Bereits drei Tage vor der Ausstrahlung der Weihnachtsausgabe des Showdinos "Dalli Dalli" berichtete die "Bild" vom kleinen Unfall Nora Tschirners. Das Erstaunliche: Der "Bild"-Bericht stellte sich als wahr heraus. Während die "Tatort"-Kommissarin im Häschenkostüm vor der Skihütte vom Huber Schorsch mit ihrem großen Puschel Promibilder vom Schnee befreite, kippte sie tatsächlich um. Das Bild fror ein, die Aufzeichnung wurde gestoppt. Schöne Bescherung!

Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Robert Penz dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Bei vielen kam ein gewaltiger Schwall Nostalgie hoch, als am Sonntagabend um 20:15 Uhr wieder einmal die legendäre "Dalli Dalli"-Signation ertönte. Im kommenden Februar wird es 35 Jahre her sein, dass Hans Rosenthal, großartiger Moderator des Formats, das er von 1971 bis 1986 vor stets gewaltiger Zuseherschaft moderierte, starb. Aber auch Johannes B. Kerner, einer von Rosenthals Nachfolgern, gab am ersten Weihnachtsfeiertag in einer "Dalli Dalli"-Weihnachtsausgabe mit Sicherheit sein Bestes.

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Für die temporeichen Wort- und Aktionsspiele begrüßte Kerner wieder einmal jede Menge Prominente, die hinter Ratepulten Platz zu nehmen hatten: Annette Frier und Edin Hasanović, Christoph Maria Herbst und Anneke Kim Sarnau, Karoline Herfurth und Nora Tschirner, Andrea Kiewel und David Garrett, Palina Rojinski und Riccardo Simonetti, Sonja Kirchberger und Stefan Jürgens, Ilka Bessin und Steffen Henssler sowie Kristina Inhof und Moderator Jochen Breyer. Hinter dem Jurypult versuchte es sich Influencerin Caro Daur neben Tanzsportler und "Let's Dance"-Juror Joachim Llambi wenigstens halbwegs gemütlich zu machen.

Die "Augenpeitsche" Kerner

Gleich zu Beginn sorgte ein im giftgrünen Weihnachtsmann-Anzug aus Polyester verpackter Moderator Kerner dafür, dass sich 80 Prozent der Zuseher beide Augen gleichzeitig verstauchten. Dass es an diesem Abend noch schmerzhafter wurde, hatte ja zuvor bereits die "Bild" verraten, aber der Reihe nach: "Die Regeln von Dalli Dalli zu erklären, ist ein bisschen wie Eulen nach Athen tragen", meinte "Augenpeitsche" Kerner zunächst. Was zählt, sei die Bereitschaft, sich zum Affen zu machen.

"Welche Dinge, die ihr am Dachboden habt, möchtet ihr unbedingt noch vor Silvester loswerden?", wollte der Moderator zu Beginn etwa von Team "Kameralieblinge" – Anneke Kim Sarnau und Christoph Maria Herbst – wissen. Den beiden Schauspielern war es wichtig, sich etwa von "toten Ratten", "Katzenstreu" und "abgelaufenen Kondomen" zu trennen. Für die Jury ging das alles in Ordnung. "Ihr hattet zweimal Alkohol getrunken", monierte Juror Llambi hingegen später, als Kerner von den "Kameralieblingen" erfahren wollte, was bei der Firmenfeier am Tag zuvor alles so passiert sei. "Genau so war's aber", rechtfertigte sich Herbst.

Stefan Jürgens will Opa ausgraben

Die Kandidaten schienen an diesem Abend zeitweise tatsächlich Spaß zu haben. In Engelskostümen galt es etwa, pizzagroße Dinkel-Vollkornkekse zu backen und in eine riesige Keksdose abzulegen. Dass die Engelsgleichen an einem dicken Gummiseil hingen, machte diese nicht wahnsinnig mobil. "Ich hab jetzt noch mehr Respekt vor der Arbeit von Engeln", offenbarte ein völlig entkräftigter Herbst. Auch Rojinski und Simonetti waren als Team "Kreativköpfe" den Aufgaben von Cherubim und Seraphim konditionell kaum gewachsen.

Dass Schauspieler Stefan Jürgens im Zuge der Vorbereitungen auf (s)ein Silvesterfest unbedingt auch noch "Opa ausgraben" wollte, befeuerte die gute Laune der Kollegen. Das sporadisch eingeblendete Saalpublikum mochte die Gags und Kalauer ebenso, was aber primär damit zu tun hatte, dass die lieblichen Bilder von den Tribünen tatsächlich noch aus der "Hans Rosenthal"-Zeit stammten. Heißt: Die "Dalli Dalli"-Weihnachtsausgabe fand also ohne Saalpublikum statt. Ob der eingespielten Lacher wähnte man sich zeitweise bei "Al Bundy" auf der Couch.

"Kiwi" und Bessin: "Wie Arsch auf Eimer"

"Andrea Kiewel und Ilka Bessin in derselben Spielrunde? Das passt vom Sympathielevel her wie Arsch auf Eimer", motzte jemand auf Twitter. Während Moderatorin "Kiwi" mit Geiger David Garrett als Team "Klangkörper" in den Ring stieg, durfte Comedienne Bessin mit Koch Steffen Henssler ran. Letztere wurden von Kerner nach deren Gedanken Sekunden vor dem Jahreswechsel gefragt, worauf die beiden wortreich replizierten. "Nur der Geschlechtsverkehr war doppelt", kommentierte die Jury das wiederholte Treiben.

Richtig stark zeigte sich Andrea "Kiwi" Kiewel beim Spiel rund um Schnellzeichner Daniel Stieglitz. Der trat quasi in die Fußstapfen des legendären "Oskar" (Hans Bierbrauer), der unter Rosenthal mit dem Stift über das Papier fegte. In den Bildern, die Stieglitz in sein iPad zu malen begann, mussten "Kiwi" & Co. so rasch wie möglich einen Weihnachtssong ausmachen. "Du bist so geil!", lobte Garrett Spielpartnerin "Kiwi", die "Last Christmas", "Macht hoch die Tür" und andere Lieder rasch in den Bildern sah. Bessins Versuche, Partner Henssler zu motivieren, waren indes eher zweifelhaft: "Mach doch mal was!", herrschte die Komikerin den TV-Koch an.

Schneehäschen Nora Tschirner kippt um

Dass etwas eintraf, was die "Bild" Tage zuvor prognostizierte, überraschte zwar nicht wenige Zuseher, erfreulich war dies allerdings gar nicht. Während des Spiels "Die wilde Wedelei", bei dem im Schneehasenkostüm und vor der Skihütte vom Huber Schorsch zunächst Promi-Bilder mit dem Schneehasen-Puschel vom glitzernden Weiß befreit und danach in der Hütte aufgehängt werden mussten, passierte es. Nora Tschirner, die im Team "Knallerfrauen" bis dahin erfolgreich an der Seite von Schauspielkollegin Karoline Herfurth operierte, stürzte in ihrem Schneehasenkostüm. Das Bild fror kurz ein, die Aufzeichnung stoppte.

"Nora ist umgeknickt. Und wir haben deshalb abgebrochen und erstmal unsere Sanitäter und einen Arzt draufschauen lassen. Der Arzt hat entschieden, dass Nora ins Krankenhaus gebracht werden muss", führte Kerner danach aus. Dass sich Schneehäschen Tschirner in der Skihütte vom Huber Schorsch die Kniescheibe ausgerenkt hatte, hofften viele Zuseher bereits von der "Bild" zu wissen. Auch dass die Schauspielerin längst wieder wohlauf ist.

Rosenthal ganz in Schwarz

Die 75. "Dalli Dalli"-Sendung, die am 9. November 1978 stattfand, hatte der Jude Hans Rosenthal im Vorfeld versucht zu verschieben, da ihr Sendetermin auf den 40. Jahrestag der Novemberpogrome 1938 fiel. Doch der ZDF lehnte ab, was dem Moderator durchaus zusetzte. Ganz der Profi moderierte Rosenthal das Format dennoch, trug dabei aber schwarze Kleidung. Anders als üblich wurde darüber hinaus in den Rate- und Spielpausen statt bekannten Schlagern klassische Musik gespielt.

Der junge Rosenthal überlebte den Krieg übrigens, weil er sich bis zu dessen Ende erfolgreich in einer Berliner Kleingartenanlage verstecken konnte, wobei er von drei (nichtjüdischen) Berlinerinnen unterstützt wurde – unter anderem von Ida Jauch, einer Bekannten seiner Mutter. Jauch wurde 2015 in Anwesenheit von ihren und Rosenthals Angehörigen als "Gerechte unter den Völkern" geehrt.

Sportjournalisten haben Nase vorn

Zurück zur Kerner'schen "Dalli Dalli"-Variante: Im Finale, in das es das Team "Knallerfrauen" jedoch schon vor dem kleinen Unfall geschafft hatte, durfte Herfurth als Tschirner-Ersatz auf die Unterstützung von Team "Kaiserschmarren" – Sonja Kirchberger und Stefan Jürgens – zählen, das zuvor bereits ausgeschieden war.

Zunächst ging es gegen das sich aus den Sportkommentatoren-Duo Kristina Inhof (ORF) und Jochen Breyer (ZDF) zusammensetzende Team "Kernkompetenz. Während Herfurth Gegner Breyer an der "Dalli Dalli"-Tonleiter, an der traditionell Wissensfragen beantwortet werden müssen, noch knapp schlagen konnte, sah es im ultimativen Finalspiel für die "Knallerfrau" nicht mehr ganz so gut aus. Inhof und Breyer bewiesen beim hochkarätigen Schleudern von überdimensionalen Korken aus aufblasbaren Sektflaschen in riesige Trichter schlichtweg mehr Talent als Herfurth und Tschirner-Substitut Kirchberger. Schließlich wies die hochkomplexe Punkte-Multiplikation am Ende des Finales auch die Sportjournalisten als Sieger aus. Das Publikum aus den 70er-Jahren applaudierte.

53.000 Euro für die gute Sache

Was man schon sagen muss: Aus heutiger Sicht ist es durchaus erstaunlich, dass "Dalli Dalli" unter Hans Rosenthal trotz der einst zahlreichen Umbauten, Musikdarbietungen und Outfitwechsel seinerzeit nur 90 Minuten gedauert hat. Die überlangen 180 Minuten, in denen natürlich auch "Dalli-Klick" gespielt wurde und viele der Kandidaten wirklich Spaß zu haben schienen, waren aber ganz sicher für etwas gut.

Knapp über 53.000 Euro wurden im Zuge dessen nämlich erspielt. Die kann die Hans-Rosenthal-Stiftung richtig gut gebrauchen, um noch mehr bedürftigen Menschen zu helfen.

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