• In der aktuellen Folge des Satire-Magazins "ZDF Magazin Royal" legt Jan Böhmermann zahlreiche Dokumente vor, die belegen sollen, dass der Influencer Fynn Kliemann und sein Geschäftspartner bei der Lieferung von Corona-Schutzmasken ein falsches Herkunftsland angeben haben.
  • Kliemann und sein Geschäftspartner behaupteten, die Masken zum Selbstkostenpreis zu verkaufen.
  • Böhmermanns Enthüllungen zufolge schlugen sie aber Profit aus dem Verkauf. Außerdem sollen unbrauchbare Masken in Flüchtlingslager geliefert worden sein.
  • Kliemann hat mittlerweile auf die Vorwürfe reagiert und spricht von eigenen Versäumnissen.

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Jan Böhmermann hat es schon wieder getan. Quasi aus dem Nichts hat der TV-Moderator ein Thema gesetzt, das am Freitag nicht nur in den sozialen Medien für Aufruhr sorgte. In der neuesten Folge seines Satire-Magazins "ZDF Magazin Royal" (Freitag, 23:00 Uhr im ZDF) erhebt Böhmermann schwere Vorwürfe gegen Fynn Kliemann und beschuldigt den Unternehmer, Musiker und Influencer des Maskenbetrugs.

Zu Beginn der Corona-Pandemie ließen Kliemann und sein Geschäftspartner Tom Illbruck im großen Stil Schutzmasken herstellen. Diese sollten angeblich fair in Europa produziert und zum Selbstkostenpreis verkauft werden. Böhmermann legt nun aber zahlreiche Dokumente vor, die belegen sollen, dass die Masken tatsächlich kostengünstig in Bangladesch und Vietnam hergestellt wurden und dem mit Heimwerker-Videos bekanntgewordenen YouTuber und seinem Geschäftspartner zu einem satten Gewinn verhalfen.

Kliemann reagiert auf Vorwurf zu Maskenbetrug

Der Influencer und Musiker Fynn Kliemann hat mittlerweile auf die vorwürfe reagiert. Auf dpa-Anfrage hieß es in einem Statement Kliemanns: "Ich muss mir klar eingestehen, dass ich den Prozess nicht mehr überblicken konnte." Weiter hieß es: "Das darf niemals passieren und somit übernehme ich, auch wenn ich weder Produzent noch Verkäufer war, eine Verantwortung." Durch diese Versäumnisse, sich mit diesen Prozessen nicht eingehend befasst zu haben, habe er viele enttäuscht. Kliemann bat zugleich um einen differenzierten Blick auf die Details in dem Video-Beitrag.

Wer sich in der Welt der Influencer und der sozialen Medien nicht so gut auskennt, wird sich nun vielleicht erstmal fragen, wer Fynn Kliemann überhaupt ist. Böhmermann beantwortet diese Frage ausführlich und nutzt die erste Hälfte der knapp halbstündigen "ZDF Magazin Royal"-Folge, um Kliemann und seine Tätigkeiten vorzustellen. Dies geschieht mit dem für Böhmermann so typischen, spöttischen Unterton.

"Fynn Kliemann ist zu seiner eigenen Marke geworden. Weil er einer ist, der die Menschen am Herzen packen kann. Fynn kann man nicht in Worte fassen, Fynn ist eher so ein Vibe. Ein Lifestyle. Fast sowas wie ein Gefühl. Und Gefühle beschreibt man am besten mit Musik", sagt der 41-jährige Satiriker. Dann streift er sich weiße Handschuhe über, setzt einen Zylinder auf und singt ein Spottlied über Kliemann.

Vor allem der erste Teil der "ZDF Magazin Royal"-Folge, die bereits seit 0:00 Uhr in der Nacht von Donnerstag auf Freitag auf YouTube zu sehen ist, erweckt den Anschein, dass es Böhmermann neben der Enthüllungsgeschichte auch um eine persönliche Abrechnung mit Kliemann geht. Der Influencer war bereits in Böhmermanns Show zu Gast, er trat mit Böhmermanns Podcast-Kumpel Olli Schulz in dessen Netflix-Doku "Das Hausboot" auf. Nun scheinen die beiden aber keine Freunde mehr zu sein.

Böhmermann liegen zahlreiche Dokumente vor

Konkreter wird es im zweiten Teil der Folge. Böhmermann legt seine Beweise auf den Tisch und erhebt schwere Anschuldigungen. Dabei schaut er in die Kamera und spricht direkt zu Fynn Kliemann. "Wir sitzen hier seit Wochen auf ein paar echt heißen Dokumenten, die zeigen, was bei dir so abläuft, wenn keine GoPro mitläuft", sagt er und zählt auf, was seiner Investigativ-Redaktion an I-Messages, E-Mails, Lieferscheinen, Fotos, Auftragsbestätigungen, Anruflisten, Videoaufnahmen und Screenshots von Webseiten vorliegt.

Wie er in den Besitz dieser Dokumente mit Kliemanns geschäftlichen Konversationen kam, lässt Böhmermann offen. Auf der extra eingerichteten Website "lmaafk.de" sind sie aber öffentlich abrufbar. "Es ist doch sicher auch in deinem Sinn, Fynn, wenn wir das mal gemeinsam durchgehen?", fragt der Moderator. Was dann zu hören ist, wird aber ganz sicher nicht im Sinne Kliemanns sein.

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Masken aus Bangladesch statt aus Portugal?

Der Influencer, sein Geschäftspartner Illbruck und dessen Textilfirma "Global Tactics" sollen die Öffentlichkeit bei der Herkunft der Masken bewusst getäuscht haben. Statt, wie behauptet, "fair in Europa" produziert, sollen die Masken kostengünstig in Bangladesch und Vietnam hergestellt worden sein. Die Masken wurden laut Böhmermann auch nicht zum Selbstkostenpreis verkauft, Kliemann und Illbruck sollen von den Verkäufen ordentlich profitiert haben.

Böhmermann zeigt Lieferscheine, für 40 Cent sollen die Masken aus Bangladesch geliefert worden sein, für fünf Cent mehr aus Vietnam. Dann holt der Moderator einen großen Taschenrechner raus. "2,3 Millionen Masken haben Fynn und Tom in Bangladesch und Vietnam bestellt", rechnet Böhmermann vor. Diese seien für mindestens 93 Cent verkauft worden. "Da ist ja ein Gewinn von mindestens einer Million Euro möglich. Also eine Marge von über 100 Prozent. Aber ist das nicht egal, es geht doch um die gute Sache", fügt Böhmermann sarkastisch an.

Wurden unbrauchbare Masken in Flüchtlingsunterkünften verteilt?

Eine erste Lieferung von Masken soll fehlerhaft gewesen sein und keinen ausreichenden Schutz vor dem Corona-Virus geboten haben. Laut Böhmermann bekamen Kliemann und Illbruck diese unbrauchbaren Masken von den Produzenten in Asien nicht in Rechnung gestellt. Sie sollen die Masken daraufhin an Flüchtlingsunterkünfte in Bosnien und Griechenland geliefert haben. "Fynn Kliemann und Tom Illbruck - wieder mal die Welt ein bisschen besser gemacht", bemerkt Böhmermann ironisch.

Kliemann selbst reagierte bereits am 1. Mai, seinem 34. Geburtstag, auf die Vorwürfe. Die Redaktion des "ZDF Magazin Royal" hatte ihm einen Fragenkatalog zu den Recherchen zugeschickt, der Influencer antwortete darauf in einem halbstündigen Video. "Ich finde es gut, dass es investigative Journalist:innen gibt, die so etwas hinterfragen", erklärte er: "Normalerweise sagt man seinem Anwalt Bescheid und der antwortet darauf. Aber das finde ich irgendwie blöd. Ich bin ein Fan von transparenten Gesprächen untereinander."

Kliemanns Fans reagieren wütend und enttäuscht

Kliemann stritt in dem Video einen Großteil der Vorwürfe ab. Offenbar ahnte er noch nicht, wie umfangreich die Enthüllungen von Böhmermann sein würden. Die Kommentare unter dem Video sind mittlerweile fast durchgehend negativ, die Followerinnen und Follower sind nach Böhmermanns Vorwürfen enttäuscht und wütend. "Das Video ist schlechter gealtert als frische Milch", schreibt einer. "Das sind ziemlich viele Lügen in einem Video", schreibt ein anderer.

Verwendete Quellen:

  • Twitter.com: ZDF Magazin Royale
  • Instagram.com: Fynn Kliemann
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