Der Abenteurer Steve Fossett starb 2007 bei einem Flug über eine Bergregion im Westen der USA. Angeblich sollen dort tausende Maschinen abgestürzt und zum Teil verschollen sein. Doch warum ist die Gegend so gefährlich für Piloten und ihre Flieger?

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Ein Friedhof für zahlreiche Piloten und ihre Maschinen: Das ist ein 25.000 Quadratmeter großes Gebiet in der Sierra Nevada in den USA. Die Region im Westen der USA besteht aus unwirtlichen Bergen und Wüsten und ist fast unbewohnt.

Bis zu 2.000 Kleinflugzeuge sollen in dieser Gegend zwischen Las Vegas, Fresno und Reno verunglückt sein. Das berühmteste Absturzopfer: der Abenteurer Steve Fossett.

Das Gelände mit einer Fläche so groß wie Mecklenburg-Vorpommern wird wegen der verunglückten Flugzeuge auch "Nevada-Dreieck" genannt, in Anlehnung an das "Bermuda-Dreieck" im Atlantik. Doch was ist dran an dem Mythos?

Verschollen nach einem Routineflug

Der damals 63-jährige Steve Fossett war waghalsige Expeditionen gewohnt: Mit einem Segelboot schaffte er die schnellste Weltumsegelung sowie die schnellste Atlantiküberquerung in beide Richtungen.

Bekannt war er aber vor allem für seine Abenteuer in der Luft. Er überquerte als Erster den Pazifik in einem Ballon und umrundete die Welt alleine in einem Flugzeug und einem Ballon.

Doch ein Routineflug wurde Fossett zum Verhängnis. Am 3. September 2007 stieg er im US-Bundesstaat Nevada in ein Leichtflugzeug – und verschwand spurlos.

Zwei Wochen lang suchten Rettungsmannschaften das riesige Gebiet ab. Zehntausende versuchten außerdem, Fossetts Flugzeug mit Hilfe von Satellitenbildern im Internet aufzuspüren. Doch vergeblich: Er wurde nicht gefunden, im Februar 2008 erklärte ihn ein Gericht für tot.

Was hat die Area 51 mit den Abstürzen zu tun?

Erst Ende September 2008, mehr als ein Jahr nach seinem rätselhaften Verschwinden, fand ein Wanderer unter anderem den Führerschein und einen Pullover des Vermissten. Suchtrupps entdeckten ein paar Tage später Wrack- und Leichtenteile. Jetzt erst war klar: Der Abenteurer war bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen.

Experten und Laien spekulierten nicht nur über die Ursache für Fossetts Unglück, sondern auch darüber, warum es in der Region offenbar auch so viele andere Abstürze gab. Verschwörungstheoretiker hatten schnell eine Erklärung parat: Sie sahen einen Zusammenhang zu einer anderen geheimnisumwitterten Region in Nevada – der Area 51, wo Wissenschaftler angeblich außerirdische Lebensformen erforschen.

Viele Unfälle bei gefährlichen Flug-Trainings

"Die Area 51 hatte niemals etwas mit Außerirdischen zu tun", hält der US-Luftfahrthistoriker Peter Merlin dagegen. Er hat mehrere Bücher über Flugzeug-Unglücke und die Nevada-Region geschrieben.

Abstürze seien nicht selten – und passierten umso häufiger in der Umgebung von Flugplätzen, in unwirtlichem Gelände, bei schlechten Wetterbedingungen und wenn die Flüge von vornherein gefährlich sind, so wie bei Trainings und Tests.

Die Area 51 steht deshalb tatsächlich in Zusammenhang mit vielen der Flugzeug-Crashs – aber anders, als die Verschwörungstheoretiker meinen. Die US Air Force testet dort, aber auch anderswo in der Region neue Flugzeuge und bildet Piloten aus.

Bei den gefährlichen Trainings gab es zahlreiche Unfälle, wie Merlin erzählt. Während des Zweiten Weltkriegs übten am 18. März 1942 fünf Nachwuchspiloten waghalsige Manöver mit ihren Bombern – und stürzten innerhalb weniger Minuten alle ab.

"Es war zu der Zeit nicht ungewöhnlich, dass jeden Tag eine oder mehrere Maschinen verunglückten", sagt Merlin: "Die Unfälle nahmen im zerklüfteten Bergland zu. Bei schlechtem Wetter oder nachts verloren Piloten manchmal die Orientierung." Schuld an den Unglücken waren seiner Meinung nach außerdem oft ungenügendes Training, mangelnde Kommunikation, mechanische Fehler oder falsches Verhalten der Piloten.

Willkürliches Dreieck auf der Landkarte

Experten sind außerdem sicher, dass die Zahl der Flugzeug-Abstürze in der Region nicht ungewöhnlich hoch ist – und dass es so etwas wie ein Nevada-Dreieck gar nicht gibt. Einige hundert bis tausend Unfälle könnten es zwar schon sein, aber ob es wirklich 2.000 waren, weiß niemand.

Merlin erklärt: "Jemand hat willkürlich Linien auf der Karte gezogen und behauptet, dass es dort besonders gefährlich ist. Man könnte ein solches Dreieck aber auch an anderen Orten einzeichnen und zu ähnlichen Ergebnissen kommen."

Mehr verschwundene Flugzeuge in einer anderen Region

Auch G. Pat Matcha hält das Nevada-Dreieck für eine Ente, weil in der Gegend nicht besonders viele Maschinen verunglückt seien. Der pensionierte Geschichts- und Erdkundelehrer hat ein ungewöhnliches Hobby: Er sucht seit 50 Jahren in den Bergen im Westen der USA nach verschollenen Fliegern und hat darüber mehrere Bücher geschrieben. "Die meisten abgestürzten und verschwundenen Flugzeuge gibt es in Alaska", erklärt er.

Auf der kalifornischen Seite der Sierra Nevada würden derzeit noch vier Maschinen vermisst, zwei zivile und zwei militärische. "Im Bundesstaat Nevada weiß ich von keiner einzigen verschollenen Maschine." Seiner Aussage nach haben die meisten Flugzeug-Unfälle in der Region mit dem Wetter zu tun.

Tückische Witterungsbedingungen sorgen für Turbulenzen

Dass die Witterung in der Sierra Nevada tückisch ist, bestätigt der Meteorologe Zach Tolby von der US-Wetterbehörde in Nevada: "Das Wetter im Windschatten des Sierra-Nevada-Gebirges ist sehr wechselhaft."

Die Luftströme entlang der Berge seien gefährlich für die Luftfahrt und könnten so zu starken Turbulenzen führen. Dazu kämen heftige Gewitter, starke Winde, niedrige Wolken und Winterstürme mit Eis und Schnee.

Das Wetter in Kombination mit den geografischen Gegebenheiten in dem Gebirge sind wohl auch Steve Fossett zum Verhängnis geworden: Experten gehen davon aus, dass starke Turbulenzen und heftiger Gegenwind ihn in Bedrängnis brachten – und letztlich zum Absturz seiner Maschine führten.

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