• Viele positive News fanden zwischen den täglichen Schreckensmeldungen kaum Beachtung.
  • Spannende Entwicklungen wie die Heilung von weißem Hautkrebs durch eine radioaktive Paste oder ein Waldbrand-Frühwarnsystems aus dem All gingen fast unter.
  • Hier sind einige der schönsten News 2022 knapp zusammengefasst.

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#1 Forscher entdecken universellen Corona-Antikörper

Forscher in den USA haben einen Antikörper gefunden, der universell vor allen Corona-Varianten und anderen Coronaviren schützen kann. Im Juli schrieb "aerzteblatt.de", die besten Testergebnisse habe man mit dem Antikörper 1249A8 erzielen können. Dieser habe den SARS-CoV-2-Wildtyp Wuhan und seine Varianten Beta, Gamma, Delta, Epsilon, Omikron und das erste SARS-CoV, das zwischen 2002 bis 2004 eine Pandemie auslöste, neutralisiert. Zudem sei der Antikörper auch auf MERS-CoV, das auf der arabischen Halbinsel bereits zahlreiche tödliche Verläufe des "Middle East Respiratory Syndrome" verursacht hat, anwendbar. Auf Basis des neuen Antikörpers wollen die Wissenschaftler universelle Antikörperpräparate entwickeln.

#2 Heilung von weißem Hautkrebs mit radioaktiver Paste

Forschern der Unimedizin Rostock ist es gelungen, weißen Hautkrebs erfolgreich mit einer radioaktiven Paste zu behandeln. An der deutschlandweit einmaligen Studie nahmen 22 Menschen mit weißem Hautkrebs teil. Betroffene Hautpartien wurden von einem Nuklearmediziner mit der radioaktiven Paste behandelt, die für ein bis zwei Stunden auf der Haut blieb. Innerhalb von zwei Wochen wurde der weiße Hautkrebs lokal abgetötet. Die Studienteilnehmer konnten überwiegend durch die ambulante Behandlung geheilt werden und mussten sich keiner weiteren Operation unterziehen. Voraussetzung für eine erfolgreiche Behandlung ist eine frühzeitige Krebsdiagnose.

#3 Waldbrand-Frühwarnsystem aus dem All

Seit Beginn der Aufzeichnungen wurden im Sommer 2022 mehr europäische Wälder als je zuvor im Sommer durch Waldbrände vernichtet. Anfang 2022 wurde vom Münchner Start-up OroraTech ein Nanosatellit per SpaceX-Rakete ins All geschickt. Ziel der Mission FOREST-1: die Messung von Umweltdaten, insbesondere zur Waldbrand-Früherkennung. Fünf Monate später verkündete das Start-up, die Mission sei geglückt. Der Satellit ist mit einer speziellen Infrarotsensor-Wärmebildkamera ausgestattet. Eine weitere nimmt das sichtbare Spektrum auf. Zeitkritische Informationen werden über ein Satellitennetzwerk in Echtzeit übermittelt. Bis Ende 2023 will das Unternehmen acht weitere Satelliten ins All schicken. Ziel sei es, bereits in einigen Jahren Waldbrände weltweit innerhalb von 30 Minuten orten zu können.

#4 Bluttest erkennt Krebstumore

Die Früherkennung von Krebstumoren beeinflusst maßgeblich den Erfolg einer Krebstherapie. Für die frühe Diagnose der meisten Krebsarten gibt es jedoch noch keine Methoden. Im September wurden im Rahmen eines Kongresses der Europäischen Gesellschaft für Onkologie in Paris die Ergebnisse der Pathfinder-Studie vorgestellt. Für diese wurde ein neuartiger Screening-Bluttest zur Krebsdiagnose in der klinischen Praxis eingesetzt. Der sogenannte Galleri-Test soll mehr als 50 Krebsarten frühzeitig erkennen können. Zudem kann er gesunde DNA von Tumor-DNA unterscheiden. An der Studie nahmen über 6.000 Menschen über 50 Jahren ohne bestehende Krebsdiagnose teil. Bei rund einem Prozent der Probanden fiel der Krebs-Test positiv aus. Weiterführende Untersuchungen bestätigten bei einem Drittel der positiv getesteten Personen eine Krebserkrankung.

#5 Hoffnung für Menschen, die auf eine Spenderniere warten

Wer auf eine Spenderniere hofft, muss durchschnittlich zwischen acht und zehn Jahren auf ein Organ warten. Erschwerend hinzu kommt, dass die Blutgruppe von Empfänger und Spender kompatibel sein müssen. Lediglich Organe von Spendern der Blutgruppe 0 können Empfängern aller Blutgruppen transplantiert werden, sie gelten als Universalspender. An der Universität Cambridge ist es einem Forscher-Team gelungen, die Blutgruppe von drei Spendernieren mit der Blutgruppe B in die universell übertragbare Blutgruppe 0 zu verändern. Dies gelang den Forschern, indem sie ein Enzym durch die gespendeten Nieren spülten, das die Blutgruppen-Marker neutralisiert. Die veränderten Spendernieren können somit unabhängig von der Blutgruppe des Empfängers transplantiert werden.

#6 Speicheltest erkennt Endometriose

Im September verkündete das deutsche Privatlabor Eluthia, ab Oktober 2022 den weltweit ersten Speicheltest zur Diagnose einer Endometriose in Deutschland anzubieten. Rund zehn bis 15 Prozent aller Frauen im gebärfähigen Alter sind von den gutartigen Gewebswucherungen betroffen, die extreme Schmerzen verursachen können. Viele Betroffene berichten von drastischen Einschränkungen im Alltag. Auch leiden zahlreiche Frauen an einer Endometriose, die einen unerfüllten Kinderwunsch haben. Mit dem vom französischen Biotech-Start-up Ziwig entwickelten Speicheltest kann die gynäkologische Erkrankung innerhalb von 14 Tagen nachgewiesen werden. Häufig dauert es Jahre, bis eine Diagnose vorliegt. Allerdings hat der Speicheltest seinen Preis: 799,00 Euro kostet die Analyse, die ausschließlich in gynäkologischen Praxen angeboten wird.

#7 Hundehaufen befeuern Straßenlaterne

Ein wenig Schmunzeln muss sein: Wer wünscht sich nicht manchmal, aus Sch* Gold machen zu können? In England werden Hundehaufen zwar noch nicht zu Gold, aber zu Licht: Eine Straßenlaterne in den Malvern Hills wird mit den Hinterlassenschaften von Hunden betrieben. Aus den Hundehaufen wird Biogas hergestellt, mit dem die Straßenlaterne zum Leuchten gebracht wird. Hinter der innovativen Idee steckt ein Tüftler namens Brian Harper, der wie viele andere von Hundehaufen und stinkenden Kotbeuteln auf der Straße genervt war. Zwei Jahre lang arbeitete er an dem Prototyp. Alles, was Hundebesitzer tun müssen, ist den Hundekot in einem Papierbeutel in die Laterne zu werfen und an einer Kurbel zu drehen. So gelangt der Beutel in den integrierten Biokomposter, wo der Inhalt zu Biogas wird. In besonders hundereichen Großstädten wie Berlin würden sich sicherlich viele genervte Einwohner über diese clevere Win-Win-Lösung freuen.

#8 Studentin entwirft plastikschluckenden Roboter-Fisch

Den "Natural Robotics Contest 2022" der University of Surrey hat die Studentin Eleanor Mackinstosh mit ihrem Roboter-Fisch "Gillbert" gewonnen. Die Idee: Ein schwimmender Roboter in Fischform, der Plastik aus dem Wasser aufsaugt. Kleine Plastikteile werden zunächst angesaugt und dann in Nylonnetzen im Inneren des Roboters gesammelt. Umgesetzt wurde die Idee von Wissenschaftlern der Universität. Damit "Gilbert" zukünftig fleißig Plastik sammeln kann, soll er noch schneller werden und eine Docking-Station zum Aufladen bekommen. Auch plastiksammelnde Fische brauchen eben mal eine Auszeit zum Auftanken.

#9 Gezüchtete Korallen vermehren sich im Great Barrier Reef

Der Zustand des durch mehrere Massenbleichen stark zerstörten Great Barrier Reefs in Australien könnte durch gezüchtete Korallen, die die Massenbleiche im Riff überstanden haben, verbessert werden. Um die Züchtung bemühen sich Biologen der Reef Restoration Foundation (RRF). Die Forscher hoffen, dass die gezüchteten Korallen dem Klimawandel besser standhalten. Wie der "Guardian" berichtet, haben die gezüchteten Korallen sich nun erstmals im Freien vermehrt. Für die Biologen ein Meilenstein – allerdings könne diese Maßnahme alleine das Riff nicht retten.

#10 Forscher wollen Hundeleben verlängern

Viele Hundebesitzer wünschen sich, dass ihr geliebter Vierbeiner für immer an ihrer Seite bleibt. Forscher der University of Washington haben herausgefunden, dass das Medikament Rapamycin das Leben von Hunden um circa zwei Jahre verlängern könnte. Im Tierversuch an Mäusen konnten bereits erste positive Beobachtungen gemacht werden. Die Nagetiere, denen das Medikament verabreicht wurde, lebten bis zu 30 Prozent länger. Ursprünglich wird Rapamycin eingesetzt, um die Immunreaktion nach einer Organtransplantation zu unterdrücken. Im Rahmen des "Dog Aging Projects" wollen die Forscher an 500 größeren Hunden untersuchen, ob ihre Lebenserwartung durch die Gabe des Medikaments ebenfalls erhöht werden kann. Die Wissenschaftler hoffen, Hundebesitzern und Vierbeinern etwa zwei weitere schöne gemeinsame Jahre ermöglichen zu können. Auch Wissenschaftler der Max-Planck-Gesellschaft sind dem Wirkstoff und seiner Anti-Aging-Wirkung auf der Spur.

Verwendete Quellen:

  • Universitätsmedizin Rostock: Radioaktive Paste gegen weißen Hautkrebs
  • aerzteblatt.de: SARS-CoV-2: Universeller Antikörper könnte vor allen Varianten und anderen Coronaviren schützen
  • OroraTech: FOREST-1 Satellit: OroraTech Mission Erfolgreich
  • Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt: Waldbrandfrüherkennung aus dem All, Schadstoffmessungen im Monsunwind und Mobilität in der Stadt von morgen
  • esmo.org: A new era of early cancer detection with blood test may change cancer screening paradigms
  • grail.com: Pathfinder Study
  • organspende-info.de: Die Nierentransplantation
  • transplantation-verstehen.de: Voraussetzungen bei einer Lebendspende: Welche rechtlichen Regelungen es gibt – und welche Rolle die Blutgruppe spielt
  • cam.ac.uk: Cambridge researchers change donor kidney blood type
  • Open PR: Weltweit erster Test auf Endometriose wird in Deutschland verfügbar
  • The Guardian: From stools to fuels: the street lamp that runs on dog do
  • Natural Robotics Contest: The 2022 Competition
  • The Guardian: ‘A beautiful milestone’: Coral grown in Great Barrier Reef nursery spawns for first time
  • UW Medicine Newsroom: Dog Aging Project, a resource for scientists in many fields
  • mpg.de: Rapamycin verändert die Aufbewahrung der DNA im Zellkern
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