Ein Präzisions-Schießstand für trostlose Runden, ein Oblaten-Waffeleisen von Adam und Eva, ein Holzboot, das keinen Hafen fand, und eine nicht schlecht staunende Muriel Baumeister – die XXL-Ausgabe von "Bares für Rares" hatte nicht nur Kostbarkeiten, sondern auch Schräges zu bieten.

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Ein pfiffig gekleideter und wie immer smarter Horst Lichter empfing am Mittwochabend in der XXL-Ausgabe von "Bares für Rares" im Schloss Schwerin acht Raritätenbesitzer. Den Auktionsreigen starteten Heike Köllmel und Benjamin Ochs aus Ludwigsburg, die eine echte Kostbarkeit aus dem 16. Jahrhundert vor dem Container bewahrt hatten. "Es handelt sich um ein perfekt geschmiedetes Oblaten-Waffeleisen, das für eine Hochzeit im Jahre 1596 gefertigt worden ist", offenbarte Experte Albert Maier.

Spektakulär daran: Das Waffeleisen kam bei der Hochzeit von, kein Witz, einer gewissen Eva und einem gewissen Adam zum Einsatz. Dass die Verkäufer sich für das Hostieneisen nur zwischen 30 und 50 Euro vorstellen, überraschte. Ganz besonders nämlich, als Händler Ludwig Hofmaier bereit war, dafür 400 Euro zu zahlen.

"Rolling Stones"-Programmheft von einem denkwürdigen Konzert

Mit einer völlig anderen Rarität rockte wiederum der Schweizer Walter Siegrist den pompösen Sitz des Landtags Mecklenburg-Vorpommern. Der 66-Jährige hatte ein "Rolling Stones"-Programmheft aus dem Jahr 1967 samt allen Originalunterschriften der Bandmitglieder mit dabei.

Er selbst war auf diesem bemerkenswerten Konzert in Zürich, das mit der völligen Zerstörung des Mobiliars endete, da die rollenden Steine bereits nach 35 Minuten die Bühne verließen und so das Publikum in Rage versetzten. Händler Wolfgang Pauritsch ließ sich diese Besonderheit nicht entgehen und letztlich auch satte 1.050 Euro kosten. "Hätte ich nie gedacht, ich bin absolut zufrieden", so der Schweizer Stones-Fan.

"Bares für Rares": Big Deal im Schloss Schwerin

Ein Ölgemälde durfte wiederum die Dortmunderin Ingeborg Dose den Händlern unter die Nase halten. Und was für eines noch dazu! Ihre Malerei einer Hochzeitsszene aus der griechischen Mythologie, auf der randvolle und randalierende Zentauren zu sehen sind, stammt aus der Zeit um 1600. "Ich habe drei Mal geheiratet, aber das ist bei mir nie so ausgeufert", witzelte Horst Lichter.

Ihr Vater habe es vor 70 Jahren auf einer Auktion in Berlin erstanden, so Dose zu Experten Albert Maier. Obwohl sie "auf jeden Fall 12.000 Euro" haben wollte, ging sie dennoch auf das "9.000 Euro"-Angebot von Händler Julian Schmitz-Avila ein, was sich noch als das Geschäft des Abends herausstellen sollte. "Mein lieber Herr Gesangsverein", kommentierte Lichter den Deal.

Berliner ging mit altem Holzboot baden

Nicht ins Geschäft mit dem Händlerpool kam hingegen Jonathan Bonge. Und das, obwohl sein Mitbringsel, ein knapp 50 Jahre altes Holzboot, das wertvollste des Abends war. 14.000 Euro wollte der Berliner Bankangestellte für den edlen Wasserboliden mit dem schnurrenden Clio-Motor haben.

Experte Sven Deutschmanek befand dies für durchaus realistisch. Das Sümmchen war dann der Boot-affinen Händlerin Elke aber trotzdem zu stolz. Sie offerierte Bonge 10.000 Euro für das frisch eingeölte Holzteil, worauf der jedoch nicht eingehen wollte. Der Berliner musste leider ohne Zaster wieder heimwärts schippern.

Elke Velten kauft in die Jahre gekommenes Fitness-Tool für Kids

Ein noch älteres Gefährt stellten wiederum Katrin Burger aus Aschaffenburg vor Lichter und Deutschmanek ab: Ein Tandem-Sportgerät mit gefederten Sitzen, das Kinder um die Jahrhundertwende fithalten sollte. "Ein klassischer Dachbodenfund im Haus meiner Eltern", so Burger über ihr nicht allzu hübsches und etwas sperriges Teil.

Die Händler zeigten sich dennoch von diesem uralten Fitnesstool angetan und überboten einander in einer Tour, bis schließlich beim 600-Euro-Angebot von Elke Velten Schluss war.

Experte zu Schauspielerin Muriel Baumeister: "Das ist falsch!"

Auch die deutsch-österreichische und allen Serienfreunden gut bekannte Schauspielerin Muriel Baumeister durfte am Mittwochabend ihr Verkaufstalent unter Beweis stellen. Sie stand bereits mit Größen wie Götz George oder Mario Adorf vor der Kamera. Baumeister brachte eine antike Uhr ihrer Ururgroßmutter in die XXL-Ausgabe, von der sie dachte, sie sei um 1800 hergestellt worden.

"Das ist falsch", erwiderte Albert Maier. "Dieser Uhrmacher lebte von 1694 bis 1737 und sollte mindestens 1.800 bis 2.000 Euro bringen", ergänzte der Experte, was die Schauspielerin freudig zur Kenntnis nahm. Einem kurzen Flirt Baumeisters mit Händler Ludwig Hofmaier in breitem Dialekt folgte eine illustre Bieterrunde. Antiquitätenhändler Wolfgang Pauritsch, selbst Österreicher, ging im Bieterclinch mit Hofmaier als Sieger hervor. Er musste für die antike Uhr 1.700 Euro auf den Tisch legen.

"Bares für Rares": Ein alter Schießstand für Abende in saufader Runde

Ein echt schräges Teil brachten Margareta und Burkhard Seidenspinner aus Düsseldorf mit ihrem Präzisions-Schießstand mit in die Sendung. In dieses, vermutlich in den 1920er- oder 1930-er Jahren hergestellte Spielzeug kann man noch heute, sofern man sie hat, fünf Pfenning einwerfen und dann auf einem Tisch seine Treffsicherheit unter Beweis stellen.

"Ein vom Großvater geerbtes und unterhaltsames Objekt, wenn man Gesellschaft hat und es öde wird", so Burghard Seidenspinner, der sich für den kleinen Schießstand rund 900 Euro erhoffte. Detlev Kümmel wertete dies als "Schuss daneben". "Das Spiel sollte irgendwo zwischen 1.200 und 1.400 Euro einbringen", so der Experte. Dem war leider nicht so. Händler Walter Lehnertz ersteigerte das gute Stück um 900 Euro – also exakt um jenen Betrag, den sich die Düsseldorfer ursprünglich wünschten.

Kostbarer Anhänger von Jugendstil-Größe Wilhelm Lucas von Cranach

Das vielleicht schönste Objekt durfte man am Ende von "Bares für Rares" bestaunen: Einen mit Diamanten und Perlen Schmuckanhänger aus Gold und Emaille in Form einer Orchidee, den Anette von Husen aus Undeloh zu Horst Lichter brachte.

Das abgesehen vom hohen Wert Außergewöhnliche daran: Die Kostbarkeit lässt sich im Nu in eine Brosche verwandeln. "Dieses Stück liegt in einem hervorragenden Zustand vor", ließ uns Expertin Heidemarie Rezepa-Zabel wissen, die selbst ein wenig erstaunt war. Die Kunstsachverständige weiter: "Was wir hier haben, ist wirklich Künstlerschmuck, hinter dem mit Wilhelm Lucas von Cranach ein großer Name steckt. Er gehörte zur Elite des deutschen Jugendstils."

Anette von Husen, die den Händlern 5.000 Euro für die Preziose abknöpften wollte, traute ihren Ohren nicht. Rezepa-Zabel auf die Vorstellung der Blaublütigen aus Undeloh: "Das ist natürlich eine stolze Wunschvorstellung, aber zurecht. Ich würde hier 7.000 bis 8.000 Euro taxieren", was Von Husen abermals entzückte. Vor diesem Hintergrund kam der harte Kampf unter den Händlern um das Schmuckstück nicht allzu überraschend. Fabian Kahl war es dann, der den Zuschlag bekam und für den kostbaren Anhänger 7.100 Euro berappen musste.

Mit dem Besitzerwechsel dieses Jugendstil-Kleinods endete auch ein Abend voller Raritäten und Schönheiten, der die Händler letztlich mehr als 20.000 Euro kostete.

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