Bodyscan-App, Klobürste, Fitnessband, Knödlbrot. Es war mal wieder eine sehr wilde Mischung am Montagabend bei "Die Höhle der Löwen". Am Ende witterte Ralf Dümmel bei Klobürsten "ein Riesengeschäft" und Carsten Maschmayer musste erst einen Korb verdauen, ehe er investieren durfte.

Christian Vock
Eine Kritik

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Wenn in der Physik vom einem Quantensprung die Rede ist, dann ist in der Regel nicht viel passiert. Trotzdem glaubt man, dass beim sprichwörtlichen Quantensprung eine Sache ganz entscheidend nach vorne gebracht wird. Weil das so widersprüchlich ist, bezeichnet man einen Quantensprung auch als sogenanntes Januswort. Das ist ein Wort, das zwei Bedeutungen hat, wobei die eine Bedeutung genau das Gegenteil der anderen ist.

Was das ganze Gerede vom Quantensprung nun mit der "Höhle der Löwen" zu tun hat, erklärt am Montagabend Carsten Maschmeyer: "Für das, was ich für euch tun könnte, würde ich wahrscheinlich bei euch den Quantensprung erreichen", verspricht Maschmeyer den Gründern von presize.ai. Dahinter stecken Tomislav Tomov und Leon Szelli, die sich bei einem Zusatzstudium in München kennengelernt und eine Idee entwickelt haben, die laut Szelli "das größte Problem im Online-Handel mit nur einer Körperdrehung löst."

Dieses Problem sind für Online-Händler Retouren, denn dabei gehen eine Menge Zeit, Geld und Ressourcen drauf. Mit Presize soll das nun anders werden, denn die "Smartphone-Bodyscanning-Software" kann in nur einer Minute mit dem Handy den menschlichen Körper vermessen. Die ermittelten Körpermaße werden dann für das Produkt, das man bestellen möchte, in eine Größenempfehlung umgesetzt. Das Ziel: nie mehr die falsche Größe erwischen, nie mehr Retouren zurückschicken.

Carsten Maschmeyer schnappt sich Bodyscan-App presize

Ralf Dümmel ist nach der Präsentation der beiden überzeugt, "dass ganz viele Händler jetzt aufhorchen." Dann folgt, was bei der "Höhle der Löwen" immer folgt: Es werden Zahlen auf der einen und Fragen auf der anderen Seite ausgetauscht und am Ende des Pitches steht bei den meisten Löwen Begeisterung, bei einigen sogar Investitionsbreitschaft. Ralf Dümmel will presize nicht, "weil: Ins Regal passt es nicht." Dagmar Wöhrl sind die Wettbewerber zu viel und der Datenschutz zu wenig und Nils Glagau kann den beiden "keinen Schub" verpassen.

Bleiben noch Georg Kofler und Carsten Maschmeyer und nachdem Kofler feststellt "Mein Geschäft ist es nicht", ist es die Gelegenheit für Maschmeyer, die Geschichte vom Quantensprung zu erzählen. Allerdings ist ihm die Firmenbewertung von sechseinhalb Millionen Euro zu hoch, weshalb er mehr Firmenanteile, als nur die angebotenen zehn Prozent haben möchte.

Ein Problem für die beiden Gründer: "Wir glauben, dass sie uns sehr viel Mehrwert bringen können, aber die Bewertung ist für uns leider zu niedrig. Daher müssen wir leider schweren Herzens ablehnen", bekommt Maschmeyer einen ordentlichen Korb.

Das will der Investor nicht hinnehmen und bittet um ein Gegenangebot, das Szelli und Tomov aber gar nicht vorbereitet hatten, denn sie hatten überhaupt "nicht geplant, eines zu machen." Am Ende der hartnäckigen Verhandlungen dürfen die Quanten doch noch für 15 Prozent und 650.000 Euro springen.

Ralf Dümmel sieht ein Riesengeschäft bei Loomaid

Keinen Quantensprung, aber immerhin "die Revolution des Alltäglichen" versprechen die Erfinder von Loomaid, das Nico Rosberg wenig poetisch mit "Toilettenputzfrau" übersetzt. Da haben die Loomaid-Gründer schon mehr Marketing-Sprech mitgebracht. Erst einmal attestieren die Erfinder der bewährten Klobürste ein "Nischendasein in deutschen Badezimmern", dann wollen sie den ollen Schüssel-Schrubber zu einem Dasein "vom Aschenputtel zum hochwertigen Bestandteil des modernen Badezimmerinventars" verhelfen.

Am Ende ist Loomaid eine Klobürste mit Lotuseffekt, an der die Gründer zehn Jahre getüftelt haben. Das erscheint Carsten Maschemeyer ein bisschen lang: "Das hat zehn Jahre gedauert?" Für Maschmeyer zu lange, Nico Rosberg fehlt die Leidenschaft und genauso sieht es auch Judith Williams, die das ganz klar formuliert: "Klobürsten interessieren mich einfach nicht."

Dagmar Wöhrl hat hier weniger Berührungsängste und will 200.000 Euro investieren. Das will auch Ralf Dümmel und teilt seine Begeisterung für das Klobürsten-Business mit einer ungewollt lustigen Bemerkung: "Das Geschäft ist so riesig." Die Gründer sehen es genauso und besiegeln das "Riesengeschäft" mit Dümmel.

Harder, better, faster – straffr

Riesengeschäfte gibt es auch im Sportartikelmarkt, denn hier gibt es gefühlt jeden Tag wieder etwas, mit dem man schneller, kräftiger, schlanker oder was nicht alles werden können soll. Da wollen auch die Herrschaften von Straffr mitmischen, denn "wir haben was komplett Neues erfunden", glaubt Stefan, einer der drei Gründer, und präsentiert "ein intelligentes Fitnessband."

"Intelligent" bedeutet bei Straffr jedoch nicht, dass das Gummiband einen Führerschein hat oder für einen die Steuer macht, sondern dass das Band einen Sensor hat, der die Trainingsdaten misst. Den Löwen sind die Zahlen der Gründer aber nicht gut genug und so muss die Welt eben weiterhin mit dem guten alten Fitnessband straffer werden.

Besser läuft es für die Gründer von Knödelkult, also vor der Mülltonne gerettetes Brot, das zu Knödeln im Glas wird. Hier findet aber zunächst nicht nur das Produkt verhaltenen Beifall, sondern auch die Bewertung der Firma. Am Ende hat es eigentlich nur Ralf Dümmel richtig geschmeckt, dafür investiert der Norddeutsche aber in die Knödel aus dem Glas.

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