• Die deutsche Handball-Nationalmannschaft tritt bei der WM 2021 in Ägypten an.
  • Bundestrainer Alfred Gislason muss allerdings auf mehrere Spieler verzichten - verletzungsbedingt, aber auch aus familiären Gründen.
  • Seinen Spielern stellt der DHB einen Charterflieger zur Verfügung, sollte sich ein Akteur mit Corona infizieren.

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Die Handball-WM 2021 wird ein ganz besonderes Turnier, auch und vor allem durch die Corona-Pandemie. Lange Zeit planten die Veranstalter der WM in Ägypten trotzdem mit einigen Zuschauern in den Hallen, doch kurz vor dem Auftakt des Turniers - nach massiven Protesten der Spieler - wurde beschlossen, dass die Partien ohne Zuschauer stattfinden.

So sollen die Sportler geschützt werden, die, verteilt auf 32 Teams, in insgesamt 96 Spielen den Handball-Weltmeister ermitteln. Mit von der Partie in Ägypten ist auch die deutsche Handball-Nationalmannschaft.

Vier Spieler verzichten aus familiären Gründen auf WM

Der Europameister von 2016 muss allerdings einige prominente Ausfälle verkraften. Jannik Kohlbacher, Franz Semper, Fabian Wiede und Tim Suton fehlen verletzungsbedingt im deutschen Aufgebot. Finn Lemke, Hendrik Pekeler, Patrick Wiencek und Steffen Weinhold verzichten hingegen aus familiären Gründen auf das Turnier am Nil-Delta.

Insbesondere der Ausfall der drei letztgenannten - allesamt beim Champions-League-Sieger THW Kiel aktiv - wiegt schwer für das DHB-Team von Bundestrainer Alfred Gislason.

Für Torhüter Andreas Wolff sind die Absagen des Kieler Trios "sehr, sehr kritisch", wie er in einem "Podcast des Handballklubs Rhein-Neckar Löwen" erzählt. Er könne verstehen, dass Spieler in der heutigen Zeit besorgt seien um ihre Gesundheit.

Aber: "Dass sie dieses Jahr das Turnier fahren lassen, nachdem sie selbst permanent in der Champions League aktiv waren, stört mich", so Wolff und er ergänzt: "Und jetzt auf einmal bei der WM ist es so ein großes Problem, obwohl die Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen deutlich höher sind als beispielsweise in internationalen Wettbewerben."

Die Kieler Mannschaftskameraden des Trios haben "offenbar kein Problem damit, ihre Familien zurückzulassen und zur WM zu fahren", so Wolff weiter.

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Handball-WM 2021: DHB-Team mit guter Vorbereitung

Bundestrainer Gislason reagierte mit Unverständnis auf Wolffs Aussagen: "Ich bin nicht zufrieden damit, dass es diese Diskussion gibt. Andi ist bekannt dafür, dass er seine Meinung raushaut. Aber das stört die Vorbereitung."

Jene Vorbereitung lief dennoch gut, mit zwei Siegen gegen Österreich fährt das deutsche Team mit dem EM-Ticket in der Tasche zur Weltmeisterschaft nach Ägypten. Dort wird die Mannschaft, gemeinsam mit den anderen Teams, in einer "Blase" in Kairo leben.

"Die angebliche Blase in Kairo ist ein Witz", polterte jedoch Carsten Bissel, Aufsichtsratsvorsitzender von Bundesligist HC Erlangen unlängst in der "Süddeutschen Zeitung". "Man hat das Gefühl, dass die Veranstalter in Ägypten gar nicht an einem echten Hygienekonzept interessiert sind."

DHB-Vizepräsident Bob Hanning verteidigt hingegen das Hygienekonzept der Veranstalter. "Ich denke immer wieder: Ich weiß nicht, woher wir die Arroganz nehmen, dass wir das alles besser können als andere Länder", sagte er im "rbb".

Charterflieger für infizierte Spieler

Der DHB stellt seinen Spielern sogar einen Charterflieger zur Verfügung, sollte sich ein Akteur in Ägypten mit dem Virus infizieren.

"Das war eine Bedingung von uns Spielern. Man muss halt alles berücksichtigen und es ist schon ein Unterschied, ob man in Deutschland seine Quarantäne verbringen kann und medizinisch versorgt wird, oder in Ägypten in einem Hotel", erklärte Torhüter Silvio Heinevetter in der "Bild".

Trotz aller Querelen im Vorfeld will das DHB-Team beim Turnier in Ägypten eine gute Rolle spielen. In der Vorrundengruppe A geht es gegen die WM-Neulinge Uruguay und die Kap Verden, dazu wartet mit Ungarn nur ein echter Prüfstein.

Gislason: "Wir sind Deutschland"

Medaillenträume dämpfte Bundestrainer Gislason zwar, will sie aber auch nicht komplett abschreiben. "Lasst uns doch erstmal trainieren und spielen", sagte der Bundestrainer, der mit dem DHB-Team in sein erstes großes Turnier geht.

Zwar hätten Top-Nationen wie Titelverteidiger Dänemark, Europameister Spanien, Kroatien oder Norwegen deutlich bessere Karten im Kampf ums Edelmetall, aber: "wir sind Deutschland!"

Nach der Vorrunde ziehen die drei besten Teams jeder Gruppe in die Hauptrunde ein und treffen dort auf die drei Erstplatzierten einer anderen Gruppe. Im Falle des DHB-Teams würden wohl Spanien, Polen und Tunesien aus Gruppe B warten.

Um anschließend das Viertelfinale zu erreichen, braucht es einen der beiden ersten Plätze in der Hauptrunde. Danach wird der Titelträger im K.o.-Modus ermittelt. Spätestens dann wird das Turnier mutmaßlich zu einer Europameisterschaft, schließlich zählen ausnahmslos Topteams aus Europa zu den Favoriten.

DHB-Team ähnlich wie 2016?

Neben Titelverteidiger Dänemark mit Superstar Mikkel Hansen dürften vor allem die unbequemen Spanier sowie Norwegen mit Superstar Sander Sagosen sowie Frankreich, das allerdings auf Nikola Karabatic verzichten müssen.

Für das deutsche Team ist wohl der Einzug ins Viertelfinale Pflicht, spielt sich das Team in einen Rausch, ähnlich wie bei der EM 2016, als es am Ende sensationell zum Titel reichte, dürfte auch mehr drin sein. Auch damals rechnete im Vorfeld des Turniers niemand mit dem DHB-Team

So oder so steht bereits vor Turnierstart fest, dass es eine ganz besondere, gleichzeitig aber auch hoffentlich eine einmalige Weltmeisterschaft wird.

Verwendete Quellen:

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