Dass Zeit Geld ist, wissen wir. Da aber Zeit vor allem einfach nur Zeit ist, wollen wir die nur sehr ungern verlieren und halten uns gar nicht lange mit der üblichen Einleitung solcher Artikel auf, sondern gucken gleich und direkt, was denn am Donnerstagabend in Folge zwei von "Germany’s next Topmodel" so passiert ist.

Christian Vock
Eine Kritik
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So eine einleitungslose Einleitung dürfte auch im Sinne von Heidi Klum sein, scheint der Klum doch in dieser Staffel ebenfalls die Zeit im Nacken zu sitzen. "Schon heute geht es für meine Top 25 in die Model-Villa", verkündet die Klum jedenfalls zu Beginn von Folge zwei, die Sie hier im GNTM-Couchticker nachlesen können. Gut, da die Staffel bis hierhin bereits aufgezeichnet ist, haben wir keine Ahnung, wann genau dieses "heute" sein soll, aber das "schon" lässt darauf schließen, dass auch die Klum nicht vorhat, zu trödeln. Doch zurück zur Villa.

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Bei Unterkünften lässt sich die Klum ja in der Regel nicht lumpen und auch diesmal ruft die Villa in den Hollywood Hills die obligatorischen Aahs und Oohs hervor. Aber Moment mal! Dürfen nicht eigentlich auch Geschenke beim Einzug in die Model-Villa nicht fehlen? Frau Klum? "Geschenke dürfen beim Einzug in die Model-Villa natürlich nicht fehlen." Ah, geht doch. Also hat die Redaktion ein paar teure Täschchen in der Villa drapiert, auf dass die Damen erneut aus dem Häuschen sein mögen.

"Sehr, sehr, sehr angespannte Betten-Situation" in der Model-Villa

"Die Villa ist absolut atemberaubend. Ich war so überwältigt, die Taschen sind mir überhaupt nicht aufgefallen", tanzt allerdings Mirella aus der Geschenke-Reihe. Aber die Klum hat natürlich mitgedacht: "Ich möchte, dass ihr für den Model-Alltag bestmöglich gewappnet seid. Deshalb warten weitere Geschenke auf euch." Ja, deshalb. Oder, weil es Firmen gibt, die ihre Produkte gerne in der Show platzieren möchten. Das könnte auch der Grund sein, warum sich die Klum bei den Unterkünften nicht lumpen lässt. Werbegeschenke funkeln in einer kalifornischen Luxus-Villa eben immer ein bisschen heller, als in einer Jugendherberge in der Uckermark. Sorry, liebe Uckermark.

Mirella und Emilia wären allerdings wohl auch in der Uckermark Freundinnen geworden, wie Mirella erklärt: "Emilia und ich sind uns seit Tag eins direkt ins Auge gestoßen." Das klingt zwar schmerzhaft, aber man weiß, was sie meint. Der Mann oder die Frau vom Schnitt scheint es jedenfalls zu wissen und bastelt rund um die beiden bereits eifrig an Freundschaftsszenen. Das ist einfach eine gute Geschichte, wenn sich zwei Konkurrentinnen mögen und sollten sie das im Laufe der Staffel einmal nicht mehr tun, dann hat man eine noch bessere Geschichte.

Aber, und auch hier wollen wir keine wertvolle Zeit verlieren, es gibt ja noch mehr Geschichten in Folge zwei. Zum Beispiel die von der Bettsuche. Denn als die Damen herauszufinden versuchen, wer denn nun neben wem schlafen soll, meint eine der Kandidatinnen: "Die Betten-Situation ist sehr, sehr, sehr angespannt." Da möchte man am liebsten in diese Wohlstandsverwahrlosung hineinrufen: "Nein, in einem Erdbebengebiet ist die Betten-Situation sehr, sehr, sehr angespannt. Aber nicht in einer Luxusvilla in den Hollywood Hills!" Doch das sollte nur die zweitdusseligste Aussage dieser Folge sein.

"Germany’s next Topmodel": Geht ein Fuchs zum Frisör

Denn nachdem Kandidatin Elsa mehrfach klargemacht hat, dass es sich bei einem Bett nur um ein Bett handelt und eine Elsa nicht über ein Bett diskutiert, das bei genauem Hinsehen nur ein Bett ist, kommt Elsas Oberbekleidung zur Sprache. "Das ist Wildfuchs", berichtet Elsa Latifaj stolz, was bei ein paar Kolleginnen nicht gut ankommt. Jülide hingegen findet nichts Schlimmes daran, denn "beim Tier kann der Pelz ja nachwachsen."

"Die werden gehäutet", macht Katherine ihre Kollegin auf ein wichtiges Detail aufmerksam. "Echt jetzt? Das wusste ich nicht, oupsi", antwortet Jülide. Ja, oupsi. Hätte man sich aber auch ein bisschen denken können, dass so ein Fuchs nicht einfach zum Frisör geht, damit Elsa sich sein Fell um die Schultern legen kann. Echtpelz gibt es eben nur vom toten Tier. Aus einem ähnlichen Grund eröffnen Kühe übrigens auch so selten einen Steak-Verleih.

Aber schön, dass "Germany’s next Topmodel" seinen Kandidatinnen den Raum gibt, auch intellektuell zu wachsen. Auch wenn das gar nicht gebraucht wird, wie das erste Shooting in der Model-Villa zeigt. Dort sollen die Damen für die Klum am Pool posieren, doch die ist nur so mittelzufrieden: "Also ich muss sagen, ich find’s slightly cheesy", meint die Klum und blickt in fragende Gesichter. "Wie kann man denn cheesy übersetzen?", fragt Heidi Klum in die Runde, aber niemand antwortet "Gegenfrage: Was wolltest du denn sagen, Heidi?" Also einigt sich die Klum mit sich selbst auf folgende Übersetzung: "Cheesy ist uncool." Ja, Kauderwelsch ist eine der schwierigsten Fremdsprachen überhaupt.

Los Angeles. Die Frisur sitzt nicht

Aber die Klum ist ja nicht zum Übersetzen da, sondern zum Modeln-lassen. Also geht es am nächsten Tag an den Strand, wo die Kandidatinnen erst von einem Model namens Elsa Hosk angeleitet werden und dann einen Walk absolvieren sollen. Natürlich nicht in irgendeinem Billo-Fummel, sondern in Kleidern, die vom berühmten Dschungel-Kleid von Versace inspiriert wurden, das Jennifer Lopez einst bei der Grammy-Verleihung trug. Die Hosk trägt selbstverständlich das Original-Kleid aus dem Jahr 2000. Ein Altkleider-Walk also. Hosk nennt es aber einen Beach-Walk. Darf ja jeder machen, wie er will.

Doch zum Beach-Walk sollte es nicht kommen. Denn als die Damen da so mit Elsa Hosk das Herumlaufen im Dschungel-Kleidchen üben, zieht ein Sturm auf, weshalb der Beach-Walk im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser fällt. Also wird aus der Beach-Walk-Geschichte eben die Als-der-Beach-Walk-abgeblasen-werden-musste-Geschichte, die natürlich mit allerlei Gekreische, Wetternachrichten, Sturmbildern, ausgefallenem Licht und einer Rettungsaktion erzählt wird.

Ja, es ist schon verrückt. Da machste dir als GNTM-Redaktion ständig einen Kopf, mit welchem absurden Walk du ein bisschen Gaga in die Show bringst: abwärts, rückwärts, kopfüber, unter Wasser, kopfüber unter Wasser oder mit Tieren auf dem Kopf. Und dann schreibt einfach die Natur das Drehbuch und du musst nur die Kamera anlassen. Manchmal kann der Beruf so einfach sein. Apropos Berufswahl: Wegen des abgesagten Walks fällt die Klum erst in der kommenden Woche die Entscheidung, welche der Damen sie aus ihrem Beruf hinauswählt, ehe die diesen Beruf überhaupt ergreifen konnten.

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