längere Pause, vielleicht sogar eine Kur. Vielleicht in ein, zwei Jahren wäre es denkbar", sagte Elgert nach dem 3:1-Finalsieg gegen 1899 Hoffenheim bei "Sport1". Dass er sich noch umstimmen lässt, sollte man zumindest nicht ausschließen.

Mit Paderborns André Breitenreiter, den Ex-Schalke-Trainern Mirko Slomka und Huub Stevens, Fürths Mike Büskens, Heldt-Freund Armin Veh sowie dem unerfahrenen Stefan Effenberg gibt es noch weitere Namen, die in den Ring geworfen werden. Doch egal, wer es am Ende wird: Wichtig wird es vornehmlich sein, dass der neue Coach der Schalker Mannschaft eine Spielphilosophie verpasst und sie taktisch weiterentwickelt. Denn genau das schafften sowohl Di Matteo als auch Keller nicht.

Zweite Baustelle: der Manager-Posten

Es scheint, als könnte sich Horst Heldt wieder einmal retten. Trotz heftigen Gegenwinds durch die Schalker Fans, die dem 45-Jährigen für die schwache Saison die Hauptschuld geben, darf Heldt offenbar seinen Job behalten. Es bleibt einzig die Frage: wie lange noch? Heldt ist angezählt, will er sein Standing verbessern, muss sich der Erfolg direkt zu Beginn der neuen Saison einstellen. Dazu benötigt er bei seinen Transfers deutlich mehr Geschick als zuletzt.

Schalke steht nach der katastrophalen Rückrunde vor einem Umbruch, den Heldt einleiten soll. Es ist allerdings fraglicher denn je, ob er diese Aufgabe erfüllen wird.

Dritte Baustelle: das defensive Mittelfeld

Insbesondere im defensiven Mittelfeld besteht bei den Gelsenkirchenern dringender Handlungsbedarf. Zwar haben die für diese Position vorgesehenen Roman Neustädter, Marco Höger, Dennis Aogo und Leon Goretzka allesamt noch über die Saison hinaus laufende Verträge. Doch einzig Goretzka hat bei Erreichen seiner Top-Form die Qualität, die man sich auf Schalke von einem Spieler auf dieser wichtigen Position erwartet. Für Thomas Strunz ist daher für Neustädter und Höger "die Zeit auf Schalke abgelaufen", wie der Ex-Nationalspieler bei "Sport1" betonte.

Der heiß umworbene Sami Khedira, der sich mit S04 fast einig gewesen sein soll, präferiert mittlerweile einen Wechsel zu Juventus Turin. Laut des "Sport-Informations-Diensts" (SID) befindet sich der 28-Jährige bereits beim Medizincheck in Italien. Dass sich Schalke überhaupt mit dem Weltmeister beschäftigt hat, zeigt: S04 ist sich seiner mangelnden Qualität im defensiven Mittelfeld bewusst und wird hierauf reagieren.

Vierte Baustelle: die Außenverteidiger

Ähnlich ist die Situation auf den Außenverteidiger-Positionen: Linksverteidiger Sead Kolasinac löst seine Aufgaben in der Defensive meist ordentlich, ist im Spiel nach vorne aber limitiert. Der zeitweise stark aufspielende Rechtsverteidiger Atsuto Uchida hatte zuletzt immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen und war in dieser Spielzeit von seinem wahren Leistungsvermögen weit entfernt. "Auf den Außenverteidiger-Positonen ist man auch nicht so gut aufgestellt im Vergleich zu den Top-Mannschaften in Deutschland", kritisiert Strunz und fordert auch hier neue Kräfte zur kommenden Saison.

Klar ist: Schalke wird sich auch hier nach neuem Personal umschauen. Vorrangig wird ein Profi gesucht, der mit Uchida konkurrieren soll - Freiburgs Oliver Sorg ist bereits seit mehreren Wochen ein Thema. Dann könnte Benedikt Höwedes, vorausgesetzt er bleibt bei S04, wieder häufiger in der Innenverteidigung auflaufen.

Fünfte Baustelle: das Mannschaftsgefüge

Es ist zwar nicht bestätigt, aber laut "Sport Bild" hat es nach der 0:2-Pleite beim 1. FC Köln am 32. Spieltag in der Schalke-Kabine gekracht. Der mittlerweile suspendierte Kevin-Prince Boateng soll knallhart den mangelnden Teamgeist angesprochen haben: "Wir sind doch keine Mannschaft. Auf Teamabenden fehlen teilweise zehn Spieler. Wir holen Siege doch nicht als Mannschaft, sondern nur durch individuelle Klasse", schimpfte er offenbar in Richtung seiner Mitspieler.

Dass die Stimmung innerhalb der Mannschaft mangelhaft ist, ist offenkundig. Allein mit einem neuen Trainer wird sich dieses Problem nicht lösen lassen. Hier sind vor allem die Spieler gefordert, sich wieder zusammenzuraufen.

Das macht den Schalke-Fans Hoffnung

Auch wenn die spielerischen Leistungen in der Rückrunde meist katastrophal waren und es einige Baustellen im Team gibt: Qualität kann man Spielern wie Jefferson Farfan, Julian Draxler, Max Meyer, Klaas-Jan Huntelaar oder Ralf Fährmann nicht absprechen.

Zudem kann S04 auch in Zukunft wieder auf seinen sensationellen Unterbau setzen, mit Leroy Sané hat es das nächste Talent aus der sogenannten Knappenschmiede zu den Profis geschafft. Dass S04 trotz aller Probleme als Sechster in die Europa League eingezogen ist, ist ebenfalls ein gewisser Qualitätsnachweis. Die Schalker Zukunft sieht jedenfalls besser aus, als man derzeit das Gefühl haben könnte - erst Recht, wenn der neue Trainer zur Abwechslung mal ein Glücksgriff ist.

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