• Der Nobelpreis für Chemie kam für den Deutschen Benjamin List und seinen Kollegen David W.C. MacMillan völlig überraschend.
  • So hatten beide beim Anruf aus Stockholm dieselbe Reaktion: Das muss ein Scherz sein.
  • Erst List erlöste seinen Kollegen durch eine Nachricht und brachte Gewissheit.

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Der Nobelpreis für Benjamin List und seinen Kollegen David W.C. MacMillan kam für die beiden Preisträger völlig überraschend. Wie überraschend, zeigt die Reaktion der beiden.

List: "Meine Frau und ich dachten, 'Haha, das ist der Anruf.' Als Witz."

Der frisch gekürte Chemie-Nobelpreisträger Benjamin List saß in einem Amsterdamer Café, als er am Mittwoch die Nachricht bekam, dass er den Preis bekommt. "Die haben auf meinem Handy angerufen", sagte der Wissenschaftler der Deutschen Presse-Agentur. "Als wir gerade bestellen wollten, sah ich auf dem Display so 'Schweden'. Ich guckte meine Frau an, wir lächelten uns ironisch an - 'Haha, das ist der Anruf.' Als Witz. Aber dann war es wirklich der Anruf. Es war echt unglaublich. Ein unglaublicher Moment."

Er habe wirklich nicht damit gerechnet, sonst wäre er ja auch kaum nach Amsterdam gefahren. Seine Frau und er waren für eine Übernachtung da, weil sie sich am Dienstagabend im Concertgebouw die 5. Sinfonie von Gustav Mahler angehört hatten. "Es war toll."

List wird zum Boten des Nobelpreiskomitees

Anschließend wurde List selbst zum Boten für das Nobelpreiskomitee: Der Vorsitzende des Nobelkomitees habe ihn gefragt, "kennen Sie vielleicht die Nummer von Professor MacMillan", erzählte List am Mittwochabend in Mülheim an der Ruhr, wo er von den Mitarbeitern des Max-Planck-Instituts für Kohlenforschung mit langanhaltendem Beifall empfangen wurde. "Ich habe sie ihm dann gegeben." Das Komitee habe MacMillan aber nicht erreicht. Darauf habe er MacMillan eine Textnachricht geschickt, so List.

Der Grund, warum das Nobelpreiskomitee zunächst bei MacMillan abblitze: Dieser dachte, es handele sich um einen Telefonscherz. Er habe einfach nicht glauben können, dass da wirklich die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften aus Stockholm anrufe und sei deswegen auch zunächst nicht ans Telefon gegangen, sagte MacMillan bei einer Pressekonferenz an der Princeton-Universität am Mittwoch. Die Akademie hinterließ ihm daraufhin eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter, hatte ihn aber noch nicht erreicht, als sie die Auszeichnungen verkündete. Nachdem er die Nachricht dann doch bekommen habe, fühle er sich "benommen, verwirrt, unglaublich aufgeregt, surreal und immer noch dabei, meine Füße wiederzufinden", sagte der Forscher.

List tritt mit Nobelpreisgewinn in die Fußstapfen seiner Tante

List und MacMillan haben am Mittwoch den Chemie-Nobelpreis für ihre Forschungen zur Beschleunigung chemischer Reaktionen erhalten. Beide hätten damals, vor mehr als 20 Jahren, nicht gewusst, dass sie an einem ähnlichen Thema arbeiteten, berichtete List. Das hätten sie erst bei einem Besuch von MacMillan in Mülheim festgestellt. "Wir sind beide aus allen Wolken gefallen." Es habe dann, bei allem gegenseitigen Respekt, eine gewisse Konkurrenz gegeben.

Mit dem Gewinn des Nobelpreises tritt der Deutsche in die Fußstapfen seiner Tante: List ist ein Neffe der Medizin-Nobelpreisträgerin Christiane Nüsslein-Volhard. (dpa/mgb)  © dpa

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