Ein festlich geschmücktes Studio, Kandidaten mit total lustigen Weihnachts-Kopfbedeckungen und sogar ein paar Superprodukte mit Xmas-Bezug. Die Macher hinter der Weihnachts-Edition Deutschlands bekanntester Werbesendung hatten sich sicher bemüht. Bemüht war wohl auch Anke, bei der aber am Mittwochabend bei "Der Preis ist heiß" nichts so recht klappen wollte. Ihre "Plinko"-Runde wurde im garstigen Internetz sogar als "eine der miestesten der Geschichte" bezeichnet. Ungleich erfolgreicher fiel der Geschenkeregen für André und Christoph aus. Beiden bescherte er einen kleinen Weihnachtsschlitten. "Geil!", sprudelte es aus André nur so heraus.

Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Robert Penz dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Wie ja wirklich absolut jeder in Deutschland weiß, hat "Der Preis ist heiß" – Deutschlands berühmteste Dauerwerbesendung, die nur ab und an von Produktempfehlungen unterbrochen wird – in diesem Jahr ihr Comeback gefeiert. Selbst den einstigen Original-Moderator Harry Wijnvoord konnte RTL dafür am Bug eines ihrer einstigen Flaggschiffe reinstallieren.

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Am Mittwochabend gab’s sogar ein Weihnachtsspecial mit festlich geschmücktem Studio sowie – der Wahnsinn – einem festlich aufgehübschten Thorsten Schorn. Der ist nämlich, seit "Der Preis ist heiß" aus der Vergangenheit gehoben wurde, offizieller "Announcer" des Formats.

Also der Werbeexperte, der Superprodukte wie beispielsweise dieses Bohnengulasch von glücklichen Kolibris, das den Körper warmhält, Mitbewohner olfaktorisch herrlich provoziert und mitunter ein wenig nachbrennt, aber auch Whirlpools und Autos geschmeidig zu inszenieren weiß. Am Mittwochabend zeigte sich Schorn im "Ho, ho, ho!-Pullover. Großartige Idee!

Aber auch das Publikum und die Kandidaten waren des bevorstehenden Weihnachtsfests wegen entsprechend adjustiert. Nur Harry nicht. Harry kam einfach im Anzug.

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Zubehör war da auch dabei

Erstaunlich: Knapp 2,9 Millionen Menschen haben sich am 4. Mai 2022 die erste Ausgabe des Comebacks der Show nicht entgehen lassen. In der werberelevanten Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen, die mit Bedarfslenkung offenbar wirklich sehr gut kann, bescherte das dem Sender einen Marktanteil von über 17 Prozent.

Apropos: So rund zwei Wochen vor der Bescherung können ein paar Superprodukte zur Inspiration ja wirklich nicht schaden, will man seine Lieben vor dem Weihnachtsbaum nicht mit einem warmen Händedruck und feuchten Bussi enttäuschen. Im Studio mochte man sich aber nicht nur inspirieren lassen, sondern für ein paar Minuten seinen Traum leben.

Christoph etwa zuckte völlig aus, als er von Schorn aus dem Off erfuhr, dass er heute beim illustren Preiseraten mit von der Partie sei. Barbara, deren Kopfschmuck vermutlich auch etwas mit Weihnachten zu tun hatte, überlebte die Euphorie ebenso kaum. Und weil sie danach beim Schätzen der Preise einen guten Job machte, konnte sie gleich mal eine Gourmet-Station inklusive Tischgrill und Fondue einheimsen. Der Wahnsinn: Zubehör ist da auch dabei!

Ohne Carrera-Bahn geht gar nichts

Barbara, an deren Kopfschmuck dann auch die Wissenschaft zu forschen begann, konnte sich für das anschließende kurze Minigolf-Spiel in eine gute Startposition bringen, weil sie auch die Preise von Honig, Kaffee oder Semmelknödeln erstklassig einordnen konnte. Doch beim Minigolfen wollten Barbaras Nerven nicht so recht, weshalb es aus dem Saunafass aus Fichtenholz, ohne das ein Leben heute schwierig ist, nichts wurde.

Vier Kandidaten spielten danach um eine Carrera-Bahn, die Christoph hochgradig nervös machte. Er schien das Teil regelrecht zu brauchen, doch André machte beim Preiseraten das Rennen und warf Christoph vorzeitig aus der Bahn. Dass André anschließend auch noch einen Weihnachtsschlitten, also einen Mittelklassewagen, gewinnen konnte, kam für ihn selbst natürlich extrem überraschend. "Geil!", sprudelte es aus ihm nur so heraus.

Nach 25 Jahren: Warten hat ein Ende

Dass sich das Festliche ausschließlich in der Kleidung der Protagonisten, der Studio-Deko und in dem einen oder anderen Produkt manifestierte, schien, zumindest verrieten dies die Sozialen Medien, niemanden groß zu enttäuschen. Der Rest war quasi so wie letztes Mal oder einst im Jahre Schnee. Dass Christoph, der André kurz zuvor noch dabei zusehen hatte müssen, wie dieser mit einer Carrera-Bahn und im neuen Chromjuwel heimfahren durfte, und am Boden zerstört war, noch seine Chance bekam, machte ihn überglücklich.

"Ich habe 25 Jahre auf diesen Moment gewartet", offenbarte er dem niederländischen Moderator, bevor er ein Klapprad, einen Akku-Schlagbohrschrauber, eine Playstation-V sowie eine Gulaschkanone abräumte und schließlich die Welt umarmte. Weil er am legendären Rad noch 95 Punkte erdrehte war er obendrein fürs Finale qualifiziert.

Anke hat ausschließlich Pech

Am Mittwochabend wurde es aber auch kurz besinnlich. Nein, besinnlich vielleicht nicht. Eigentlich mehr traurig. Anke hatte wohl schon so etwas wie eine Vorahnung, da sie nur normal jubelte, als sie erfuhr, dass sie nun mit Harry spielen dürfe. Gut, die "Louis Vuitton"-Tasche, deren Preis sie zuvor formidabel schätzen hatte können, durfte sie schon behalten.

Nur danach lief es beim Spiel "Plinko", das das "leicht" aufgekratzte Publikum wieder lautstark "Plinko, Plinko!" skandieren ließ, nicht mehr so richtig gut für Anke. Aus dem Kaffeevollautomaten und dem Thermomix wurde nichts. Selbst die Alpaka-Wanderung tütete Harry wieder ein, um sie mit nach Hause zu nehmen. Enttäuschend war allerdings, dass für Anke auch so wenig Hilfe vom Publikum kam.

Als sie sich zwischen den Ziffern "3" und "9" entscheiden musste und sich zur Tribüne umdrehte, deutete ihr jemand aus den Reihen mit maximalem Fingereinsatz die "10". "Das war eine der miesesten Plinko-Runden der Geschichte", meinte jemand auf Twitter, der mit Ankes Performance etwas zu hart umging, aber schon sehr viele Runden "Plinko" ("Plinko, Plinko!") gesehen haben dürfte. Auch "am Rad", wo Anke, die bis dato eben lediglich diese fucking "Louis Vuitton"-Tasche gewinnen hatte können, noch einmal eine Chance bekam, drehte sie nur die lausige "15".

Niemals überschätzen

Im Finale ging’s natürlich um den "Superpreis". Die Teilnehmer Carsten, Maike und Christoph mussten die Preise eines Systemkamera-Bundles, eines Koffer-Sets, einer Reise sowie eines Autos schätzen, im Kopf aufaddieren und Harry ihren Gesamtpreis nennen. Und die eiserne Regel von "Der Preis ist heiß‘" natürlich, die vom Kloakentaucher bis zum Bundespräsidenten jeder, der sein Leben unter Kontrolle hat, kennt: Du darfst niemals, aber auch wirklich niemals einen Preis überschätzen, da man sonst automatisch aus dem Spiel ist.

Obwohl die Sache auch für ihn aufregend war, versuchte Thorsten Schorn beim Vorlesen der Produkte so wenig nervös wie möglich zu wirken. Das gelang dem jetzt auch eine lustige Weihnachtsmütze tragenden Produkteprofi auch wirklich super.

Christoph räumt ab

"Die Superpreis-Geschichten sind einfach klasse", schrieb jemand auf Twitter, während Carsten 49.000, Maike 51.999 und Christoph 37.521 Euro schätzten. Anders als bei ungefähr allen anderen Showformaten dieser Erde lässt sich Harry Wijnvoord, geht es ums Ganze, so gut wie nie Zeit, um die Spannung für weitere 30 Sekunden zu konservieren.

Auch dieses Mal las der im Münsterland lebende Showmaster wenig feierlich den Gesamtwert von 42.004 Euro erfrischend amtlich vor. Toll! Und zwar toll für Christoph, der beim Schätzen die Nase vorn hatte und sich über das "Superpreis"-Bundle freuen durfte. "Schöne Weihnachten und viel Spaß mit der Familie sowie Friede, Freude, Eierkuchen!", wünschte uns Harry, der auch Thorsten Schorn noch einmal ins Bild ließ, am Ende seiner Sendung.

Christoph tanzte indes enthusiastisch durchs Studio und schien jetzt alles im Leben für sich erreicht zu haben. Schön wäre es, könnte sich auch Anke über ihre "Louis Vuitton"-Tasche ein wenig freuen. Deren Preis wusste sie ja immerhin zu schätzen. Plinko, Plinko!

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