"Es scheint nicht eine Sendung der wenigen Worte zu werden", stellt Kommentator Ron Ringguth bereits nach einer Dreiviertelstunde fest. In der Tat war die jüngste Ausgabe von "Schlag den Star" zwischen Alexander Herrmann und Ruth Moschner ein langes Rede-Duell. Ein sehr langes. Mit dem besseren Ende für Moschner.

Christian Vock
Eine Kritik
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"Ich sag jetzt nichts mehr", verspricht Alexander als er gegen 22 Uhr beim Spiel Tisch-Curling konzentriert seinen kleinen Curling-Stein auf den Tisch stellt. Handgestoppte drei Sekunden hält Herrmann durch, dann platzt es nach einer verpatzten Abgabe aus dem Koch heraus – eine Szene mit Symbolcharakter. Denn es wurde viel gequasselt an diesem Abend. Viel zu viel.

Dass der Anteil an gesprochenem Wort in der jüngsten Ausgabe von "Schlag den Star" höher sein würde, hätte man ahnen können. Denn dass Ruth Moschner gerne plaudert, dürfte sie selbst nicht bestreiten. Überraschend war deshalb nur, dass nicht Moschner die Quasseltante des Abends war, sondern Alexander Herrmann. "Rede nicht so viel, streng dich lieber mal an", gibt Moderator Elton Herrmann beim Spielstand von 30:6 für Moschner als Ratschlag mit auf den Weg - und es sollte nicht der letzte Aufruf zu mehr Verschwiegenheit werden.

Denn der Fernsehkoch redete tatsächlich in einer Tour durch und wenn in einer Show einmal nicht Ruth Moschner diejenige ist, die am meisten spricht, dann kann man sich vorstellen, wie viel Herrmann gequatscht hat. Doch wo ist das Problem? Bei einer so langen und mitunter langatmigen Show wie "Schlag den Star" kann ein bisschen Unterhaltung doch nicht schaden, oder? Ja, wenn das viele Gerede denn nur unterhaltsam gewesen wäre.

"Schlag den Star": Pubertätshumor und viel Gerede

Denn das, was da über mehr als vier Stunden geredet wurde, war alles andere als große Fernsehunterhaltungskunst. Stattdessen bewegten sich die Plaudereien irgendwo zwischen dem Erklären der Spielregeln, dem anschließenden Beantworten der Nachfragen, Belanglosigkeiten und Pubertätshumor.

So mussten sich Moschner und Herrmann in Runde drei jeweils einen Gürtel um die Hüfte binden, an dem in Schritthöhe an einer Schnur ein kleines Säckchen baumelte, das sie dann mit Kreisbewegungen zum Rotieren bringen sollten. "Wenn der an der falschen Stelle ankommt, gibt es heute Eiersalat", eröffnete Moderator Elton den Schulhofhumor. "Ich muss da ständig hingucken", machte Moschner weiter ehe Herrmann den Schlusspunkt setzte: "Mit 70 hast du einen Schlepphoden. Da kann ich mich schon mal dran gewöhnen."

Nein, es war wahrlich kein Abend für Freunde des gepflegten Wortspiels. Aber waren denn dann wenigstens die Spiele spannend? Nun ja. Insgesamt war es eine klare Sache. Ruth Moschner holte nicht nur den Sieg bei den meisten Spielen, sondern auch die meisten Punkt (68: 37). Trotzdem war dank des Spielsystems noch bis Spiel 14 alles offen. Zumindest theoretisch. Denn das Gefühl, dass Alexander Herrmann doch noch einen Riesensprung macht, hatte man den ganzen Abend über nicht.

"Schlag den Star" - ein "Kampf der Jury-Titanen"?

Das mag vielleicht auch daran liegen, dass das Duell Herrmann gegen Moschner eher das Duell lieb gegen nett war. So richtig sichtbaren Ehrgeiz zeigen beide nicht, stattdessen tauschen sie Nettigkeiten aus, die weit über normale Fairness hinausgehen. "Sie ist schon ein Viech", erklärt der gebürtige Franke Herrmann über Moschner, als die beiden Musikvideos erkennen sollten. Moschner guckt kurz irritiert, allerdings muss man wissen, dass im Fränkischen "ein Viech" einfach jemand ist, der in etwas sehr gut ist.

Es sollte auch nicht das letzte Kompliment an diesem Abend werden. Dabei klang zu Beginn der Show alles noch um Einiges kampfeslustiger. "Ich will den Herrmann schon fertigmachen", behauptete Moschner im Einspieler und Herrmann konterte: "Advent, Advent, die Moschner brennt". Es war beides nicht der Fall.

Trotzdem wurde die Show wieder mit allen Mitteln im Vorfeld hochgejazzt. Einen "Kampf der Jury-Titanen", glaubte der Off-Sprecher erkannt zu haben. Aber – ohne jemandem zu nahe treten zu wollen: Es war ein Wettstreit zwischen einem Fernsehkoch und einer Sat.1-Moderatorin. Wir wollen hier niemanden kleiner machen, als er ist, aber eben auch nicht größer.

Ruth Moschner gewinnt, Herrmann "labert"

War es also ein vertaner Abend? Nicht vollkommen. Zwar war auch diese Ausgabe mit viereinhalb Stunden viel zu lang und langatmig, aber es gab doch den einen oder anderen unterhaltsamen Moment. Etwa, als Moschner und Herrmann bowlen mussten. Denn statt einer Bahn gab es eine riesige Rampe über die die beiden die Bowlingkugel in gegenüberliegende Löcher katapultieren mussten. Das war nicht nur eine der originelleren Idee, sondern auch ein spannender Wettstreit, in dem Moschner Herrmann erst mit ihrer letzten Kugel den scheinbar sicheren Sieg entriss.

Alles in allem ist man dann aber doch froh, als Ruth Moschner nach viereinhalb Stunden endlich das letzte Spiel, 100.000 Euro und den verdienten Nachtschlaf gewinnt. Zuvor hatte sie blitzschnell Aufkleber auf eine Platte gelebt und wer weiß, ob Alexander Herrmann diese Aufgabe nicht besser gemeistert hätte, wenn er nicht auf sich selbst gehört hätte. Denn während seine Gegnerin hochkonzentriert die Aufkleber abfriemelte, meinte Herrmann zu Kommentator Ron Ringguth: "Ein bisschen labern gehört ja dazu."

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