Bei besonders verheerenden Unwettern ist häufig von einer Superzelle die Rede. Diese Gebilde sind langlebiger, stärker und gefährlicher als gewöhnliche Gewitterwolken. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

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In den vergangenen Tagen haben starke Unwetter in Deutschland, Österreich und der Schweiz gewütet. Die teils immensen Schäden waren auch sogenannten Superzellen zu verdanken.

Was ist eine Superzelle?

Mehr als 1.000 Gewitter entladen sich im Schnitt täglich über der Erde. Die meisten von ihnen dehnen sich über wenige Kilometer aus und dauern nur kurz an. Superzellen können dagegen sehr groß werden. Sie dauern mindestens 30 Minuten an und können sogar bis zu zwölf Stunden lang wüten.

"Eine Superzelle ist ein besonders kräftiges Gewitter, das in sich rotiert", sagt Meteorologe Florian Bilgeri vom Deutschen Wetterdienst (DWD). Kennzeichnend für Superzellen ist, dass der Aufwind- und der Abwindbereich der Gewitterzelle voneinander getrennt sind. Dadurch halten sie länger an und sind stärker und gefährlicher als gewöhnliche Gewitter.

Wann entsteht eine Superzelle?

Grundvoraussetzung dafür, dass ein Gewitter entsteht, ist, dass in der untersten Schicht der Troposphäre eine hohe Luftfeuchtigkeit vorhanden ist und besonders große vertikale Temperaturunterschiede vorliegen. Wenn feuchte Luft sehr schnell bis in große Höhen steigt, entstehen Gewitterwolken.

Zu einer Superzelle wachsen diese aber nur, wenn sich die Windrichtung und Windgeschwindigkeit zudem mit zunehmender Höhe stark ändern. Dann liegt eine sogenannte "Windscherung" vor.

Diese führt zum einen dazu, dass die Zelle rotiert. Zum anderen sorgt die Windscherung dafür, dass das Gewitter länger erhalten bleibt und stark wachsen kann.

Bei einem gewöhnlichen Gewitter fehlt der Höhenwind. Der Niederschlag fällt am gleichen Ort, wo der Aufwind das Gewitter zuvor erzeugt hat. Dadurch fällt die Zelle schnell wieder in sich zusammen.

Wenn jedoch starker Höhenwind herrscht, nimmt die Gewitterwolke eine schiefe Form an: Der Aufwind- und der Niederschlagsbereich sind voneinander getrennt. So bleibt der Aufwindbereich erhalten und kann der Zelle über lange Zeit Energie zuführen.

Warum ist eine Superzelle besonders gefährlich?

Weil Superzellen langlebiger sind, entstehen größere Kräfte als bei gewöhnlichen Gewittern. "Typisch für Superzellen sind große Hagelkörner, teilweise auch Orkanböen und heftiger Starkregen", sagt Bilgeri. Aufgrund der längeren Dauer der Gewitter können die Sturmwinde größeren Schaden anrichten. Außerdem bieten Superzellen ideale Bedingungen für die Entstehung von Tornados.

Treten Superzellen immer häufiger auf?

Das Auftreten von Superzellen ist an die meteorologischen Grundbedingungen geknüpft. Diese sind laut Bilgeri nicht jedes Jahr gleich oft vorhanden: "In manchen Jahren gibt es mehr Superzellen - wie in diesem Jahr bisher. In anderen Jahren - wie letztes Jahr - gibt es mehr große Gewitter, die vor allem Regen bringen."

Was sich jedoch geändert hat, ist die Dokumentation von Superzellen. Die Radartechnologie hat sich in den letzten Jahren so weiterentwickelt, dass man Superzellen besser erkennen kann.

"Außerdem hat jeder ein Smartphone und kann Bilder machen. Deswegen kann der Eindruck entstehen, dass mehr los ist als vor einigen Jahren. Superzellen treten aber nicht wirklich häufiger auf, die gab es früher auch schon", sagt Bilgeri.

Verwendete Quellen:

  • Gespräch mit Mag.rer.nat. Florian Bilgeri, Meteorologe beim Deutschen Wetterdienst
  • Wetterlexikon Deutscher Wetterdienst: Superzelle
  • Wetterkanal: Was ist eine Superzelle?
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