Hurrikane, Waldbrände, Starkregen und heftige Gewitter. Es scheint, als würden Extremwetterereignisse von Jahr zu Jahr immer weiter zunehmen und schlimmer werden. Ist das nur ein Gefühl oder wirklich eine Folge des Klimawandels?

Mehr zum Thema Klimakrise

Ob "Harvey", "Irma", "Jose" oder "Maria" – die atlantischen Hurrikane haben in diesem Jahr erhebliche Schäden verursacht, Menschen getötet, ganze Inseln dem Erdboden gleich gemacht und einzelne Regionen in Flutwellen untergehen lassen.

Während zwischen 1981 und 2010 pro atlantischer Hurrikansaison im Schnitt 12,1 tropische Stürme, 6,4 Hurrikane und 2,7 schwere Hurrikane vorkamen, sind es in der laufenden Saison bislang bereits deutlich mehr.

So liegt die tatsächliche Aktivität bei 15 tropischen Stürmen, 10 Hurrikanen und 6 schweren Hurrikanen. Ein Grund dafür könnte der Klimawandel sein.

Könnte – denn eine konkrete Aussage dazu können selbst Experten noch nicht treffen.

"Extremwetterereignisse sind ja schon per Definition etwas Außergewöhnliches und Seltenes. Und bei einem sehr seltenen Ereignis einen Trend abzulesen, ist statistisch gesichert erst nach 200 bis 300 Jahren möglich. So lange sind unsere Zeitreihen bisher noch nicht. Und weil solche extremen Wetterereignisse meist sehr regional begrenzt vorkommen, ist es noch schwieriger, sie in Klimamodelle einzubeziehen", erklärt Klimaexperte Thomas Deutschländer vom Deutschen Wetterdienst.

So wird sich also erst langfristig zeigen, wie groß der Zusammenhang ist.

"Müssen davon ausgehen, dass es mehr Wetterextreme geben wird"

Aber auch wenn der Zusammenhang zwischen der Erderwärmung und Wetterphänomenen wie einem Hurrikan statistisch noch nicht bewiesen ist, gehen Forscher dennoch davon aus, dass er besteht.

"Durch die Erderwärmung gelangt mehr Energie in die Atmosphäre. Diese ist dort frei verfügbar und kann zu extremen Wetterphänomenen führen", erklärt Deutschländer.

Den Klimawandel als Auslöser für diese heftigen Wetterphänomene zu bezeichnen, wäre jedoch nicht richtig, sagt Thomas Deutschländer: "Man kann nicht pauschal sagen, dass der Klimawandel schuld an den Extremwetterereignissen ist. Früher gab es auch schon Starkregen, Waldbrände, Hurrikane und andere Wetterphänomene. Die Häufigkeit und eventuell auch die Intensität dieser Ereignisse sind wiederum eine andere Sache. Aber zu sagen, dass es so etwas erst seit dem Klimawandel gibt, ist nicht nur gewagt, sondern schlichtweg falsch."

Durch die Erderwärmung kommt es zu mehr Hitzeperioden und Starkregenfällen. Auf lange Sicht gesehen, wird das Wetter wohl verrückter spielen als bisher.

"Global gedacht müssen wir davon ausgehen, dass es mehr Wetterextreme geben wird, es ist aber schwer, einen wissenschaftlichen Zusammenhang herzustellen und es kann nur sehr schwer vorhergesagt werden, in welchen Regionen es zu solchen Wetterereignissen kommen wird und in welchen nicht", führt Deutschländer weiter aus.

Hitzewellen in Deutschland auf dem Vormarsch

Das Umweltbundesamt sprach bereits Ende 2015 davon, dass Deutschland den Klimawandel in den kommenden Jahren deutlich zu spüren bekommen wird.

"Bis zur Mitte dieses Jahrhunderts wird die Gefahr von Hochwassern oder Hitzewellen zunehmen. Damit wird das Schadenspotenzial des Klimawandels für Natur, Gesellschaft und Wirtschaft steigen", heißt es auf der Seite der Behörde.

Auch Deutschländer ist überzeugt davon, dass sich das Klima hierzulande deutlich verändern wird: "Wir werden in Deutschland zunehmend heiße Sommer bekommen. Damit verbunden könnte es auch deutlich heftigere Gewitter, Sturmböen, Sturzfluten und Hagel geben. Aber es wird nicht in jedem Jahr gleich sein. Wir müssen jetzt nicht den Weltuntergang prophezeien und sagen, dass es jedes Jahr schlimmer wird. Das Klima ist ausgesprochen variabel."

Auswirkungen des Klimawandels abmildern

Bei der Untersuchung des Zusammenhangs zwischen Klimawandel und Wetterphänomenen setzen Forscher unter anderem auf theoretische und tatsächliche Klimamodelle.

Die theoretischen Klimamodelle simulieren dabei die Welt ohne den Klimawandel. "Untersucht man die Simulationen jeweils darauf, wie oft und wie stark man solche extremen Ereignisse vorfindet und vergleicht am Ende die Ergebnisse, kann man zumindest einigermaßen gesichert sagen, ob durch den Klimawandel das Ereignis häufiger und wahrscheinlicher geworden ist", erklärt Deutschländer.

Ganz verhindert werden kann der Klimawandel zwar nicht, jedoch können die Auswirkungen zumindest abgemildert werden, so der Experte: "Je weniger weiteres Treibhausgas die Menschheit ausstößt, desto wahrscheinlicher können wir den Klimawandel auf ein Minimum beschränken."

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.