Prinz Harry wird am Samstag bei der Krönungszeremonie in London sein. Auf den Balkon des Buckingham Palace darf er aber nicht. Was halten die Deutschen von dieser Entscheidung?

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Eins ist sicher: Charles hat lange auf den Tag gewartet, der ihm am Samstag bevorsteht. Mit 74 Jahren wird er in der Westminster Abbey offiziell zum König von Großbritannien und Nordirland gekrönt. Danach zeigt er sich mit seiner Familie auf dem Balkon des Buckingham Palace. Einer, der zwar bei der Krönungszeremonie, nicht aber auf dem Balkon dabei sein wird, ist Charles' Sohn Prinz Harry.

In der britischen Bevölkerung ist das Interesse an diesem Jahrhundertereignis eher gering. Laut einer YouGov-Umfrage interessieren sich die meisten Briten kaum für die Krönung. Doch wie sieht das bei den Deutschen aus? Stört es sie, dass Prinz Harry keinen Platz mehr neben seiner Familie haben wird? Eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstitut Civey im Auftrag unserer Redaktion zeigt: Die Deutschen sind gespalten. (Weiter unten lesen Sie, wie das Meinungsforschungsinstitut Civey arbeitet.)

Harry nicht auf dem Balkon - falsch oder richtig?

Insgesamt 34 Prozent bewerten es als eindeutig richtig (28 Prozent) und eher richtig (6 Prozent), dass Prinz Harry bei der Krönungszeremonie seines Vaters vom Balkonauftritt im Buckingham Palace ausgeschlossen wird. 28 Prozent finden es eher falsch (8 Prozent) und eindeutig falsch (20 Prozent). Der größte Anteil fällt auf die Unentschlossenen (38 Prozent) ab.

Bei den verschiedenen Altersklassen hingegen ergibt sich ein überraschenderes Bild: Bei den 18- bis 29-Jährigen sind es 36 Prozent, die die Entscheidung, dass Harry nicht auf den Balkon darf, als falsch bewerten. Von den Über-65-Jährigen stimmen dieser Aussage nur 26 Prozent zu.

Die Über-65-Jährigen sind eher dafür, dass Prinz Harry dem Balkon fernbleiben muss (37 Prozent). Bei den 18- bis 29-Jährigen teilen nur 28 Prozent eine so klare Meinung.

Das überrascht vor allem deswegen, weil es bei den Briten laut der YouGov-Umfrage anders aussieht: Bei den Jüngeren (18- bis 24-Jährige) ist die Abneigung für die Krönung mit 75 Prozent besonders hoch. Die Älteren, die als königstreu gelten, sind aber auch im United Kingdom kaum interessiert an ihrem neuen König (53 Prozent interessiert die Krönung nicht).

Bei den Frauen sind 40 Prozent dafür, dass Harry ausgeschlossen wird. Bei den Männern sprachen sich nur 28 Prozent dafür aus - sie scheinen generell aber auch unentschlossener zu sein (44 Prozent). Bei den Frauen konnten sich nur 32 nicht entscheiden.

Auftritt auf dem Balkon

Zum Abschluss der Krönungszeremonie am Samstag zeigen sich König Charles III. und Camilla mit dem harten Kern der Royal Family auf dem Balkon des Buckingham-Palasts dem Volk. Eine Kunstfliegerstaffel der Royal Air Force wird dabei über das Stadtschloss jagen - wenn das Wetter mitspielt. Wie immer bei den britischen Royals dürfen an diesem Moment nur "working royals" teilnehmen, also die Mitglieder, die im Namen der Krone offizielle Termine wahrnehmen.

Dazu gehören etwa Thronfolger Prinz William und seine Ehefrau Herzogin Kate sowie der jüngste Bruder des Königs, Prinz Edward, und dessen Gattin Herzogin Sophie. Charles' jüngerer Sohn Prinz Harry wird fehlen. Der 38-Jährige hat seine royalen Pflichten niedergelegt, vor allem aber gilt das Verhältnis zum Vater und Bruder William als zerrüttet. Grund sind schwere Vorwürfe von Harry und seiner Ehefrau Herzogin Meghan, die mit den gemeinsamen Kindern Prinz Archie und Prinzessin Lilibet in den USA bleibt. Archie feiert am 6. Mai außerdem seinen 4. Geburtstag.

Aufforderung zum Treueschwur sorgt für Aufsehen

Rund um die Jahrhundertkrönung wird es zudem viele erste Male geben. Für Aufsehen sorgte vor allem der Aufruf an alle Menschen im Vereinigten Königreich, dem Monarchen lautstark die Treue zu schwören. Auf Aufforderung des Erzbischofs von Canterbury sollen die Teilnehmer des Gottesdiensts, aber auch die Millionen an den Bildschirmen sagen: "Ich schwöre Ihrer Majestät wahre Treue sowie Ihren Erben und Nachfolgern gemäß dem Gesetz. So wahr mir Gott helfe." Diese "Tribut der Menschen" genannte Formel ersetzt den traditionellen Treueschwur, den ansonsten Adige und Geistliche dem Monarchen bekundeten. Das übernehmen stellvertretend der Erzbischof und Thronfolger Prinz William.

Erstmals bei einer Krönung übernehmen Vertreter anderer Religionen gewichtige Rollen. Jüdische, hinduistische, muslimische, buddhistische und Sikh-Geistliche werden dem König eine gemeinsame Grußbotschaft ausrichten, Mitglieder der Religionen ihm die Insignien aushändigen. Dies symbolisiere den tief verwurzelten Glauben an die Förderung der Einheit zwischen verschiedenen Glaubensrichtungen und Charles' Einsatz für interreligiösen Dialog.

Ebenfalls zum ersten Mal werden Sprachen aus den übrigen britischen Landesteilen bei dem Gottesdienst zu hören sein, wenn die Hymne "Veni creator spiritus" (Komm, Schöpfer Geist) außer auf Englisch auch auf Walisisch sowie in Schottischem und Irischem Gälisch gesungen wird. Zudem ertönt die Litanei "Kyrie eleison" auf Walisisch. Charles war als Thronfolger jahrzehntelang als Prinz von Wales bekannt und lernte die Sprache vor seiner Ernennung 1969.

Verwendete Quellen:

  • Civey-Umfrage
  • Material der dpa.
  • Daten der YouGov-Umfrage: Zwei Drittel spricht die Krönung am 6. Mai in London entweder nicht besonders an (35 Prozent) oder sogar überhaupt nicht (29 Prozent). Vor allem bei den Jüngeren (18- bis 24-Jährige) ist die Abneigung mit 75 Prozent besonders hoch. Mehr als die Hälfte der über 65-Jährigen (53 Prozent) interessiert das Ereignis ebenfalls nicht. YouGov befragte insgesamt 3.070 Briten.
Informationen zur Methode: Für die repräsentative Umfrage hat das Meinungsforschungsinstitut Civey die Antworten von rund 5.000 bevölkerungsrepräsentativ ausgewählten Personen berücksichtigt. Das Gesamtergebnis ist repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren. Alle Teilnehmer haben unter anderem Daten wie Alter, Geschlecht und Wohnort angegeben und wurden registriert und verifiziert. Civey korrigiert Verzerrungen durch ein mehrstufiges Gewichtungsverfahren. Der Befragungszeitraum war der 24. bis 28. April 2023. Der statistische Fehler der Ergebnisse beträgt 2,5 Prozentpunkte. Zusätzliche Informationen zur Methode finden Sie auf Civey.com und im Civey-Whitepaper.
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