Die Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters in Österreich möchte eine Anerkennung als religiöse Bekenntnisgemeinschaft. Darüber wird ab sofort vor Gericht verhandelt. Woran glauben diese "Pastafari" eigentlich – und was wollen sie?

Mehr zum Thema Gesellschaft & Psychologie

Schon der Weg zu dieser Verhandlung war ein langer: Seit 2014 kämpfen österreichische Anhänger der Satire-Religion Church of the Flying Spaghetti Monster (deutsch: Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters) für eine Anerkennung als religiöse Bekenntnisgemeinschaft.

Über den Antrag auf muss nun das Bundesverwaltungsgericht (BVwG) in Wien entscheiden. Seit 8. Januar wird verhandelt - und es könnte noch Monate dauern, bis ein Urteil fällt: Bis zu 300 Zeugen will der Richter anhören - wohl um festzustellen, ob es die für eine Anerkennung als Religion notwendige Zahl von mindestens 300 Anhängern in Österreich überhaupt gibt.

Ins Leben gerufen wurde die Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters, deren Anhänger sich "Pastafari" nennen, von dem Physiker Bobby Henderson. Wie der Name nahelegt, handelt es sich um die Persiflage einer Religionsgemeinschaft. Henderson dachte sie sich aus, als 2005 im US-Bundesstaat Kansas darüber diskutiert wurde, in Biologie neben der Evolutionstheorie auch das sogenannte Intelligent Design zu lehren.

Dem Intelligent Design liegt der Kreationismus zugrunde. Es geht davon aus, dass sich das Leben auf der Erde nicht ohne einen intelligenten Gestalter entwickelt haben kann.

Seine Anhänger sehen sich als Wissenschaftler, die meisten ihrer Kolleginnen und Kollegen sehen das Intelligent Design jedoch als Pseudowissenschaft. So hat sich etwa die weltweit größte Wissenschaftsgesellschaft, die American Association for the Advancement of Science (AAAS), die unter anderem das Magazin "Science" herausbringt, dagegen ausgesprochen, Intelligent Design an Schulen zu lehren.

Vergessen Sie nicht: Das Spaghettimonster!

Das tat auch Bobby Henderson, indem er 2005 einen offenen Brief an die Schulbehörde des Bundesstaats Kansas schrieb. Er sei dafür, dass Schüler verschiedene Denkweisen kennenlernten, schrieb er.

Zugleich sei er aber besorgt, dass sie womöglich nur eine der vielen Denkschulen des Intelligent Design kennenlernen könnten und Folgende zu kurz kommen könnte: dass nämlich das Fliegende Spaghettimonster die Welt erschaffen habe, wie er und viele andere Menschen glaubten.

"Wir sind überzeugt, dass die massenhaften wissenschaftlichen Beweise, die auf einen evolutionären Vorgang hinweisen, reiner Zufall sind - in die Welt gesetzt von Ihm", schrieb Henderson.

Mit dem Brief lieferte der Wissenschaftler auch eine Kleiderordnung mit: Alle, die die Lehre vom Fliegenden Spaghettimonster unterrichteten, sollten sich als Piraten verkleiden. Täten sie das nicht, werde Er wütend.

"Sie werden es interessant finden, dass die globale Erwärmung, Erdbeben, Hurrikans und andere Naturkatastrophen eine direkte Auswirkung der sinkenden Zahl von Piraten seit 1800 ist", schrieb er und untermauerte seine These mit einem entsprechenden Diagramm.

"Millionen, wenn nicht Tausende Anhänger"

Heute habe die Kirche des FSM "Millionen, wenn nicht Tausende Anhänger", so Henderson auf seiner Webseite. Auch in Deutschland haben sich Ableger gegründet, etwa die Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters Deutschland e.V.

Etwas trockener als der Gründer beschreiben sie ihr Anliegen so: "Unser Ziel ist die Förderung wissenschaftlicher Weltanschauungen, unsere Religion ein Mittel, um dies zu erreichen." Jede Art dogmatischen Glaubens werde als Hemmnis für die Entwicklung der Gesellschaft angesehen. Und nein, man sei keine Sekte, "auch wenn wir manchmal so aussehen".

Dass es den Pastafari - das Wort ist eine Zusammensetzung von Pasta und Rastafari, einer Glaubensrichtung aus Jamaika, - durchaus ernst ist, zeigen die "Acht Am Liebsten Wäre Mirs" (im Original: "I'd Really Rather You Didn'ts"), in denen unter anderem steht: "Am liebsten wäre mir, wenn ihr Meine Existenz nicht benutzt zur Unterdrückung, Unterwerfung, Bestrafung, Entleibung und/oder um zu anderen gemein zu sein."

Mit dem Nudelsieb auf dem Kopf für Laizismus

Eines der bekanntesten Mitglieder der Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters im deutschsprachigen Raum ist Niko Alm. Der Österreicher, der sich für eine Trennung von Kirche und Staat einsetzt und Abgeordneter der liberalen NEOS im österreichischen Parlament war, hatte sich vor einigen Jahren mit einem Nudelsieb auf dem Kopf fotografieren lassen - und gerichtlich durchgesetzt, dass er das Foto als Führerscheinfoto benutzen darf.

Wie das Prozedere um die Anerkennung als religiöse Bekenntnisgemeinschaft, das seit 2014 läuft, hat auch der Prozess um die Anerkennung des Führerscheinfotos einige Jahre gedauert. Mittlerweile ist es sogar Bestandteil der Englisch-Matura.

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.