Keine einfache Woche für hauptberufliche Sieben-Tages-Chronistinnen wie mich. Wurden wir Tagebuchschreiberlinge in den letzten Monaten meist von der Ereignis-Muse geküsst, gab es in den vergangenen sieben Tagen nicht mal eine rosenkriegstaugliche Promi-Trennung.

Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Marie von den Benken dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Selbst Thomas Tuchel, den Aki Watzke, Noch-Chef beim BVB, in einer spektakulären Agent-Provocateur-Aktion vor knapp einem Jahr als, haha, Cheftrainer beim Erzrivalen FC Bayern München einschmuggeln und unterbringen konnte, sitzt noch fest im Sattel. Jedenfalls verhältnismäßig fest, wenn man bedenkt, dass er für den FC Hollywood an der Seitenlinie steht (oder, naja, zuletzt eher flucht).

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Die spektakulärsten News der Woche bleiben damit wohl der geheime Video-Dreh von Dieter Bohlen und Twenty4Tim. Ja, ich weiß. Dieter Bohlen, die Älteren erinnern sich, gilt als Deutschlands Antwort auf Mozart und ist bis heute weltweit der einzige Popstar, der mit einem halben Akkord und einem auf 24 Vokabeln reduzierten englischen Wortschatz etwa 20 Millionen Goldene Schallplatten ersungen hat.

Seine größten Erfolge feierte er mit gesellschaftskritischen Songs über Gebrauchtwagen („Geronimo's Cadillac“), Organspende („You're My Heart, You're My Soul“), Obstverkäuferinnen („Cheri Cheri Lady“), das Loch in der Rentenkasse („In 100 Years“), Geschwisterliebe („Brother Louie“), sich selbst („Sexy sexy Lover“), Borussia Dortmund („You Can Win if You Want“) und Deutschland, wenn irgendwann mal versehentlich die AfD in Regierungsverantwortung käme („Stranded in the Middle of Nowhere“).

In dieser Zeit erfand Bohlen für seine wöchentlichen Auftritte in der „ZDF-Hitparade“ die später als „Becker-Faust“ berühmt gewordene Armbewegung, die immer ein bisschen so aussieht, als würde ein Tierarzt gerade seinen Unterarm aus dem Anus einer Kuh ziehen, der er gerade eine Darmspülung verpasst hat.

Darüber hinaus gilt er als zweitwichtigster Philosoph des Landes nach Richard David Precht, der in den 90er-Jahren unter seinem Pseudonym „Thomas Anders“ viele Jahre erfolgreich mit Bohlen zusammengearbeitet hatte, sich dann aber aufgrund einiger zwischenmenschlicher Differenzen mit seinem Partner Markus Lanz (Popstar-Name „Nora“) trennen musste.

Bohlen blieb seiner Bodenständigkeit, seiner Verbindung zum einfachen Mann von der Straße und seinem politischen Weitblick auch ohne Richard Thomas David Anders-Precht treu und hielt unserer konsumorientierten, turbokapitalistischen Gesellschaft stets den Spiegel vor. So soll er einst in einem Interview auf die Frage, ob es nicht ungerecht sei, dass er 100 Millionen auf dem Konto hat und Millionen anderer in Deutschland an der Armutsgrenze leben, gesagt haben: „Ich wäre ja eigentlich auch für Sozialismus, Sozialismus ist geil, so alles gehört allen – aber geht ja irgendwie nicht!“ Und damit hat er bereits mehr finanzpolitisches Fingerspitzengefühl gezeigt als Christian Lindner, der Dieter Bohlen für Nischenparteiwähler.

Dieter Bohlen Superstar

Das war natürlich bevor Bohlen, so hört man es jedenfalls aus Gerüchten in meiner Heimatstadt Hamburg seit vielen Jahren immer wieder, gemeinsam mit dem einschlägig bekannten Finanzexperten Jürgen Harksen einige seiner wohlverdienten Millionen in dubiose Geschäftsideen wie erfundene Ölvorkommen in Norwegen versenkte. Dieser kurze Ausflug in die Abgründe finanzieller Fehlinvestitionen sorgte zwischenzeitlich sogar für ein kurzes Comeback der Popduo-Giganten Bohlen/Anders-Precht und die Renaissance von „Modern Talking“, den Beatles der 80er-Jahre.

Um sich nach einigen erschütternden Plagiatsvorwürfen neu zu erfinden, beschränkt sich Bohlen für ein ordentliches monatliches Nettohaushaltseinkommen inzwischen weitestgehend auf die Vermarktung von grenzwertig designten Poloshirts und für den Überlebenskampf im Boulevardbetrieb auf lancierte Promi-Zickereien. Im Prinzip eine gute Idee, immerhin kann ihn dafür wenigstens niemand der kommerziellen Urheberrechtsverletzung beschuldigen, wie es in den vergangenen Jahren regelmäßig vorkam – etwa beim Superhit „Für Dich“, den Yvonne Catterfeld sang, oder „Take me Tonight“ von Alexander Klaws, dem Siegerhit der ersten DSDS-Staffel.

Vor allem bei der mittlerweile von vielen umworbenen Zielgruppe der anti-woken Stolzdeppen versucht Bohlen, sich beliebt zu machen. Er geht dabei sogar so weit, dem KKR-Kundenmagazin „WeLT“ einige Leser*innen abwerben zu wollen.

So traut sich der kürzlich 70 Jahre alt gewordene Bohlen inzwischen auch an Randthematiken, die normalerweise lediglich von Vollzeitfeministen wie Wolfgang Kubicki, Heinz-Rudolf Kunze, Dieter Hallervorden oder Christoph Ploss in den öffentlichen Diskurs gehoben werden: Gendern, Grüne und vor allem weibliche Selbstbestimmung. Dafür zettelt der ansonsten als überaus harmonisch geltende Poptitan mit sexistischen Wortbeiträgen sogar gelegentlich Schlammschlachten mit Generation Z Ikonen wie Katja Krasavice an, die dann monatelang öffentlich über die Polit-App TikTok ausgetragen werden.

Ist Twenty4Tim der neue Thomas Anders?

Twenty4Tim dagegen ist erst im Jahr 2000 als Tim Maximilian Kampmann geboren worden. Ob ihn die Aura des Weltruhms von Modern Talking noch umweht hat, ist daher ungeklärt, aber sehr unwahrscheinlich. Bohlen, der Twenty4Tims Großvater sein könnte, hat den durch eigentümliche, naja, Spaßvideos zur Flutkatastrophe im Ahrtal berühmt gewordenen Feingeist offenbar zu seinem neuen Thomas Anders erkoren, nachdem ein ähnliches Unterfangen mit Pietro Lombardi offenbar daran gescheitert war, dass Bohlen nicht konsequent genug dafür gesorgt hatte, dass es Alessio gut geht. Denn das ist, das wissen wir alle: Die Hauptsache.

Während Tim Maximilian Kampmann ein bisschen so klingt wie dieser eine Typ in deiner Klasse, der immer komische Pollunder trägt und dich beim Lehrer verpetzt, wenn er dich beim Hausaufgaben-Abschreiben sieht, klingt Twenty4Tim natürlich nach der ganz großen Entertainmentwelt. Was genau der Künstlername Twenty4Tim bedeutet, konnte bislang wohl noch nicht final eruiert werden. Auch ich habe keine adäquate Antwort darauf – und das, obwohl ich im Januar dieses Jahres aufgrund einer beruflichen Verpflichtung dem Erfolgsformat „Dschungelcamp“ beiwohnen durfte, bei dem sich Twenty4Tim überraschend bis ins Finale durchwürgte.

So ist bis heute unklar, welche 20 Menschen sich für Tim engagieren. Gleichwohl gibt es zahlreiche Vermutungen, wer diese „Twenty“ in Twenty4Tim sein könnten. Viele Branchenkenner tippen etwa auf No Angels-Sängerin Lucy Diakovska, die ihm den Titel der Dschungelkönigin auf den letzten Metern noch abjagen konnte, aber dennoch als große Freundin des Gewinners des „BRAVO Otto 2021“ gilt.

Auch Dieter Bohlen gehört selbstredend dazu. Die weiteren 18 Plätze verteilen sich vermutlich auf Zeitgenossen, die das zwölfte Lebensjahr noch nicht zwangsläufig vollständig abgeschlossen haben. Dies ist allerdings lediglich eine Vermutung, basierend auf den Titeln der größten Hits von Twenty4Tim. Dass sich ein volljähriger Mitteleuropäer freiwillig Tracks wie „Gönn Dir“ oder „Hot or Not“ anhören würde, halte ich für weitestgehend ausgeschlossen. Definitiv klar ist lediglich: Besonders viele Bewohner des Ahrtals werden nicht unter den "20FürTim" sein.

Ansturm auf Karten für Raab-Boxkampf: Server zusammengebrochen

"Die Leute sehnen sich wirklich nach Unterhaltung", sagt Regina Halmich zum Rummel um ihren dritten Kampf gegen Stefan Raab. Beim Ticketverkauf seien die Server zusammengebrochen.

Eisenplauze Raab ist zurück

Wo wir heute schon so ausführlich über Comebacks gesprochen haben, darf das eigentliche Comeback der Woche natürlich nicht unerwähnt bleiben. Und damit meine ich nicht die Ernüchterung bei Fans von Borussia Dortmund, die nach dem Höhenflug eines Auswärtssiegs beim FC Bayern München diesen Samstag mal wieder in die konzeptlose Realität ihres Herzensvereins zurückkatapultiert wurden und mit einer 0:1-Heimklatsche gegen den VfB Stuttgart nunmehr bereits in drei von drei Partien gegen den eingangs eher als Abstiegskandidat gehandelten Ballspielverein aus Schwaben den Platz als Verlierer verließen. Darunter auch ein Ausscheiden im DFB-Pokal. Die traditionsbewusst zur Unzeit eingefangene Heimpleite bedeutet nun, dass der BVB nur noch auf Platz 5 der Tabelle steht und somit aktuell nicht am Spielbetrieb der Champions League 2024/2025 teilnehmen würde.

Dass es dem BVB in den verbleibenden sechs Bundesliga-Partien gelingen wird, den vierten Platz zurückzuerobern, davon gehen nicht mal mehr Fans aus, die sich ihre rosa Vereinsbrille sogar ins Gesicht haben tätowieren lassen. Zumal es in diesen letzten Metern der Saison unter anderen gegen den neuen Deutschen Meister Bayer Leverkusen sowie den direkten Konkurrenten RB Leipzig (seit Samstag am BVB vorbeigezogen und nun Vierter der Tabelle) anzutreten gilt.

Was bleibt also für ein nennenswertes Comeback? Genau: „TV-Total“-Erfinder Stefan Raab ist zurück. Sein frisch angelegter Instagram-Account hat die angestrebten neun Millionen Follower zwar nicht erreicht (steht aktuell bei 2,9 Millionen) und Raab muss die Erkenntnis verarbeiten, eben doch keine Pamela Reif zu sein.

Eine Neuauflage des bereits 2001 sowie 2007 erfolgreich ausgetragen Show-Boxkampfes gegen die ehemalige Weltmeisterin Regina Halmich wird es aber dennoch geben. Warum Stefan Raab nach fast zehn Jahren Bildschirm-Abstinenz ausgerechnet mit dem Vorhaben zurückkehrt, sich erneut von einer blonden Frau die Fresse polieren zu lassen (um es mal volksnah umgangssprachlich zu formulieren), ist unklar. Vermutlich liegt es aber daran, dass beide vorherigen Boxkämpfe zwischen Eisenfaust Halmich und Eisenplauze Raab mit jeweils fast acht Millionen Zuschauern eine Art TV-Meilenstein darstellen. So oder so: Ich werde über beide Phänomene berichten. Über das neue Modern Talking genauso wie über das neue Modern Aufdiefressebecoming. Genau hier. Bis dann!

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