Wer heiratet, könnte beide Nachnamen zu einem neuen verschmelzen lassen - zumindest fänden die Grünen diese Neuerung im Namensrecht "charmant". In der Bevölkerung stößt die Idee auf breite Ablehnung. Das zeigt eine aktuelle Umfrage im Auftrag unserer Redaktion.

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Frau Schneider heiratet Herrn Müller - und fortan heißen sie "die Schnüllers". Herr Huber ehelicht Frau Schmidt - und daraus werden die Schmubers. Geht es nach den Grünen, sollte es Eheleuten künftig möglich sein, ihre Nachnamen miteinander verschmelzen zu lassen. "Meshing" wird dieses Mixen von Nachnamen genannt (von "to mesh" - ineinandergreifen).

"Eine Verschmelzung von Nachnamen anstelle von Doppelnamen mit Bindestrich fände ich eine erfrischende Neuerung und damit sehr charmant“, sagte Helge Limburg, rechtspolitischer Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, kürzlich der "Welt". Nicht abgeneigt zeigte sich auch die SPD. Bei der FDP stieß der Vorschlag allerdings auf heftigen Widerstand - und fehlt jetzt auch im aktuellen Entwurf zur Reform des Namensrechts.

"Anders als die Ermöglichung von Doppelnamen ist das Verschmelzen von zwei Nachnamen nicht nur unserem Namensrecht völlig fremd", sagte die rechtspolitische Sprecherin der FDP, Katrin Helling-Plahr, "auch besteht in der Bevölkerung kein ernsthafter Wunsch einer solchen Namenskombination, die sich von den Grundsätzen unseres Namensrechts entfernt."

Grüne finden Meshing "charmant", Bevölkerung sieht das anders

Stimmt diese Behauptung? Tatsächlich lehnen die meisten Deutschen Meshing ab, wie nun eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstitut Civey im Auftrag unserer Redaktion zeigt. (Weiter unten lesen Sie, wie das Meinungsforschungsinstitut Civey arbeitet.) Mit 79 Prozent bewertet die Mehrheit den Vorschlag der Grünen als falsch.

Neues Namensrecht geplant: Eheleute sollen mehr Entscheidungsfreiheit bekommen

In Deutschland lebende Ausländer können ihre Namen hierzulande gemäß der Vorgaben und Traditionen ihrer alten Heimat führen. Für Deutsche gelten dagegen strenge Regeln, die wenig Spielraum für persönliche Vorlieben lassen. Der liberale Bundesjustizminister will das ändern.

Männer und Frauen gleichermaßen gegen Namensverschmelzung

Es gibt so gut wie keinen Unterschied zwischen den Geschlechtern: Männer (78 Prozent) und Frauen (80 Prozent) bewerten den Vorschlag in gleichem Maße als falsch.

Beim Blick auf die verschiedenen Altersgruppen zeigt sich, dass mit 17 Prozent am ehesten unter den Jüngeren (18 bis 29 Jahre alt) Befürworter zu finden sind. Allerdings lässt sich nicht sagen, dass die Zustimmung konstant mit dem Alter abnimmt: Von den ab 30-Jährigen befürworten nur neun Prozent die Idee, ab 40 sind es mit 13 Prozent wieder mehr.

Sogar Anhänger der Grünen sind skeptisch

Bemerkenswert ist bei der Ausweisung nach Wahlabsicht, dass selbst bei der Anhängerschaft der Grünen rund jeder Zweite den Vorschlag falsch findet. Auch Wähler der SPD (78 Prozent) und der Linken (60 Prozent) sind mehrheitlich gegen Meshing. Die größte Ablehnung herrscht bei Anhängern der AfD (93 Prozent) und der Union (90 Prozent).

FDP-Entwurf: Was sich im Namensrecht ändern soll

Und wie könnten die Nachnamen in Deutschland künftig tatsächlich aussehen? Justizminister Marco Buschmann (FDP) will das Namensrecht reformieren. Den Entwurf dafür verschickte er an diesem Freitag zur Abstimmung an die anderen Ressorts der Bundesregierung. Der Vorschlag des Meshings ist darin nicht enthalten. Tritt Buschmanns Fassung in Kraft, könnten Eheleute ab 2025 allerdings Namen mit oder ohne Bindestrich hintereinandersetzen.

Herr Schmitz und Frau Koppe hätten dann für eine Namenskombination diese Möglichkeiten:

  • Schmitz-Koppe
  • Schmitz Koppe
  • Koppe Schmitz
  • Koppe-Schmitz

Die Möglichkeit, dass beide nur Koppe oder nur Schmitz heißen, würde ebenso weiter bestehen bleiben, wie die Variante, dass jeder seinen Nachnamen behält und kein gemeinsamer Familienname festgelegt wird. Entscheidet sich ein Paar für einen Doppelnamen als Ehenamen, führen diesen auch die gemeinsamen Kinder.

Neue Kombinationen bei Doppelnamen

Beliebig viele Namen aneinanderzureihen, soll dem Entwurf nach nicht möglich sein. Manfred Schmitz Koppe und Marina Müller-Lüdenscheid sollen zwar aus je einem Bestandteil des Namens einen neuen Doppelnamen bilden können, also zum Beispiel Schmitz-Lüdenscheid oder Müller Koppe. Mehr als zwei Namensbestandteile dürfen es aber nicht sein. Und nicht möglich sein soll eben auch Koppscheid - der Vorschlag der Grünen.

Informationen zur Methode: Für die repräsentative Umfrage hat das Meinungsforschungsinstitut Civey die Antworten von 5.035 bevölkerungsrepräsentativ ausgewählten Personen berücksichtigt. Das Gesamtergebnis ist repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren. Alle Teilnehmer haben unter anderem Daten wie Alter, Geschlecht und Wohnort angegeben und wurden registriert und verifiziert. Civey korrigiert Verzerrungen durch ein mehrstufiges Gewichtungsverfahren. Der Befragungszeitraum war der 25. bis 27. März 2023. Der statistische Fehler der Ergebnisse beträgt 2,5 Prozentpunkte. Zusätzliche Informationen zur Methode finden Sie auf Civey.com und im Civey-Whitepaper.

Weitere verwendete Quellen:

  • Mit Material der dpa
  • AFP: Grüne schlagen bei Reform des Namensrechts Verschmelzung von Nachnamen vor; 21.3.23
  • welt.de: Jetzt knöpft sich die Ampel-Regierung das Namensrecht vor (Bezahlartikel)
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