Erst Tag 4 und schon alles neu bei "Promi Big Brother". Okay, so neu, dass es für echte Promis reichen würde, jetzt auch wieder nicht. Und auch das Duo Jochen Schropp/Marlene Lufen darf trotz einer Zuschauerentwicklung unterhalb der Quotenregionen, die schon im vergangenen Jahr nicht unbedingt für grenzenlose Euphorie gesorgt hatten, unbeirrt weiter moderieren.

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Immerhin gibt es aber brandneuen Astronauten-Nachwuchs. Als müsste der jetzt bereits mit allerlei Weltraumschrott zugemüllte Orbit nicht schon genug leiden, verschärft Sat.1 die ohnehin kritisch beengte Platz-Situation in der Raumkapsel mit den vier All-Novizen aus dem Promi-Recyclinghof Ossendorf damit natürlich nochmals. Ein Schelm, wer Konfro-Böses dabei denkt.

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Das für die Urbesatzung unverhofft ihren Kosmos kapernde Quartett der Hoffnung auf goldene #PromiBB-Momente á la Nino de Angelo oder Evelyn Burdecki besteht aus Gitta Saxx, Paco Steinbeck, Papis Loveday und Payton Ramolla. Wer bei dieser illustren Riege absoluter Weltklasse A-Promis nicht mindestens zweimal verschreckt aufschreit "WAS? WER?", der sollte bitte dringend seine TV-Gewohnheiten überprüfen und sein "Gala"-Abo kündigen. Als Serviceleistung für alle halbwegs normal gebliebenen Leser und Leserinnen hier die Auflösung, wer diese vier Nachzügler-Geheimwaffen überhaupt sind:

  • Gitta Saxx ist offizielles "Playmate des Jahrhunderts". Diese Auszeichnung ist allerdings schon 21 Jahre her. Mal zur Einordnung: Vor 21 Jahren war Gerhard Schröder Bundeskanzler, Oliver Kahn Fußballer des Jahres, "Anton aus Tirol" die meistverkaufte Single und Prinz Ernst August von Hannover pinkelte auf der Expo in Hannover gegen den türkischen Pavillon. Es überrascht also nicht, dass das Playmate des Jahrhunderts inzwischen ein bisschen aussieht wie eine Mischung aus Nazan Eckes und der Mutter von Eva Mendes. Andererseits ist sie heute mit annähernd 60 Jahren ins All geschossen worden. Das hätte es bei der NASA nicht gegeben.
  • Paco Steinbeck gehört zu den TV-Bazar-Schacherern, die während der Renaissance des Trödelmarktes aufgrund ihrer Affinität zu antiquiertem Schrott bundesweite Berühmtheit unter Ramsch-Fans erlangen. Seine Sendung läuft bei RTL und heißt "Die Superhändler". Für alle, die das Format nicht kennen: Man kann sich das vorstellen wie Mülltrennung mit Kameras.
  • Papis Loveday gilt als Model-Experte. Er war bereits Bestandteil der "Next Topmodel"-Editionen in Deutschland, Österreich und der Schweiz und ist damit quasi der Wanderpokal der TV-Runway-Szene. Ob es ihm mit seinen Catwalk-Fähigkeiten und seinem guten Auge für Model-Nachwuchs ausgerechnet in einem von Danni Büchner und Melanie Müller angeführten Damen-Ensemble gelingt, die nächste Kendall Jenner zu entdecken, darf allerdings zu Recht bezweifelt werden.
  • Payton Ramolla, die man aufgrund ihres international klingenden Namens auch irgendwo zwischen Oregon/USA und Italien verorten könnte, ist in der Weltmetropole Ludwigshafen am Rhein geboren. In unserer globalen Welt ist das inzwischen Alltag. Es gibt sicher auch in Hillsboro (Oregon) eine junge Frau, die Petra Müller heißt. Ihre größten Erfolge sind ihre langen, blonden Haare, über 670.000 Follower auf Instagram und ihr Bildungs-Fauxpas in der Influencer-Show von Oliver Pocher, als sie mitten in der Corona-Pandemie nicht wusste, wer Christian Drosten ist. Falls der große Durchbruch also trotz ihrer Teilnahme bei Promi Big Brother aus unerklärlichen Gründen ausbleiben sollte, kann sie sich immer noch in die Giovanni-Zarrella-Dynastie einheiraten und mit dem Doppelnamen Ramolla-Zarrella eine Zirkuskarriere beginnen.

Drosten ist da allerdings in bester Gesellschaft. Kaum hat Payton nämlich die Raumkapsel bestiegen, stellt sich raus: Sie kennt auch niemanden der anwesenden, naja, Promis. Das will sie natürlich ändern, immerhin wird sie sich auf unbestimmte Zeit mit den anwesenden Unbekannten ein Bett, eine provisorische Dusche und etwa acht Quadratmeter Wohnfläche teilen. Voller charmantem Elan fragt sie also reihum: "Was macht ihr so?"

Das lassen sich die Hobby-Komiker aus der Reality-TV-Schrottwichtel-Abteilung natürlich nicht zweimal sagen. Also antwortet Eric Sindermann, er sei "Modedesigner". Melanie Müller behauptet: "Ich singe und mache sowas hier mit." Und Danni Büchner beschreibt ihren Beruf mit: "Fernsehen". Das ist absolutes Comedy-Preis-Niveau.

"Promi Big Brother": Wie gewonnen, so zerronnen

Nach einem weitestgehend höhepunktfreien Gruppenspiel qualifizieren sich Papis und Gitta für den Big Planet. Die Freude währt aber nicht lange. In seiner Eigenschaft als Spielverderber weist Big Brother Gitta und Papis sofort an, je einen anderen Bewohner zurück in die Raumkapsel zu suspendieren. Gitta wählt Danny, weil sie "keine Frau nehmen" möchte und Danny Liedtke "ein starker Kerl ist und das aushält".

Papis schickt Ina Aogo zurück. Seine Begründung ist weniger schmeichelhaft: "Ina fragt zu viel." Um eventuelle Sympathie-Einbußen bei den Zuschauern schnellstmöglich zu kompensieren, versucht er anschließend, seinen Einstands-Rauswurf mit einigen Lebensweisheiten auszugleichen: "Je mehr man Sachen an sich ranlässt, desto mehr verletzt es einen." Da ist selbst Hobby-Philosoph Jörg Draeger erstmal still. Als nächstes hätte Papis vermutlich die Weisheit "Je größer man ist, desto weiter ist der Hals vom Boden entfernt" rausgehauen. Das möchte der gemeine "Promi Big Brother"-Fan offensichtlich unbedingt vermeiden und schickt ihn nach nur zehn Minuten und einem halben Glas Prosecco ebenfalls in die Niederungen der Raumkapsel, wo er bei Toastbrot, Fleischwurst und Nudeln ohne Sauce über seinen Ina-Rauswurf nachdenken kann.

Müller Knilch, Müller Knilch, Müller Knilch die schmeckt

In der Raumkapsel erwartet die Rückkehrer wenig Euphorie und ziemlich dicke Luft zwischen Rafi Rachek und Melanie Müller. Nach Rafis hysterischem Komplettausraster vom Vorabend stellt ihn die durchtätowierte Schlagersängerin ("Ob Mann, ob Frau, ich nehm's nicht so genau") vor versammelter "Raumi"-Mannschaft zur Rede. Lautstark und latent unangenehm erklärt sie ihm, sie würde ihn "belächeln" und das, was er gerade machen würde, wäre "sein Untergang". Weniger martialisch geht es nicht, denn "Rafi widert mich an". Herzlich Willkommen bei den Niveau-Festspielen im Sat.1-Studio-Weltraum.

Mal von der intellektuellen und literarischen Diskursqualität abgesehen, ist es aber schon ein wenig amüsant, dass ausgerechnet Rafi anderen Kandidaten vorwirft, sie würden nicht mit offenen Karten spielen. Sie erinnern sich vielleicht: Immerhin war es Rafi, der während einer gesamten Staffel "Bachelorette" so getan hatte, als würde er um das Herz seiner Traumfrau buhlen, obschon er sich in amourösen Dingen ausschließlich für Männer interessiert. Würde heute also der erste Kandidat rausgewählt, würde ich mein Geld auf Rafi setzen. Melanie Müller auch. Und alle ihre Tattoos. Ach, Stichwort Tattoos: Ein Anagramm von "Melanie Müller" ist übrigens "Malereien Müll". Aber das nur am Rande.

Obwohl, wenn wir schon mal dabei sind, die "Bierkönig"-Legende etwas genauer zu betrachten: Wenn man bei Google nach "Melanie Müller" sucht, erhält man als weitere Vorschläge, nach denen oft gesucht wird: Mia Julia, Aische Pervers, Micaela Schäfer und Michaela Schaffrath. Die Suche nach dem gemeinsamen Nenner dieser vier Ikonen der textilfreien Rückstoß-Unterhaltung mit Frau Müller überlasse ich an dieser Stelle mal Ihrer Fantasie.

Shopping-Queen der Herzen

Etwas Alltag gibt es aber auch. Fast entspannend nach so einem Konfro-Marathon. Für den täglichen Einkauf wird Danni Büchner eingeteilt. Weil sie den Käse nicht finden kann, kauft sie etwa acht Paletten Toastbrot und 400 Kilo Nudeln, aber keine Sauce. Zu Wochenbeginn gibt es statt des traditionellen "Promi Big Brother"-Kultessens Spaghetti mit Ketchup also Spaghetti mit gar nichts. Das ist aber immer noch besser als der Hauptgrund für die Teilnahme an "Promi Big Brother": Konten mit gar nichts. Ob Rafi und Melanie morgen endlich zum Promiboxen antreten, ob es Mimi Gwozdz gelingt, von Payton das Geheimnis zu entlocken, wie man ganz ohne TV-Sex beim "Bachelor" so viele Follower generieren kann und ob Heike Maurer, Marie Lang, Uwe Abel und Eric Sindermann noch vorhaben, irgendwann im Laufe der Staffel auch noch mal einen Satz zu sagen, das berichte ich Ihnen morgen. Bis dann!

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