Dass es bei "The Masked Singer" immer eine Überraschung gibt, ist keine große Überraschung. Ansonsten läuft ProSiebens Erfolgsshow doch ziemlich auf Schienen. Das Gute daran: Man weiß, was man bekommt. Das Schlechte: Man bekommt manchmal mehr, als man möchte. Diesmal eine nicht enden wollende App-Werbung und einen Wham!-Bläck-Fööss-Mix aus der Hölle. Am Ende dieses wilden Ritts strahlt ein Sat.1-Moderator unfreiwillig aus dem Waschbär-Kostüm.

Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Christian Vock dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

"Was war das bitte für eine Auftaktshow? Letze Woche war ja der Wahnsinn! […] Was war das bitte für eine Demaskierung? Jan Josef Liefers war das Känguru! Eine Legende!", steigt Moderator Matthias Opdenhövel etwas unangenehm, weil mit viel zu viel Begeisterung in Folge zwei von "The Masekd Singer" ein. Denn wir wollen mal die Kirche im Dorf lassen: Jan Josef Liefers ist nicht Mick Jagger oder der Papst und dass es nach der ersten Show noch vollkommen überraschend ist, wer unter einer Maske steckt, sollte einen nicht wundern.

Aber diese übertriebene Selbstlobhudelei gehört eben zum Moderationsstil von Opdenhövel und auch zum Format. Was aber zum Glück für diesen Moment auch zum Format gehört, ist ein haargenauer Zeitplan. Deshalb springt Opdenhövel schnell zu einem Update des Regelwerks und demzufolge gibt es diesmal zwei Vierkämpfe. Nach jedem Vierkampf kommen zwei der kostümierten Promis weiter, vier müssen also in einer Schlussabstimmung zittern. Der maskierte Sänger mit der geringsten Zuneigung der Zuschauer fliegt raus.

Rick Kavanian sitzt in der Jury

Das war's auch schon und so kriegt auch der Gastjuror des Abends nur einen schnellen, aber warmen Applaus. Comedian Rick Kavanian ergänzt diesmal die Tipps der Stammjury aus Ruth Moschner und Rea Garvey um seine Vermutungen. Somit kann man als Zuschauer zumindest schon einmal ausschließen, dass Kavanian selbst in einem der Kostüme steckt – wenn man das nicht ohnehin schon macht, schließlich nahm der Münchener erst in der vorangegangenen Staffel bei "The Masked Singer" als Roboter Rosty teil.

So aber ist nun eindeutig, dass Kavanian nicht ein zweites Mal dabei ist. Und so geht es dann auch schon los und zwar mit der ersten Vierergruppe. Der Igel macht mit einer Neuinterpretation von Lizzos "About Damn Time" den Auftakt, ehe sich der Schuhschnabel an Bono von U2 und deren "With or Without You" versucht. Der Waschbär hingegen hat sich für "Pretty Fly" von The Offspring entschieden und der Frotteefant für "Kiss Me" von Sixpence None The Richer. Am Ende von Runde eins entscheiden sich die Zuschauer für Frotteefant und Schuhschnabel, der Waschbär und der Igel müssen also in die Abstimmung.

Die zweite Vierergruppe eröffnet der Pilz mit seiner Version von Amy Winehouses "You Know I'm No Good". Das Seepferd kontert mit Coldplays "Clocks", Diamantula mit "Paint It Black" von den Rolling Stones. Das Toastbrot hat sich für eine Mischung aus Whams "Wake Me Up Before You Go-Go" und "Frankreich, Frankreich" von den Bläck Fööss entschieden – doch dazu gleich mehr. Toast und Diamantula werden vom TV-Publikum direkt in die nächste Runde gewählt, Pilz und Seepferd müssen nochmal zittern.

"The Masked Singer": Ist diese Neuerung interaktiv oder einfach nur lästig?

Dass der eine besser singt als die andere, gehört zum Konzept der Show, schließlich will man ja nicht nur lauter Profi-Sänger unter den Masken sehen. Trotzdem fällt an diesem Abend ein Auftritt aus dem Rahmen. Nicht, weil es gesanglich in die Hose ging, sondern weil die Songauswahl, aber auch die Darreichungsform eine Herausforderung waren. Denn wenn da eine Scheibe Toast mit verfremdeter Quietschestimme eine Mischung aus "Wake Me Up Before You Go-Go" und "Frankreich, Frankreich" singt, während eine Gruppe Tänzer in Käsekostümen herum wirbeln, dann muss man schon kerngesund sein.

Dass das Toastbrot trotzdem von den Zuschauern eine Runde weiter gewählt wird, muss Ruth Moschner dann auch Rea Garvey erklären: "Die Deutschen und ihr Brot, das ist eine Liebe für immer." Nicht unbedingt kerngesund, aber zumindest mit einer großen Portion Gleichmut ausgestattet sollte man sein, wenn man kein Fan der App von ProSiebens Streaming-Portal Joyn ist. Denn dafür wurde nicht nur ein bisschen zu viel Werbung gemacht, sondern auch noch auffällig unauffällig.

Dass man über die App für seine Favoriten voten kann, schön und gut, das gehört eben zwingend zum Konzept einer Abstimm-Show. Nicht zwingend dazu gehört allerdings, dass man auch darüber abstimmen kann, welches Kleidungsstück der Frotteefant bei nächsten Mal tragen und welchen Brotbelag die Toastscheibe angeschnallt bekommen soll. Das kann man alles natürlich unter Interaktivität verbuchen oder unter Zuschauerbindung. Man kann es aber auch einfach nur lästig finden.

Warum der Waschbär fast nicht zu Ende gesungen hätte

Nicht lästig, sondern unerlässlich ist hingegen die Möglichkeit, zu rätseln, wer sich wohl unter den Masken versteckt. Das ist schließlich der Grund, warum es "The Masked Singer" überhaupt in dieser Form gibt und dementsprechend ratefreudig ist die Jury. Hinter dem Igel vermutet etwa Ruth Moschner Jennifer Rush, Rea Garvey ist da eher bei Maite Kelly. Als Schuhschnabel wünscht sich Moschner a-ha-Sänger Morten Harket, Rick Kavanian wirft hingegen Daniel Brühl in den Ring. Beim Pilz scheint die Jury allerdings am ratlosesten zu sein, denn hier schwirren gleich eine ganze Menge Namen durchs Studio: Anna Thalbach, Katrin Sass, Annett Louisan, Jochen Bendel oder auch Heike Makatsch.

Beim Waschbären bleiben hingegen nur zwei Namen übrig und das ist aus zweierlei Hinsicht interessant. Zum einen, weil der Waschbär am Samstag die wenigsten Zuschauerstimmen bekommt und deshalb seine Maske lüften muss. Zum anderen, weil die Jury bei einem dieser beiden Namen richtig liegt.

Rea Garvey tippt auf Joko Winterscheidt, Ruth Moschner und Rick Kavanian legen sich hingegen auf Daniel Boschmann fest – und sollten Recht haben. Um kurz vor halb zwölf zieht sich der "Frühstücksfernsehen"-Moderator die Waschbär-Maske vom Kopf und verrät auch gleich ein Geheimnis über die Hitze in seinem Kostüm: "Vor der dritten Strophe bin ich fast umgekippt.", so Boschmann.

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