• In Folge zwei von "Wer stiehlt mir die Show?" wollen Palina Rojinski, Elyas M’Barek, Thomas Gottschalk und eine Zuschauerin Joko Winterscheidt die Moderation entreißen.
  • Doch sie scheitern schon am richtigen Namen der Sendung.
  • Die Sendung ist klassisches Fernsehen in neuer Fassade - was aber durchaus als Kompliment zu verstehen ist.
Eine Kritik

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Normalerweise läuft es in den Shows von Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf so ab: Sie erklimmen mit verbundenen Augen bröckelige Pfade im Bergmassiv, werfen sich gegenseitig aus dem Flugzeug, zerren sich zum schiefen singen auf eine Festivalbühne oder gackern sich durch die Titel der Pornoabteilung einer Videothek. Hauptsache der andere blamiert sich oder muss leiden.

Aber siehe da, kaum trennt man die beiden Berufsjugendlichen, können sie auch ganz anders. Klaas Heufer-Umlauf moderiert eine recht erfolgreiche Late Night und Joko Winterscheidt versucht sich mit "Wer stiehlt mir die Show?" an einem ziemlich klassischen Quiz-Format, an dem auch Hans Rosenthal seine Freude gehabt hätte. Wenngleich kaum einer der Zuschauer von ProSieben noch wissen dürfte, wer das war.

Gottschalk weiß nicht mal den Namen der Show, in der er ist

Wobei dieses "Dalli Dalli" für die Social-Media-Generation 2021 natürlich ein wenig ironischer daher kommt. Das fängt bei der überdimensionalen Showtreppe bis unters Studiodach an und zieht sich durch das ganze Konzept von "Wer stiehlt mir die Show?".

Es geht nämlich nicht um Geld, sondern darum, Winterscheidt die Moderation der eigenen Sendung abzuluchsen. In jeder Woche kämpfen Schauspieler Elyas M’Barek, Moderatorin Palina Rojinski und Thomas Gottschalk um diesen Job. Ergänzt wird diese Riege durch einen Zuschauer-Kandidaten oder -Kandidatin.

An diesem Dienstagabend ist das Asena aus Unterföhring bei München. Die hat sich für "Wer stiehlt mir die Show?" extra einen Lehrplan auf ihrem Computer zurechtgelegt. "Ich hab mich da voll reingesteigert", gesteht sie.

Offensichtlich aber nicht genug, denn bereits bei der ersten Frage patzt Asena: Wie eigentlich die Show heißt, bei der sie gerade mitmacht. Klingt einfach, fällt aber auch dem Rest schwer. Außer Palina Rojinski kann das keiner fehlerfrei beantworten. Thomas Gottschalk entschuldigt sich lapidar: "Wenn ich mir jedes Mal die Show merken würde, in der ich bin …" Angesichts seiner TV-Präsenz in den letzten Monaten kann man da schon mal durcheinanderkommen.

"Wer stiehlt mir die Show": Cannabis-Synonyme und Pornoseiten

So geht es munter in der Show weiter. Eigentlich passiert in "Wer stiehlt mir die Show?" gar nicht viel: Ein Moderator stellt Fragen, die Prominenten sitzen hinter einem Pult, trotzdem ist das irgendwie unterhaltsam. Der Dreh ist eben ein anderer, moderner, frecher.

Statt wie bei Hans Rosenthal prominente Gesichter zu erraten, die sich langsam entschlüsseln, suchen die Herausforderer von Joko Winterscheidt Hinweise in Instagram-Feeds. In einem anderen Spiel gilt es per englischer Hinweise Begriffe zu erraten. Vorgetragen von der Berliner Putzfrau Sabine, die Joko und Klaas immer wieder in ihre Sendungen einbauen. Der Gag: Die kann gar kein Englisch. Das klingt in etwa so: "Witte and bluhe strippes wiff a weite kross in se apper korner." Gemeint ist die Flagge von Griechenland.

In einem anderen Spiel fragt Joko Winterscheidt Synonyme für Cannabis ab. Palina Rojinski überrascht mit enzyklopädischen Wissen. "420" muss sogar der Moderator kurz im Internet nachschauen. Bei Elyas M’Bareks Aufzählung von Pornoseiten ist das nicht nötig. Er ist auch am nächsten dran, als es darum geht, was im internationalen Schnitt ein Gramm Kokain kostet. Gottschalk schätzt 5,80 Euro statt den richtigen 72 Euro. Irgendwie putzig, dass es das in der Fernsehbranche noch gibt.

Zuerst geht die Zuschauerkandidatin, dann Gottschalk

Für seinen Punktestand ist das aber eher kontraproduktiv. Zuschauerkandidatin Anesa fliegt schon früh aus der Sendung, Gottschalk folgt als nächster. Durch einen windigen und verregneten Schacht schleicht er von dannen, sich selbst mit Vorwürfen beutelnd ("Ich habe schon Sendungen moderiert, von denen nicht einmal ich wusste, wie sie heißen"), begleitet von Rammsteins "Ohne dich". Noch so eine nette kleine Idee in "Wer stiehlt mir die Show?".

"Was für ein Typ", raunt ihm Joko Winterscheidt noch ehrfürchtig hinterher, der selbst in Ausgabe zwei seiner Sendung noch nicht glauben kann, hier jeden Dienstag neben Gottschalk zu stehen.

"Immer noch tausendmal schneller als wir alle im Kopp", fügt er hinzu. Palina Rojinski entgegnet leicht pikiert: "Na ja." Das Gegenteil beweisen kann sie Joko Winterscheidt nicht. Im vorletzten Spiel soll Rojinski vom Teleprompter ablesen und gleichzeitig Lücken ergänzen. Sie schafft so wenige Begriffe, dass Elyas M’Barek nicht einmal mehr antreten muss.

Das Finale von "Wer stiehlt mir die Show?" hat seine Längen

Das Finale, in dem der Schauspieler dann direkt gegen Joko Winterscheidt um die Moderation der nächsten Sendung kämpft, ist allerdings der Schwachpunkt der Sendung. Irgendwie ist das alles zu wirr.

Es geht um zuvor errungene Joker-Münzen, Poker-Gesichter, Bluffen und letztlich doch wieder nur um das Beantworten von Fragen. Ohne jede Dramaturgie zieht sich das mit einer halben Stunde Sendezeit doch arg in Länge. Zumal auch in Folge zwei wieder Joko Winterscheidt triumphiert (in Folge eins verlor Palina Rojinski), obwohl M’Barek mit drei Jokern ins Finale eingezogen ist.

Das ändert aber nichts daran, dass "Wer stiehlt mir die Show?" sehr klassisches Fernsehen in neuer Fassade ist. Was als Kompliment zu verstehen ist.

Das ProSieben-Format ist locker, spontan, die Besetzung harmonisiert und mit etwas mehr als zwei Stunden Länge ist das Quiz nicht so episch lang wie mittlerweile viele andere Shows dieser Art. Perfekte Unterhaltung also für einen Dienstagabend.

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