Am Sonntagabend ist die Superlativ-Serie "Babylon Berlin" endlich im Free-TV gestartet. Ein knappes Jahr mussten die Zuschauer nach der Premiere beim Bezahlsender Sky darauf warten. Hier erfahren Sie, was Sie zu Serienstart wissen sollten sowie alle Sendetermine.

Christian Vock
Eine Kritik

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Viel hilft viel. Manchmal jedenfalls. Noch nie zuvor war eine deutsche TV-Serie so teuer gewesen wie "Babylon Berlin". Und noch nie hat sich das so sehr gelohnt.

"Babylon Berlin" braucht sich hinter den großen amerikanischen Historien-Produktionen von HBO, Netflix und Amazon Prime keinesfalls zu verstecken. Die Serie hat absolut internationales Format. Darum geht es:

Kommissar Gereon Rath (Volker Bruch) kommt 1929 von Köln nach Berlin, um einen Erpressungsfall aufzuklären. Dort lernt er Charlotte Ritter (Liv Lisa Fries) kennen, die im Polizeipräsidium zunächst Gelegenheitsjobs erledigt, und trifft seinen Kollegen Bruno Wolter (Peter Kurth) von der Sittenpolizei.

Langsam gerät Rath in eine Geschichte um Mord, Drogen, Prostitution, Intrigen, Pornografie und politische Machtkämpfe.

"Babylon Berlin": Geschichtsunterricht und Krimi

"Babylon Berlin" ist Geschichtsunterricht pur - aber spannend. Die fiktive Geschichte um den Kölner Kommissar Gereon Rath, der 1929 als Sonderermittler nach Berlin kommt, ist in eine spannende Zeit gebettet. Nach der Überwindung der ersten Krisenjahre der Weimarer Republik bedrängen radikale Kräfte von links und rechts die junge Demokratie.

In der Hauptstadt der Republik, Berlin, leben zu dieser Zeit über vier Millionen Einwohner - das sind mehr Menschen als heute. Trotz einer im Vergleich zu den Vorjahren gewissen Stabilisierung kämpfen viele Menschen um ihre Existenz.

Gleichzeitig breitet sich eine kulturelle Vielfalt und Freiheit aus, neue Kunstrichtungen entstehen. In "Babylon Berlin" ist diese Stimmung zum Greifen nah, buchstäblich an jeder Straßenecke treffen Fiktion und Wirklichkeit aufeinander.

Bezug zur Historie Berlins

Die Geschichte um Kommissar Rath und Charlotte Richter nimmt auf viele historische Ereignisse Bezug, allen voran die Geschehnisse um den sogenannten Blutmai.

Am 1. Mai 1929 organisierte die Kommunistische Partei (KPD) entgegen des herrschenden Verbotes politischer Versammlungen unter freiem Himmel vor allem in Neukölln und Wedding eine Demonstration.

Die Berliner Polizei ging mit aller Härte dagegen vor, auch mit Panzerwagen und Maschinengewehren, zahlreiche Menschen starben oder wurden verletzt. Am 2. und 3. Mai wurden Arbeiterviertel durchsucht und Menschen festgenommen. Erst am 6. Mai normalisierte sich die Lage wieder, kein Polizist wurde je angeklagt.

Während Rath in den Strudel dieser Ereignisse hineingezogen wird, schlittert der Kommissar gleichzeitig in einen innerrussischen Machtkampf zwischen Stalin und dessen Widersacher Trotzki, der 1929 im türkischen Exil leben muss.

Die Stadt als Protagonist

In diese brisante Zeit zwischen den beiden Weltkriegen platzierte Volker Kutscher 2008 seinen Roman "Der nasse Fisch", der die Grundlage für "Babylon Berlin" bildet. Vier Jahre später sicherte sich die Filmproduktionsfirma X Filme Creative Pool die Filmrechte. Wiederum drei Jahre später starteten die Dreharbeiten.

"Mit 'Babylon Berlin' ergreifen wir die Chance zu zeigen, dass wir bei den Serien auch auf dem internationalen Markt ganz oben mitspielen können", ließ sich ARD-Programmdirektor Volker Herres 2014 zitieren. Wenn man aber "international ganz oben mitspielen" will, ist das mit den üblichen deutschen Serienbudgets nicht zu machen.

Mit dem Pay-TV-Sender Sky und Beta Film fand man zusätzliche Partner für das Mammut-Projekt und mit Tom Tykwer einen Regisseur von internationalem Ruf, der zusammen mit seinen Kollegen Hendrik Handloegten und Achim von Borries das Drehbuch geschrieben und Regie geführt hat.

"Wir wollten ein Gefühl für diese Zeit herstellen. Wir haben die Stadt als Protagonisten", erklärt Handloegten zur eigenen Herangehensweise.

"Babylon Berlin": Das sind die weiteren Sendetermine

Herausgekommen ist eine, für europäische Verhältnisse, Superlativ-Serie: 200 Drehtage, 300 Drehorte, 300 Sprechrollen, 5.000 Komparsen und Kosten von etwa 40 Millionen Euro für die ersten beiden Staffeln.

Am Ende ist ein eindringliches Sittengemälde "einer Weltstadt im Rausch" entstanden, wie es im Roman über das Berlin der 1920er Jahre heißt. Gleichzeitig ist "Babylon Berlin" ein packender Krimi, kurzum eine wirklich gelungene Serie. Manchmal hilft viel tatsächlich viel.

  • "Babylon Berlin" ist am Sonntag, 30. September, ab 20.15 Uhr mit den ersten drei Folgen in der ARD, in ORF eins sowie ab 20.05 auf SRF zwei zu sehen.
  • Folgen 4 bis 6: Donnerstag, 4. Oktober, ab 20.15 Uhr im Ersten
  • Folgen 7 und 8: Donnerstag, 11. Oktober, ab 20.15 Uhr im Ersten
  • Folgen 9 und 10: Donnerstag, 18. Oktober, ab 20.15 Uhr im Ersten
  • Folgen 11 und 12: Donnerstag, 25. Oktober, ab 20.15 Uhr im Ersten
  • Folgen 13 und 14: Donnerstag, 1. November, ab 20.15 Uhr im Ersten
  • Folgen 15 und 16: Donnerstag, 8. November, ab 20.15 Uhr im Ersten
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