Leuchtend gelbe Felder - und das bereits Anfang April. In vielen Teilen Deutschland beginnt der Raps zu blühen. Dass dies ungewöhnlich früh geschieht, ist keine bloße Einbildung.

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Ob in Sachsen, Thüringen oder Mecklenburg-Vorpommern: In vielen Bundesländern blicken Spaziergänger auf gelbe Felder und stellen sich womöglich die Frage: Kommt es mir nur so vor, oder blüht es dieses Jahr schon früher als gewöhnlich?

Tatsächlich beginnt auf den Feldern derzeit die Rapsblüte - und das früher als sonst. Grund dafür seien die milden Temperaturen der vergangenen Monate. In Sachsen-Anhalt blühe der Raps etwa ein bis zwei Wochen früher als üblich, sagt Erik Hecht, Sprecher des dortigen Landesbauernverbandes. Ganz außergewöhnlich sei das aber nicht.

"Die Rapsblüte hat in diesem Jahr deutlich früher als in der Vergangenheit begonnen."

Andreas Jahnel, Referatsleiter im sächsischen Landesbauernverband

Auch Andreas Jahnel, Referatsleiter im sächsischen Landesbauernverband, bestätigt der Deutschen Presse-Agentur: "Die Rapsblüte hat in diesem Jahr deutlich früher als in der Vergangenheit begonnen." Ebenso in Thüringen sei der Raps "überdurchschnittlich weit fortgeschritten", wie André Rathgeber, Ackerbaureferent beim Thüringer Bauernverband, sagt. Insgesamt habe die Natur aufgrund des verhältnismäßig warmen Winters und der höheren Temperaturen als sonst im März und Anfang April bereits einen großen Sprung nach vorn gemacht.

Entwicklung von Raps ist abhängig vom Standort und der Sorte

"Jetzt sieht man, dass es Rapsfelder gibt, die schon gelb blühen, aber auch welche, die noch grün sind", sagt Rathgeber. Wie weit die Pflanzen seien, habe etwa mit dem Standort der Felder zu tun, ob diese im Tal oder auf einer ebenen Fläche lägen. Hauptfaktor sei aber die Sortenwahl: "Es gibt frühere, mittlere und späte Sorten." Die Frühen seien nun auch noch zeitiger dran, blühten bereits und könnten natürlich auch früher geerntet werden als andere Sorten.

Spätfrost könnte zum Problem werden

"Normalerweise blüht Raps erst im Mai", heißt es außerdem seitens des Rheinischen Landwirtschafts-Verband (RLV). "Spätfröste könnten hier nun eine Gefahr darstellen." Auch Jahnel vom sächsischen Landesbauernverband äußert diese Befürchtung: "Problematisch könnte es werden, wenn in der Situation Spätfröste kämen." Das wäre nicht nur für den Raps problematisch, sondern auch für Obst-, Gemüse- und Weinbau.

"Wir haben noch den April mit möglichen Frösten vor uns, die den Bäumen schaden könnten."

Berit Diegmann vom Witzenhäuser Obsthof Kiebe

So etwa auch bei Kirschbäumen. Die Kirschblüte in Witzenhausen hat in diesem Jahr früher als gewöhnlich begonnen. Wegen des milden Wetters stehen die Bäume in dem nordhessischen Kirschanbaugebiet bereits in voller Blüte - außergewöhnlich früh. Berit Diegmann vom Witzenhäuser Obsthof Kiebe, auf dem neben Süß- und Sauerkirschen auch Zwetschgen angebaut werden, erzählt: "Die Bienen arbeiten fleißig. Wir haben Feuchtigkeit im Boden, die Bäume haben Kraft und die Wetterbedingungen in den vergangenen Tagen waren optimal für die Blüte."

Kirschblüte im Werratal
Auch die Kirschblüte im Werratal, dem größten hessischen Kirschanbaugebiet, hat wegen der hohen Temperaturen in diesem Jahr in Hessen außergewöhnlich früh begonnen. (Aufnahme vom 08.04.2024) © picture alliance/dpa/Uwe Zucchi

Grundsätzlich sehe es für die Kirschen derzeit also gut aus. Wie die Ernte schließlich ausfalle, sei aber noch offen und abhängig vom Wetter in den kommenden Wochen. "Wir haben noch den April mit möglichen Frösten vor uns, die den Bäumen schaden könnten."

Ausreichend Niederschlag für Raps nötig

Wann in diesem Jahr Raps geerntet werden könne, sei bislang nicht sicher, sagt Rathgeber. "Das wird man erst Ende Mai, Anfang Juni sehen. Bis dahin benötigen wir noch viel Wasser." Je nach Region, hoffen Rapsbauern nun auf ausreichend Regen. Für die Kulturpflanzen seien im aktuellen Entwicklungsstadium ausreichend Niederschläge notwendig, erklärt Jahnel. "In den letzten Tagen hat sich die Bodenfeuchtesituation in weiten Teilen Sachsens im Oberboden schon wieder deutlich verschlechtert."

Laut Rathgeber müssten Anbauverfahren und Züchtungen künftig so angepasst werden, dass mit weniger Wasser ähnliche Erträge wie bisher zu erreichen seien. Dann könne die Pflanze mit Blick auf den Klimawandel noch lange kultiviert werden: "Raps hat noch Zukunft, weil er neben dem Mais eine recht wärmeliebende Pflanze ist." (dpa/sbi)

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