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5:3 in Schweden gewonnen. Souverän für die Weltmeisterschaft in Brasilien qualifiziert. Die meisten Tore aller Europäer in der WM-Qualifikation erzielt. Eigentlich gibt es an den Leistungen der deutschen Nationalmannschaft nichts auszusetzen. Eigentlich. Denn bekommt die DFB-Elf ihre Abwehrprobleme nicht in den Griff, wird der Traum vom ersehnten WM-Titel erneut platzen.

Mit einem spektakulären 5:3-Erfolg in Schweden hat die deutsche Nationalmannschaft die WM-Qualifikation souverän abgeschlossen. 0:2 lag Deutschland zurück, zeigte dann Charakter, drehte die Partie und fuhr den neunten Sieg im zehnten Qualifikations-Match ein. Die Zahlen lesen sich beeindruckend: In einer lösbaren, aber keineswegs einfachen Gruppe trafen Jogis Jungs 36 Mal - so oft wie kein anderes europäisches Team. Und einzig die Niederlande haben ebenso 28 von 30 möglichen Punkten geholt.

Es gibt aber auch eine stark angekratzte Kehrseite der Medaille: Kein direkt qualifiziertes Team aus Europa kassierte mehr Gegentreffer (10) als Deutschland. Nach zuletzt drei Zu-Null-Siegen in Serie stimmte die Balance zwischen Offensive und Defensive in Schweden einmal mehr nicht. Ist die deutsche Nationalmannschaft auch in Brasilien dermaßen anfällig in der Abwehr, bleibt der erste WM-Triumph seit 1990 ein Traum.

DFB-Team: Drei Gegentore trotz Feldüberlegenheit

Das Acht-Tore-Deja-vu gegen Schweden, gegen das Deutschland im vergangenen Jahr vier Gegentreffer kassierte, zeigte, dass Löw und seinem Trainerteam bis zum WM-Beginn im Juni 2014 noch viel Arbeit bevorsteht. "Wir waren nicht ganz konzentriert und mussten aus wenigen Chancen drei Tore hinnehmen, obwohl wir feldüberlegen waren", sagte der Bundestrainer nach dem Spiel. "Wir wissen, dass wir in der Defensive solche Fehler nicht machen können."

Und dennoch passieren diese Fehler zu häufig. Bereits beim 3:3 gegen Paraguay im August gewährte die DFB-Elf dem Gegner zu viele Freiräume. Selbst bei den Zu-Null-Siegen auf den Färöer Inseln und gegen Irland kamen die Kontrahenten zu oft gefährlich vor den Kasten Manuel Neuers. Es lag an der fehlenden Klasse dieser Teams, dass sie ihre Möglichkeiten nicht nutzten.

In Solna gab Löw Mats Hummels eine Chance neben Jerome Boateng. Zudem agierte Toni Kroos auf der Doppel-Sechs neben Bastian Schweinsteiger. Es sind vier Spieler von Top-Format - aber ebenso vier Spieler, die in dieser Kombination nicht funktionieren. Beim 1:0 für Schweden kam Kroos zunächst nicht ins Kopfballduell, Schweinsteiger zu spät in den Zweikampf und Hummels und Boateng standen - wie auch in der Folge zu häufig - nicht auf einer Linie. Noch auffälliger waren die Fehler beim zweiten Gegentor. Schweinsteiger verliert den Ball in der Vorwärtsbewegung, Kroos ist zu weit von Zentrum und Gegenspieler entfernt, weshalb Boateng zu diesem rausrückt. Hummels bleibt stehen, wodurch eine große Lücke entsteht. Philipp Lahm lässt seinen Mann im Rücken davonlaufen - und plötzlich liegt das dominierende Team mit 0:2 hinten.

Lahm beruhigt, Schweinsteiger mahnt

Lahm versuchte nach der Partie zwar zu beruhigen: "Das sind Abstimmungsprobleme, die man manchmal einfach hat, weil die Spieler aus verschiedenen Vereinen kommen, da kann das nicht zu 100 Prozent passen." Auffällig bleibt dennoch, dass diese Abstimmungsprobleme bei anderen Top-Teams nicht in dieser Regelmäßigkeit auftreten.

Im Gegensatz zum Kapitän sah Schweinsteiger trotz der fünf erzielten Treffer das Negative. "Ein 2:0 wäre mir lieber gewesen", betonte der 100-Spiele-Jubilar. "Es ist immer schön, wenn viele Tore fallen, aber ein 5:3 ist eigentlich kein gutes Ergebnis."

Ist Löws Spielsystem für eine WM geeignet?

Nach dem Tor-Spektakel von Solna stellt sich erneut die Frage, ob Löws Spielsystem sowie Spielerauswahl den bestmöglichen Ertrag bringen. Benötigt Deutschland in WM-Spielen gegen Spanien und Co., insbesondere wenn Sami Khedira fehlt, nicht einen zweikampfstarken Sechser a la Javi Martinez im Team, der der kreativen und torgefährlichen Offensivreihe den Rücken frei hält? Und ist ein für den Spielaufbau technisch limitierter, aber deutlich defensiv-orientierter Per Mertesacker für das Abwehrgefüge nicht wichtiger als ein spielstarker Hummels oder Boateng?

Gegen Gegner der "zweiten Kategorie" wie Schweden hat Deutschland das Offensivpotenzial, einen 0:2-Rückstand zu drehen. Hapert es aber bei einem WM-K.o.-Spiel im Angriff, muss zumindest die Abwehr stabil stehen. Tut sie es nicht, droht die so talentierte deutsche Mannschaft einmal mehr den Schönheitstod zu sterben. Das EM-Halbfinale 2012 gegen Italien dient dafür als bestes Beispiel.

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