Bereits im Februar wurde die Entdeckung von "Zealandia" bekannt. Die knapp fünf Millionen Quadratkilometer große, östlich von Australien gelegene Landmasse könnte jetzt als neuer Kontinent anerkannt werden. Wissenschaftler haben nach zweimonatiger Forschungsreise erste Erkenntnisse über die versunkene Welt vorgestellt.

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Europa, Asien, Afrika, Australien und Amerika - die fünf Olympischen Ringe stehen seit Jahrzehnten für die fünf Kontinente, die an den Olympischen Spielen teilnehmen.

Aus der Schule kennen wir sieben Erdteile: Antarktis, Nordamerika, Südamerika, Asien, Europa, Afrika und Australien.

Nochmal anders sehen es die Geologen. Sie betrachten nicht die Landmassen, sondern die Erdkrusten und fassen Europa und Asien als "Eurasien" zusammen. Für sie gibt es daher sechs Kontinente.

Hundert Millionen Jahre alter Erdteil entdeckt

Ob sechs oder sieben Kontinente - schon bald könnte ein neuer hinzukommen. Zealandia befindet sich östlich von Australien im Pazifik und ist größer als Indien.

Obwohl es Zealandia schon über hundert Millionen Jahre gibt, wurde es erst jetzt entdeckt. Denn rund 94 Prozent der Landmasse liegen unter der Wasseroberfläche, lediglich Neuseeland und Neukaledonien ragen aus dem Pazifik heraus.

Wissenschaftler glaubten bisher, dass diese Inseln zu Australien gehören. Nach neusten Erkenntnissen zählen sie jedoch zu einer 4,9 Millionen Quadratkilometer großen Kontinentalkruste, die nicht mit Australien verbunden ist, sondern einen eigenen Kontinent darstellen könnte.

Der Name "Zealandia" wurde bereits 1995 vom amerikanischen Geophysiker Bruce P. Luyendyk von der University of California verwendet.

Der Wissenschaftler dachte noch nicht an einen eigenen Kontinent, sondern beschrieb lediglich die Gegend um Neuseeland und Neukaledonien, die sich vor mehr als 100 Millionen Jahren vom Superkontinent Gondwana abspaltete.

Warum Zealandia ein Kontinent sein sollte

Heute gibt es neue Erkenntnisse über den "Unterwasserkontinent" im Pazifik. Der Geologe Nick Mortimer legte mit seinem Team bereits im Februar 2017 dar, warum Zealandia ein eigener Erdteil sein sollte.

Denn damit eine Landmasse als Kontinent anerkannt wird, muss sie verschiedene Kriterien erfüllen:

1. Die kontinentale Kruste muss sich ausreichend hoch über die ozeanische Kruste erheben. Mit einer durchschnittlichen Höhe von 1.100 Metern über dem Seeboden erfüllt Zealandia die Bedingung - obwohl große Teile unter dem Meeresspiegel liegen.

2. Zealandia weist die für einen Kontinent typische Vielfalt von Gesteinstypen auf – das haben geologische Untersuchungen jetzt ergeben.

Auch die Anforderung, dass die kontinentale Kruste dicker als die ozeanische Kruste zu sein hat, ist erfüllt. Die Kruste Zealandias ist zwischen 10 und 30 Kilometer dick und damit stärker als die etwa sieben Kilometer starke ozeanische Kruste.

3. Das Gebiet muss einen ausreichend großen Umfang besitzen, um als eigener Kontinent zu gelten.

Mit einer zusammenhängenden Größe von 4,9 Millionen Quadratkilometern erfüllt Zealandia die Bedingung und liegt weit genug entfernt vom australischen Kontinent im Pazifik.

4. Dass Zealandia eine Region mit klar definierten Rändern ist, haben vor Kurzem moderne, satellitenbasierte Höhen- und Gravitationskarten gezeigt.

Auf ihnen ist zu erkennen, dass sich die Landmasse zwar über zwei tektonische Platten im Pazifik erstreckt, ihre Kruste jedoch zusammen hängt und eine einheitliche Region bildet. Damit könnte Zealandia als eigener Kontinent anerkannt werden.

Forschung in den Tiefen des Meeres

Zealandia birgt viele Geheimnisse. Auf einer zweimonatigen Forschungsreise hat Professor Rupert Sutherland von der neuseeländischen Victoria University interessante Erkenntnisse über den versunkenen Kontinent gewonnen.

Bei Bohrungen wurden Gesteinsproben entnommen, die den Wissenschaftlern einen Blick in die Erdgeschichte ermöglichten.

Sie wissen heute, dass sich Zealandia vor über 100 Millionen Jahren als großer Block von Australien und der Antarktis ablöste. Erst viel später erfuhr der angehende Kontinent eine Periode der Kompression, bevor er vor 35 Millionen Jahren fast vollständig versank.

Die Forscher entdeckten Spuren von Festlandpflanzen und mikroskopisch kleine Hüllen von Organismen, die in flachen Meeresteilen lebten. Die Funde zeigen, dass sich das Klima von Zealandia deutlich vom heutigen Klima unterscheidet.

Nicht immer lag der Erdteil zu einem so großen Teil unter Wasser. Die Bohrkerne werden jetzt weiter ausgewertet, die Forscher erhoffen sich auf diesem Wege auch neue Erkenntnisse zum Klimawandel.

Ob Kontinent oder nicht - der mögliche neue Erdteil ist nicht nur aus wissenschaftlicher Sicht interessant. Es wird vermutet, dass der Seeboden Zealandias reich an Rohstoffen ist. Neben bereits bekannten Lagerstätten von Öl und Gas werden auch Vorkommen von Eisenmanganknollen vermutet.

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