Während Will Smiths Schelle für den Comedian Chris Rock im Rahmen der Oscar-Verleihung breit thematisiert wurde, fand die Backpfeife, die Oliver Pocher jüngst kassierte, am Mittwochabend bei "TV total" nur in Andeutungen statt. Dass Moderator Sebastian Pufpaff Smith als den "Putin Hollywoods" bezeichnete, schrie des üblen Gags wegen eigentlich schon nach der nächsten "Fotzn" (wie man in Bayern und Österreich für "Ohrfeige" sagt). Gewalt ist aber auch keine Lösung. Bespaßung an der Tankstelle vielleicht aber sehr wohl, hat man dort derzeit ohnedies wenig zu lachen. Die gab’s nämlich für ein paar Kölner.

Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht des Autors dar. Hier finden Sie Informationen dazu, wie wir mit Meinungen in Texten umgehen.

Mehr News über TV-Shows

"Was für ein Jahrhundertskandal", eröffnete Sebastian Pufpaff am Mittwochabend seine Sendung "TV total". Die Rede war natürlich vom Vorfall im Zuge der diesjährigen Oscar-Verleihung, bei der Schauspieler Will Smith meinte, dem Komiker Chris Rock, nachdem dieser auf der Bühne einen geschmacklosen Witz über Smiths Ehefrau Jada Pinkett Smith gemacht hatte, coram publico eine scheuern zu müssen.

Mehr TV- & Streaming-News finden Sie hier

"Vielleicht sollte man die Oscar-Verleihung nächstes Jahr in ‚Schlag den Star‘ umbenennen", schlug Pufpaff angesichts der Chose im Dolby Theatre in Los Angeles vor. "In Deutschland kann sowas ja gar nicht passieren", übte er sich jetzt in Ironie. Doch näher wollte der Moderator auf die doch relativ brachiale Backpfeife, die auch Oliver Pocher sich kürzlich eingefangen hatte, nicht eingehen. Diese Episode wurde beinhart geskippt.

Sebastian Pufpaff spricht vom "Comeback der Ohrfeige"

Die deutsch-amerikanische "Stereofotzn" blieb also im Hintergrund, während Pufpaff vorne dennoch vom "Comeback der Ohrfeige" sprach. Garniert wurde dieses mit den "Top-5 der schönsten Schellen aller Zeiten", die natürlich die Episode "Schelle für Oli" ebenso aussparte und stattdessen lieber Terence Hill und Bud Spencer und ein Pferd, das mächtig aufs Maul bekam, rankten.

Nach der Backpfeifen-Würdigung galt es aber in Windeseile, um hier unter den hochintelligenten Zusehern ja keine Missverständnisse entstehen zu lassen, aber sowas von eindeutig Stellung zu beziehen. "Wie erbärmlich hat Will Smith reagiert? Man sollte da drüberstehen", konstatierte Pufpaff, der den "Men in Black"-Mimen zum "Putin Hollywoods" erklärte. Puh! Nein, auch Gag-Autoren soll man nicht schlagen.

"Ich verhau nur meine Kinder"

Das "ProSieben"-Format wechselte dann auf die Straße, was man angesichts der TV-totalen Flaute begrüßen musste. Dass die Passanten vom "Academy Award of Merit", wie der Oscar eigentlich heißt, zum Teil noch nie zuvor gehört hatten, erstaunte etwas. "Hat er gut gemacht", meinte etwa eine Dame, die das kleine güldene Männchen sehr wohl kannte und zum handfesten Skandal und Will Smith befragt wurde, "Mein Mann hätte ihn umgebracht", machte es eine andere nicht minder kurz.

Auf die Frage, ob er schon mal jemanden geschlagen habe, wiederum bekannte ein älterer Herr "Nein, ich habe noch nie zugeschlagen. Ich verhau nur meine Kinder", während er auf seinen erwachsenen Sohn deutete, der neben dem Altvorderen einen leicht geschlagenen Eindruck machte. Zugegeben, Vati hatte einen Grinser im Gesicht.

"Heavytones" ehren "Foo Fighters"-Drummer

"War schon was Lustiges? Also irgendwas, was nicht nur der Moderator lustig fand?", wollte indes jemand auf Twitter wissen, der die ersten 20 Minuten verpasst hatte. "Ja, total, Will Smith ist der ‚Putin Hollywoods‘. So geilo, die Aussage von Onkel Puffi", war man geneigt zu schreiben, um sich an der Reaktion zu erfreuen, aber just da erwiesen die "Heavytones", die "TV total"-Band, dem am 25. März auf Tour verstorbenen "Foo Fighters"-Schlagzeuger Taylor Hawkins mit deren formidablen Song "The Pretender" die Ehre.

Auf der Straße fand übrigens keiner der Befragten die Ohrfeige von Will Smith, der nach dem Vorfall den Oscar für den "Besten Hauptdarsteller" einheimste und in einer tränenreichen Abschiedsrede etwas von "Es ist, als ob ich ein Gefäß für die Liebe sein möchte" faselte, so richtig bedenklich.

Hardcore-Frage für Mega-Jackpot

Dass die Fragen in "RTL"-Gewinnspielen in der Regel sogar die eigenen Zuseher nicht massiv überfordern, weiß man. Kürzlich wurde dort im Format "Punkt 12" der Mega-Jackpot, der sich zu diesem Zeitpunkt auf stolze 200.000 Euro belief, ausgespielt. "Da denkt man schon, dass ‚RTL‘ das für so viel Geld richtig spannend und anspruchsvoll macht", meinte Pufpaff.

Doch Dagmar, die ihr Glück, es in die Leitung geschafft zu haben, kaum fassen konnte, wurde es nicht extrem schwer gemacht, nachdem man zuvor in der Sendung in viereinhalb Sätzen ungefähr zwölfeinhalb Mal den Terminus "Mega-Jackpot" untergebracht hatte, bekam sie es mit folgender kniffligen Frage für fette 200.000 Euro zu tun:

Welche Wahnsinns-Gewinnchance wartet jetzt auf Sie?

  • A: der Mega-Jackpot
  • B: die Goldene Himbeere.

Es war ein unglaublicher Glücksfall. Dagmar hatte ganz zufällig eineinhalb Minuten zuvor davon gehört und es sich auch gemerkt, weshalb sie sich nach viereinhalb Minuten Bedenkzeit ganz spontan traute, sich für die richtige Antwort A auszusprechen, die ihr 200.000 Euro einbrachte. Ganz toll. Ganz, ganz toll. Wir gratulieren nachträglich!

Pufpaff bespaßt an der Tanke

Nach einem bis dato semi- bis unpannenden Abend musste man dann Sebastian Pufpaff und seinem Team für die Rubrik "Tanken total", die gegen Ende auftauchte, doch auch noch irgendwie gratulieren. Jetzt vielleicht nicht, weil sie so gut, sondern eher mehr, weil sie nicht so schlecht war. Und da die Stimmung an den Tankstellen ja derzeit wirklich gedrückt ist, machte sich der Moderator in einem möglicherweise von Michael Wendler geliehenen Sternensakko sowie mit einer angenehm schlechten Karnevalsband, einem lediglich bebadehosten Tänzer in Muckibuden-Optik sowie einem Glücksrad auf, um die traurigen Tankenden zu bespaßen.

"Sie haben sich fürs Tanken entschieden. Sehr gut!", freute sich Pufpaff darauf, die Leute zu erheitern. Und Robert erdrehte auf dem Glücksrad tatsächlich einen vollen Tank, bekam aber obendrein ein Kilogramm kostbares Mehl, das er keinesfalls auf einmal verzehren oder verkaufen sollte, und natürlich seinen eigenen Tusch und Konfettiregen. Auch Michael und Marcel heimsten am Glücksrad noch Tankfüllungen ein. Nicht auszuschließen, dass "Tanken total" die kostspieligste "TV total"-Produktion aller Zeiten war. Hat sich aber ausgezahlt. Ein Drittel der Zuseher musste sicher ein bis zwei Mal grinsen. Das ist ja nicht nichts.

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.