• Bayern3-Radiomoderator Matthias Matuschik vergleicht am Mittwochabend in seiner Show die südkoreanische Boygroup BTS mit einem "Scheiß-Virus, gegen das es hoffentlich bald eine Impfung gibt".
  • Die BTS-Fans werfen dem Moderator Rassismus vor und starten bei Twitter einen weltweiten Shitstorm gegen den Sender.
  • Bayern3 veröffentlicht eine Stellungnahme, die die BTS-Army nicht zufriedenstellt.

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Mit Sicherheit ahnte Bayern3-Radiomoderator Matthias Matuschik am Mittwochabend nicht annähernd die Reichweite seiner Aussagen, als er sich gegen 23:30 Uhr live in seiner Sendung "Matuschke - der etwas andere Abend" in Rage redete: Er beleidigte die südkoreanische Boygroup BTS massiv und löste einen Rassismus-Eklat aus, der mittlerweile zu einem weltweiten Shitstorm geführt hat.

Boyband BTS wurde mit Coronavirus verglichen

Matuschik verglich die Band unter anderem mit dem Coronavirus, "ein Scheiß-Virus, gegen das es hoffentlich bald eine Impfung gibt". Er bezeichnete die Mitglieder der Boyband darüber hinaus als "kleine Pisser".

Dass sie den Coldplay-Song "Fix You" gecovert hätten, den Matuschik eigentlich nur anmoderieren wollte, war für den Bayern3-Mann "Gotteslästerung". Dafür werde die Band die nächsten 20 Jahre ihren Urlaub in Nordkorea verbringen müssen, fügte der Radio-Moderator an.

Seine beleidigenden Aussagen versuchte Matuschik zu relativieren. "Nichts gegen Südkorea. Man kann mir jetzt nicht Fremdenfeindlichkeit unterstellen. Ich habe ein Auto aus Südkorea. Ich habe die geilste Karre überhaupt ", erklärte er.

BTS-Fans sind politisch engagiert und bestens vernetzt

Während Beleidigungen bei einem regionalen Radiosender gegen eine andere Band an einem späten Mittwochabend vielleicht verpufft wären, verhält sich die Sache bei BTS anders. Denn die südkoreanische Band hat nicht nur Millionen leidenschaftlicher Fans weltweit, sondern ist auch ein Internet-Phänomen.

Die BTS-Fans sind in den sozialen Medien bestens vernetzt, sie kämpfen gegen Rassismus und Diskriminierung. Im vergangenen Jahr mischte sich die "BTS Army" in den US-Wahlkampf ein, sie kaperte von Donald Trump benutzte Hashtags und sabotierte Wahlkampfveranstaltungen des Republikaners, indem die K-Pop-Fans Karten reservierten und nicht erschienen, weshalb Trump vor leeren Rängen sprechen musste.

Entsprechend schnell gab es am Donnerstag erste Beschwerden bei Twitter unter den Hashtags #RassismusbeiBayern3 und #Bayern3Rassismus, unter der internationalen Version #Bayern3Racist wuchs dann ein weltweiter Shitstorm heran, mit knapp 1,4 Millionen Tweets bis Freitagmittag, 13 Uhr.

Bayern3 reagiert mit Stellungnahme und nimmt Moderator in Schutz

Dieser wurde auch in New York wahrgenommen, die Plattenfirma Columbia Records sah sich am frühen Freitagmorgen dazu veranlasst, in einem Statement ihre Solidarität gegenüber asiatischen Mitmenschen zu bekunden, die in Zeiten von COVID-19 immer wieder Opfer von Diskriminierung werden.

Auch Bayern3 reagierte und veröffentlichte eine Stellungnahme zu den Vorfällen, in der Moderator Matuschik in Schutz genommen wurde. "Es ist der Charakter dieser Sendung und auch des Moderators, seine Meinung klar, offen und ungeschminkt zu äußern", schrieb der Sender: "In diesem Fall ist er aus dem Versuch heraus, seine Meinung ironisch-überspitzt und mit übertrieben gespielter Aufregung darzustellen, in seiner Wortwahl übers Ziel hinausgeschossen und hat damit die Gefühle der BTS-Fans verletzt. Das hatte er aber – das hat er uns versichert – in keiner Weise beabsichtigt."

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BTS-Fans fordern eine Entschuldigung

Diese Stellungnahme reichte den BTS-Fans nicht aus. "Wir wollen keine halbherzige Entschuldigung, wir fordern Einsicht und Verständnis. Rassismus hat nichts mit Meinungsfreiheit zu tun", schrieb der Account "BTS Updates Germany".

"Von @bayern3 kommt eine Nonpology. Es sei nicht beabsichtigt, Gefühle zu verletzen, sondern derbe Ausdrucksweise, ironisch-überspitzt etc.", erklärte die Journalistin Nhi Le: "Der Fehler liegt aber nicht bei 'Gefühlen' der Fans, sondern im Rassismus des Moderators. Intention hin oder her."

"'Dieses Cover fand ich scheiße' ist eine Meinung. Asiatische Menschen mit einem Virus gleichzusetzen und nach Nordkorea zu wünschen, weil man das Cover scheiße fand ist Rassismus. Rassismus ist keine Meinung", schrieb Twitter-Userin Sarah.

Mittlerweile fordern die BTS-Fans unter #Bayern3Apologize eine Entschuldigung des Senders und wohl auch von Moderator Matuschik. Am Freitagvormittag spielte der Sender "Dynamite", den aktuellen Hit der Band, im Radio. Um die wütenden Fans zu beruhigen, wird dies allerdings nicht ausreichen.

Verwendete Quellen:

  • Stellungnahme von Bayern3


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