Bei seiner Krönung am Samstag zeigte sich König Charles III. sichtlich angespannt. Im Gespräch mit unserer Redaktion ordnet RTL-Adelsexperte Michael Begasse diese "körperliche Erfahrung" des 74-Jährigen ein.

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Als Königin Elizabeth II. vor 70 Jahren, am 2. Juni 1953, zur Königin gekrönt wurde, wüteten heftige Regenschauer über London. Auch bei der Krönung ihres Vaters, König George VI. im Mai 1937, versteckte sich die Sonne hinter den Wolken, statt für den neuen Regenten zu strahlen.

Es mag also inzwischen gewissermaßen zur royalen Tradition gehören, dass sich das britische Wetter bei der Krönung von König Charles III. nicht gerade von seiner allerbesten Seite zeigte.

Und auch wenn der Krönungstag von Charles und Camilla ziemlich verregnet war, "hat das Wetter den Feierlichkeiten keinen Abbruch getan", blickt Michael Begasse im Gespräch mit unserer Redaktion auf die "Jahrhundertkrönung" am 6. Mai zurück.

Der RTL-Adelsexperte berichtet seit rund 25 Jahren von der Royal Family und verfolgte das historische Event am Samstag gemeinsam mit Moderatorin Frauke Ludowig und Designer Guido Maria Kretschmer aus dem Studio des Senders.

Als er am Tag vor der Krönung aus London zurück nach Deutschland gekehrt sei, habe es "in London sogar noch gehagelt", erzählt der 57-Jährige. "Insofern war das Wetter am Tag der Krönung fast schon königlich", schmunzelt er.

Allen vermeintlich typisch britischen Wetterverhältnissen zum Trotz richteten sich die Augen der Welt an diesem Wochenende auf einen Mann: König Charles III. Und dieser wirkte während der "Coronation" zwar hoch konzentriert und fokussiert, aber auch äußerst angespannt und darauf bedacht, nur wenig Emotionen zu zeigen – ein Eindruck, den Begasse bestätigt.

"Es war ganz deutlich, dass König Charles sehr angespannt war", resümiert der Experte. "Er hat auf mich wie ein älterer Mann gewirkt, der während der zweistündigen Zeremonie begriffen hat: 'Jetzt bin ich König!'"

Zwar begann die königliche Ära des 74-Jährigen bereits am Todestag der am 8. September 2022 verstorbenen Jahrhundertkönigin Elizabeth II., doch Begasse nahm im Rahmen der Krönung eine "körperliche Erfahrung" bei dem Monarchen wahr, als diesem Krone, Zepter und Reichsapfel verliehen wurden.

"Juristisch war er ja schon lange König, aber nun war es für ihn auch körperlich spürbar", analysiert der Experte das Verhalten des Monarchen vor den Augen der Weltöffentlichkeit.

"Camilla ist am Ziel ihrer Träume, wobei sie es nie darauf angelegt hat, Königin zu werden"

Die Welt blickte am 6. Mai also auf einen zwar hoch konzentrierten, aber genauso angespannten König Charles, der erstmals auf dem Balkon des Buckingham Palasts im Anschluss an die feierliche Zeremonie gelöster und befreiter wirkte.

Die Welt blickte an diesem historischen Tag aber ebenso auf eine weitere Persönlichkeit, die die Krönung mit einem charmanten Lächeln und einer authentischen Souveränität beging: Königin Camilla.

Ihr habe man die Anspannung nicht angesehen, bestätigt Begasse den Eindruck und erklärt: "Sie hat natürlich auch nicht die Verantwortung. Ganz klar ist: Camilla ist Queen, weil ihr Mann der König ist. Das heißt, Camilla wird niemals eine regierende Königin werden."

Wie Begasse weiter einordnet, war die Krönung demnach für die 75-Jährige "ein viel leichterer Akt". Zugleich sei es ein besonderer Tag für sie gewesen, "weil sie allen Kritikern, von denen sie viele Jahrzehnte verspottet und verhöhnt worden war, zeigen konnte: 'Die Liebe hat gesiegt.'"

Der royale Insider weiß: "Camilla ist am Ziel ihrer Träume, wobei sie es nie darauf angelegt hat, Königin zu werden. Dennoch ist sie immer ihrem Herzen, ihrem Mann und ihrem König gefolgt. Deswegen ist sie jetzt Königin von Großbritannien."

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Nur der "Inner Circle" auf dem Balkon des Palasts – ohne Harry und Andrew

Insgesamt habe Michael Begasse eine sehr würdevolle, aber ebenso traditionelle Krönung erlebt – ein Eindruck, den er durch das gemeinsame Auftreten der Royal Family auf dem Balkon des Buckingham Palasts im Anschluss an die offiziellen Feierlichkeiten, bestätigt sieht.

Dabei waren ausschließlich die "Working Royals" auf dem Balkon zu sehen, der "Inner Circle", den Begasse während der siebenstündigen RTL-Livesendung liebevoll augenzwinkernd als eine "schrecklich nette Familie" tituliert hatte.

Und so schien es auch wenig verwunderlich, dass sowohl Prinz Andrew, der wegen seiner Verbindungen zu dem inzwischen verstorbenen Jeffrey Epstein von seinen royalen Aufgaben entbunden worden war, als auch Prinz Harry nicht auf den Balkon traten.

Dass der inzwischen mit seiner Frau Meghan und den Kindern Archie und Lilibet in den USA lebende Prinz – aller Kontroversen in der Vergangenheit zum Trotz – an der Krönungszeremonie seines Vaters teilnahm, wertet Begasse als wichtiges Zeichen des "verlorenen Sohnes".

Während der Krönung saß der 38-Jährige, der sich in der Vergangenheit von seinen royalen Pflichten losgesagt hatte, in der Westminster Abbey neben seinen Cousinen Eugenie und Beatrice. "Genau da gehört er auch hin", ordnet Begasse die Sitzordnung der Feierlichkeiten gemäß royalem Protokoll ein, zeigt sich aber ebenso gerührt von dem Auftritt des Prinzen, als dieser "aus vollem Herzen 'God save the King' gesungen hat", so der Experte.

Zeremonie war "moderner"

Bei all den emotionalen, historischen und besonderen Momenten der Krönung darf aber auch die Kritik an der "Coronation" nicht vergessen werden. Zur Wahrheit gehört hier etwa, dass die rund 100 Millionen Pfund teure Krönung bei vielen Briten auf Kritik stieß.

Aus Sicht Begasses habe dennoch eine sichtliche Verschlankung der Feierlichkeiten stattgefunden. "Die Krönung war abgespeckt", ordnet er ein. "Wir dürfen nicht vergessen, dass die Zeremonie keine zwei Stunden gedauert hat", erklärt er und erinnert daran, "dass die Krönung der Queen im Jahr 1953 noch drei Stunden länger gewesen war".

Hatte bei der Inthronisierung vor 70 Jahren noch jeder hochrangige englische Adelige der neuen Königin seine Treue und seinen Eid geschworen, sei dieser Part am Samstag "nur" von dem Prince of Wales, also Prinz William, erfüllt worden, "als er niederkniete und seinem Vater – stellvertretend für alle Adeligen – Hand und Wange küsste".

Für Begasse steht fest, dass "Charles hier auf jeden Fall eine Verschlankung vorgenommen" hat.

Eben jene Anpassung sei deutlich spürbar gewesen, so der royale Kenner. Aber noch etwas Wesentliches sei laut Begasse aufgefallen: "Es war moderner."

Wie er ausführt, sei die Zeremonie nicht nur Englisch gewesen. "Es war Gälisch und Schottisch in den Reden enthalten – es war definitiv diverser", steht für ihn fest. Auch dass Würdenträgerinnen und -träger verschiedener Weltreligionen sowie Vertreter der Commonwealth of Nations anwesend waren, steht aus Begasses Sicht sinnbildlich für den Ansatz, den Charles III. in seiner Regentschaft verfolgt.

"Der König von Schweden war da. Der König von Spanien war da. Fürst Albert von Monaco und Fürstin Charlène waren da. Das heißt, der König hat ganz deutlich gezeigt: Wir sind ein Teil dieser royalen Familie und ich freue mich, wenn ihr Königskollegen an diesem Tag dabei seid!"

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Adelsexperte zieht Fazit: "Die Liebe hat gesiegt"

Es ist das Zeichen des Zusammenhalts, das für Michael Begasse mit der Krönung eindeutig gesetzt wurde. Die Krönung war aus seiner Sicht nicht nur "deutlich schlanker und deutlich moderner". Sie war auch "deutlich mehr auf Augenhöhe – auch mit den anderen Monarchien".

Für den Experten hat die "Jahrhundertkrönung" wichtige Zeichen gesetzt – allen voran jene wichtige Botschaft, die auch Königin Camilla während der Zeremonie mit ihrem lächelnden Auftritt der Welt entgegenbrachte: "Die Liebe hat gesiegt."

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