Das war's also. Céline gewinnt GNTM 2017 vor Serlina. Damit hat Heidi Klum wieder aus einem unschuldigen Mädchen ein "Germany's next Topmodel" gemacht. Das gestrige Finale in der Oberhausen-Arena war dabei gleichzeitig Anfang und Ende des ewigen GNTM-Kreislaufs – und absurd wie immer.

Christian Vock
Eine Glosse

Willkommen beim Finale von "Germany's next Topmodel". Der härtesten Prüfung seit dem großen Lidschatten-Test in der "Brigitte". Dem großen Abschlussexamen des Heidi-Klum-Colleges! Dort, wo nur eine pro Jahrgang den Abschluss schafft.

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Und das Finale beginnt gleich spektakulär – wie ja eigentlich alles, was Heidi Klum anfasst. Zu "There's No Business Like Show Business" tänzeln Klum und die Jury-Brothers Thomas Hayo und Michael Michalsky leichtfüßig wie drei Panda-Babys die große Showtreppe in der Arena herunter. Nie lag Hollywood weiter entfernt von Oberhausen als in diesen Minuten.

Nur als die Mädchen eine nach der anderen das Saalpublikum mit einem "Hallo Oberhausen, seid ihr gut drauf?" und anderen Plattitüden begrüßen, macht Hollywood noch einmal einen kleinen Satz weiter nach links.

"Germany's next Topmodel" goes Hollywood. Not.

Aber Heidi Klum wäre nicht Heidi Klum, wenn sie nicht noch viel Spektakuläreres in petto hätte. "Einiges" werde passieren, verspricht sie und ordnet sogleich ihre Ankündigung richtig ein: "Es geht um die Mädchen heute Abend". Genau, um nichts anderes. Ehrlich.

Und weil die Heidi Klum nie lügen würde, gibt es gleich einmal eine Neuerung: den "Germany's next Topmodel"-Award! "Und was fehlt jetzt noch für eine richtige Verleihung?", fragt die Klum in die Runde. Nun, da würde einem so Einiges einfallen, aber die Klum meint "eine Laudatorin".

Schon stöckelt die Gewinnerin vom letzten Jahr, Kim Dingenskirchen, auf die Bühne und fängt mit einer Rede für die Kategorie "Bester Walk" an: "Heute Abend habe ich die Ehre, einen Topmodel-Award zu verleihen." Ist nicht ganz so ehrenvoll, wie Kim vielleicht denkt, denn den gab's ja bisher noch nicht. Hat die Klum gerade erklärt.

Als dann tatsächlich Lynn für die "kontinuierliche Weiterentwicklung ihrer Walk-Performance" nominiert wird, dämmert es einem langsam: Die meinen das ernst! So schnell kannst du dir gar nicht deinen Alu-Helm aufsetzen. Selbst Bibis Song dürfte diese Fantasie-Verleihung peinlich finden.

Der erste "Germany's next Topmodel"-Final-Walk-Off-Shootout

Der erste "Topmodel"-Award geht jedenfalls an Maja – wegen ihrer Wandelbarkeit. Die ist sichtlich überrascht: "Oh Gott, ich glaube ich krieg jetzt gar nichts Gescheites aus mir raus", sagt Maja und schätzt sich da ganz richtig ein: "Der perfekte Walk ist erst perfekt, wenn die Personality drin steckt", erklärt die junge Dame, was sie bei GNTM gelernt hat und wir hoffen inständig für sie, dass das nicht das Einzige war.

Darüber können wir uns aber jetzt keine Gedanken machen, den der erste Entscheidungswalk steht an. Céline und Serlina meistern ihren mühelos, Romina und Leticia müssen dagegen in ein "Shootout". Genauer gesagt in einen "Walk Off". Das ist ein "Shootout" nur auf dem Laufsteg. Also quasi ein Sudden Death ohne Penalty, dafür aber wie ein Golden Goal – nur mit Catwalk und ohne Drive in. Ein "Walk Off" eben. An dessen Ende muss Leticia gehen, also off walken.

Ein "Sei mir nicht böse" muss für Leticia dabei als Begründung reichen, aber sie fragt auch nicht nach, warum Romina weiter ist und sie selbst ohne das Preisgeld und all die anderen vermögenswirksamen Leistungen ins Bett muss.

Und kaum ist sie von der Bühne, nimmt Heidi auch gleich wieder Schwung auf: "Da waren es nur noch drei, aber die Show muss weitergehen." Wer sagt das eigentlich immer? Ich denke nicht, dass viele Leute unglücklich wären, wenn genau hier Schluss wäre.

Romina darf sich abschminken

Für Romina ist es das kurze Zeit später auch und sie muss sich verabschieden. Vielleicht sieht sie aus den Augenwinkeln noch die Verleihung des zweiten "Topmodel-Awards". Der geht in der Kategorie "Beste Shooting Performance" an eine gewisse Julia. Filmaufnahmen beweisen, dass sie offenbar tatsächlich in dieser Staffel dabei war, aber viel erinnerungswürdiger ist ihre anschließende Dankesrede.

"Wow, das ist so cool, mein erster Award", beginnt sie ihre nicht enden wollende Ansprache und dankt allen, die ihr in ihrem Leben über den Weg gelaufen sind oder über den Weg hätten laufen können – selbst die einsetzende Musik kann sie nicht stoppen. "Das ist nicht mein Award, der geht an meine Fans", schließt sie ihre Botschaft, als hätte sie gerade vier Oscars für ihr Lebenswerk bekommen.

"Germany's next Topmodel": Wir sehen uns 2018

Noch ganz benommen von so viel Öffentlichkeit, realisiert die arme Julia kurz darauf gar nicht, dass sie auch noch den "Allstars Walk" eröffnen darf. Der ist aber nicht nur ein "Allstars Walk", sondern ein "Flowerpower Walk". Natürlich ist er das.

Angesichts des gestrigen Vatertags hätte man sich eigentlich einen Bollerwagen-Walk gewünscht. Dazu ein Micki-Krause-Medley und jedes Mädchen hätte beim Laufen eine Flasche Bier mit den Zähnen aufmachen müssen. Aber das wäre intellektuell wohl etwas drüber gewesen.

Stattdessen jagt die Klum, bevor sie endlich Céline als Siegerin verkündet, noch einmal eine Sensation nach der nächsten durch die Oberhausen-Arena: Helene Fischer führt vor, wie viele Reime ihr auf Herzbeben einfallen, es gibt noch einen "Topmodel Award" für Personality und Ü18-Mädchen aus dem Publikum dürfen auf dem Laufsteg um ein GNTM-Ticket für 2018 kämpfen.

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Und als die Klum da so die armen Dinger mit einem penetranten "Und die Nächste und die Nächste" über den Catwalk peitscht, gibt sie das eigentliche Motto des ganzen Wahnsinns preis: The Sow must go on, immer weiter, immer mehr. Mehr "Unterhaltung", mehr Show, mehr Werbung, mehr Geld, mehr Nonsens, mehr Mädchen. Die Nächste, bitte!

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