• Kristin Pudenz hat die nächste Medaille für Deutschland geholt.
  • Die 28-Jährige überrascht in einem verrückten Wettkampf im Diskuswurf.
  • Der Regen macht die Medaillenvergabe zwischendrin zur Lotterie.

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Kristin Pudenz wischte sich die Tränen des Glücks aus den Augen, immer wieder schlug sie ungläubig die Hände vors Gesicht. Olympia-Silber mit dem Diskus, konnte das wirklich wahr sein? Ja! Mit dem Wurf ihres Lebens im Regenchaos von Tokio schaffte die Potsdamerin die kleine Leichtathletik-Sensation. Nach ihren ganz starken 66,86 Metern legte sich Pudenz die Deutschland-Fahne um die Schultern und ließ sich überglücklich feiern.

"Bestleistung werfen ist natürlich immer cool, aber ich hätte nie gedacht, dass es für Silber reicht", sagte Pudenz, die vorher die "Top Acht" angepeilt hatte, in der ARD. "Mir hat die Pause in die Karten gespielt", ergänzte sie. In der Tat zeigte Pudenz, die nicht zu den Favoritinnen zählte, im Regenchaos von Tokio eine unglaubliche Nervenstärke.

Kristin Pudenz bewegt sich schon vor der Regenunterbrechung auf Medaillenkurs

Im zweiten Versuch hatte die WM-Elfte schon 65,34 Meter hingelegt, schon das roch nach einer Medaille. Danach setzte sintflutartiger Regen ein, reihenweise ungültige Versuche waren die Folge, ehe der Wettkampf für rund 50 Minuten unterbrochen wurde. "Ich habe versucht, ruhig zu bleiben und mir gesagt: 'Du hast es drauf, du bist in einer super Form - und das hat auch gut geklappt", sagte Pudenz.

Und wie es klappte! Als es weiterging, konnte die Konkurrenz nicht mehr zulegen. Dagegen hielt Pudenz, die in diesem Jahr mit Achillessehnenproblemen zu kämpfen hatte, die Anspannung: Im fünften Versuch traf sie den Diskus perfekt, er flog und flog, 66,86 Meter. Der Wurf ihres Lebens, persönliche Bestleistung, genau im richtigen Moment.

25 Jahre nach Ilke Wyludda gewann Pudenz endlich wieder eine Olympia-Medaille für Deutschland im Diskuswerfen. Nur Olympiasiegerin Valarie Allman (68,98) aus den USA war stärker. Doch Pudenz ließ überraschend den Rest der Weltelite hinter sich, Weltmeisterin Yaime Perez aus (65,72) musste sich mit Bronze begnügen. Für die Kroatin Sandra Perkovic, Olympiasiegerin von London und Rio, reichte es diesmal sogar nur zu Platz vier.

"Wir Deutschen waren immer schon eine Werfernation", hatte Pudenz zuletzt gesagt - und jetzt ist auch die 28-Jährige ein Teil dieser Geschichte. Und ganz nebenbei erlöste die Polizisten das deutsche Leichtathletik-Team von einer Last: Die 1,91 Meter große Athletin holte in Tokio die erste Medaille für den DLV.

Diskus-Legende Franka Dietzsch gratuliert Kristin Pudenz von daheim

Die dreifache Diskus-Weltmeisterin Franka Dietzsch fieberte vor dem Fernseher mit Pudenz mit. "Sensationell! Da hat sie richtig zugeschlagen", sagte die 53-jährige Neubrandenburgerin am Montag der Deutschen Presse-Agentur. Der über viele Jahre dominierenden deutschen Werferin war eine Olympia-Medaille immer verwehrt geblieben.

"Wenn sie (Allman, Anmerk. d. Red.) vor der Regenpause nicht so weit geworfen hätte, wäre Kristin Olympiasiegerin geworden", sagte Dietzsch und meinte mit Blick auf die Diskus-Szene der Frauen: "Es geht aufwärts."

Drei deutsche Teilnehmerinnen am Diskus-Finale

Zwei weitere deutsche Athletinnen waren im Diskus-Finale gestartet. Marike Steinacker wurde mit 62,02 Metern Achte, Claudine Vita (61,80) landete auf Rang neun. (AFP/hau)

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