Am Montag hat der Buckingham-Palast bekannt gegeben, dass König Charles III. an einer "Form von Krebs" erkrankt ist. Doch was bedeutet die Diagnose für das britische Königshaus und warum wurde sie so schnell öffentlich gemacht? Wir haben beim Adelsexperten Michael Begasse nachgefragt.

Eine Analyse
Dieser Text enthält eine Einordnung aktueller Ereignisse, in die neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Dennis Ebbecke sowie ggf. von Expertinnen oder Experten einfließen. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

Die Krebsdiagnose von König Charles III. verbreitete sich am Montag schnell und bis weit über die Grenzen des Vereinigten Königreiches hinaus. Auch in Neuseeland, einem von insgesamt 15 Commonwealth-Staaten, wurde die vom Buckingham-Palast in einem Statement bestätigte Meldung von den Medien sofort aufgegriffen, wie Michael Begasse gegenüber unserer Redaktion erklärt. Wir haben den RTL-Adelsexperten, der sich aktuell in dem Land aufhält, am neuseeländischen Nationalfeiertag (6. Februar) erreicht und ihn um eine Einschätzung der Situation gebeten.

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"Wie überall auf der Welt haben die Menschen auch hier im ersten Moment geschockt reagiert. Alle wünschen Charles nur das Allerbeste, wie ich aus einigen Gesprächen vor Ort mitgenommen habe", berichtet Begasse und ergänzt: "Charles III. ist ja nicht nur das Staatsoberhaupt von Großbritannien, sondern unter anderem auch von Neuseeland. Jeder, mit dem ich gesprochen habe, wünscht sich, dass er schnell wieder gesund wird und dass er Neuseeland und Australien nach seiner Genesung endlich einen Besuch abstatten kann."

Neue Kommunikationsstrategie unter König Charles

Nachdem sich der Monarch im Januar einer Prostata-Behandlung unterzogen hatte, ergaben "die anschließenden diagnostischen Tests" unabhängig von dem Eingriff "eine Form von Krebs". Dass die Diagnose so schnell öffentlich gemacht worden ist, hat Begasse nicht besonders überrascht: "Bereits der Krankenhausaufenthalt des Königs wurde sehr deutlich kommuniziert. Hier kristallisiert sich eine neue Transparenz heraus, die es so zu Zeiten der Queen noch nicht gegeben hat."

Klar sei, "dass es unter Charles III. eine neue Kommunikationsstrategie gibt. Und diese sagt: Wenn der König mal Termine absagen muss, dann muss auch die Öffentlichkeit erfahren, warum das so ist. Genau das ist der Grund, warum man diese private Diagnose öffentlich gemacht hat."

In dieser Hinsicht hat also seit dem 8. September 2022, dem Tag, an dem Charles in die Fußstapfen seiner Mutter getreten ist, ein Umdenken stattgefunden. Wie krank der 75-Jährige wirklich ist und um welche Krebsform es sich bei ihm handelt, war zunächst nicht bekannt. Laut der offiziellen Mitteilung des Palastes hat Charles III. bereits mit einem regelmäßigen Behandlungsplan begonnen.

Begasse geht aktuell nicht davon aus, dass die Situation so dramatisch oder ernst ist, dass der König in akuter Lebensgefahr schwebt: "Wenn dem so wäre, dann wäre man damit in der Kommunikation anders umgegangen. Ja, es ist Krebs, aber natürlich könnte es sich auch um eine leichtere oder unproblematischere Krebsform handeln." Diese Vermutung wiederum deckt sich mit den Informationen der "Daily Mail", die von einer "guten Prognose" berichtet, da die Erkrankung "sehr früh" erkannt worden sei.

Was die Diagnose für das Königshaus bedeutet

Doch was bedeutet die Krebsdiagnose für das britische Königshaus? "Ich werde nicht darüber sprechen, was im Falle seines Todes passieren würde. Das ist kein Thema, mit dem ich mich jetzt beschäftige. Ich beschäftige mich mit dem Thema, dass der britische König eine Krebsdiagnose erhalten hat. Es geht jetzt erst einmal nur darum, dass der Palast kommuniziert hat: Wenn der König in den kommenden Wochen hier und da ausfallen sollte, dann hat es mit der Erkrankung beziehungsweise mit den Behandlungen zu tun", führt Begasse aus.

Aus seiner Sicht ist die Vorgehensweise des Palastes mutig und modern – insbesondere mit Blick auf einen 75-jährigen Mann. Auf Anraten der Ärzte wird Charles III. vorerst zwar Abstand von öffentlichen Terminen nehmen, aber die Staatsgeschäfte weiterführen und wie gewohnt offizielle Dokumente bearbeiten. Das hat der Palast bestätigt.

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Die Kommunikationsstrategie inklusive der Bekanntmachung seiner Erkrankung ist laut Begasse sicher mit dem König abgestimmt worden: "Das heißt, dass Charles genau weiß, dass die gesamte Welt über seinen Gesundheitszustand informiert ist – und auch darüber diskutiert. Ich habe großen Respekt vor dieser Vorgehensweise des Königs von Großbritannien."

"Charles ist ein Kämpfer und jemand, der noch nie schnell aufgegeben hat."

Adelsexperte Michael Begasse

Begasse glaubt "ganz fest daran", dass der König schnell wieder gesund wird, "denn Charles ist ein Kämpfer und jemand, der noch nie schnell aufgegeben hat. Er wird diese Krankheit als Challenge sehen und sich der Herausforderung stellen." Charles werde die schwierige Zeit mit der Unterstützung seiner Frau Camilla und seines ältesten Sohnes, Prinz William, sehr gut meistern.

Harrys Reise nach London "darf auf keinen Fall missverstanden werden"

Der jüngste Sohn des Königs, Prinz Harry, soll laut dem "Daily Mirror" und anderen britischen Medienberichten aus seiner Wahlheimat Kalifornien nach London gereist sein, um seinen Vater zu besuchen. Begasse bezeichnet die Reise als "schönen Zug", der allerdings auf keinen Fall missverstanden werden dürfe: "Harry ist nicht nach London geeilt, bevor es zu spät ist. Das ist das komplett falsche Signal. Vielmehr bin ich fest davon überzeugt, dass Harry diese Meldung über die Krebsdiagnose seines Vaters zum Anlass genommen hat, um mit seinem Papa grundsätzlich reden zu wollen und mit ihm reinen Tisch machen zu können."

Letztendlich lässt sich also vielleicht auch in dem Besuch des "verlorenen Sohnes" eine Antwort auf die Frage finden, was die Krebserkrankung von Charles III. für die Royal Family bedeutet: "Vielleicht bringt diese Diagnose, auf die wir natürlich alle gerne verzichtet hätten, immerhin einen positiven Aspekt mit: Nämlich dass sich Harry endlich mit seinem Vater an einen Tisch setzt", so Begasse.

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