Dass Mario Basler so manches in seiner Karriere erlebt hat, dürfte niemanden überraschen. Daher ist es selbstverständlich, dass der ehemalige Bayern-Star in einer neuen Biografie Einblick in sein Leben gewährt. Und die enthüllt eine bis dato unbekannte Geschichte zu einer nicht ganz legalen Pokerrunde.

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Wir schreiben die Rückrunde 1999. Der FC Bayern München befindet sich auf dem Weg nach Barcelona, zum Champions-League-Finale. Eine tragende Rolle beim Rekordmeister spielt der technisch begabte Rechtsaußen und Lebemann Mario Basler. Er ist es, der im Endspiel gegen Manchester United früh einen Freistoß verwandelt und am Ende dabei zusehen muss, wie sein Team den Triumph in der Königsklasse noch aus der Hand gibt.

Doch bevor es so weit ist, ereignet sich Spektakuläres an der Säbener Straße. Eines Tages steht plötzlich ein Kriminalpolizist in den Räumlichkeiten des FC Bayern und informiert Pressesprecher Markus Hörwick darüber, dass der Spieler Basler Teilnehmer einer Pokerrunde sei, bei der ihn Betrüger demnächst über den Tisch ziehen würden. Die Kripo habe einen V-Mann eingeschleust. Bayerns Boss Uli Hoeneß bittet Basler zur Aussprache. Das Ergebnis: Basler wird nicht mehr an der Pokerrunde teilnehmen.

Zur selben Zeit beobachtet Basler aber Merkwürdiges: Als er mit seiner Familie einen Ausflug zu einem Eishockey-Spiel in Landshut macht, fällt ihm auf Hin- und Rückfahrt ein blauer VW Golf auf, der ihn mutmaßlich verfolgt. Basler will den Fahrer mitten auf der Straße zur Rede stellen – doch da rast dieser davon. Ließ ihn der FC Bayern etwa beschatten? Mario Basler ist sich dessen bis heute sicher – aber Hoeneß bestreitet jede Beteiligung.

Was wie der Auszug aus einem Kriminalroman klingt, ist in Wahrheit eine der skurrilen Stories aus Mario Baslers Biografie "Eigentlich bin ich ein super Typ" (Edel Books, 301 Seiten). Der Kultprofi schildert darin zusammen mit Journalist Alex Raack die ganze Bandbreite seiner Karriere – von den Anfängen in der Pfalz über die goldenen Jahre in Bremen und München bis hin zu seinen Versuchen im Trainergeschäft. Und es wäre kein Buch über Basler, würden nicht auch viele Anekdoten zu Weggefährten, Boulevard-Schlagzeilen und dem ganz normalen Basler-Wahnsinn Erwähnung finden.

Wenig Privates über Mario Basler

Die Geschichte von der Pokerrunde ist dabei nur die Spitze des Eisbergs. Ansonsten versucht Basler in gewohnt flapsiger Art über seine ganz eigene Profilaufbahn, die Zigarette in der Kabine, die Bordellbesuche und Männerfreundschaften zu berichten oder auch so manches hartnäckige Gerücht zu entkräften. Raack gibt derweil den Chronisten, der die Gedächtnislücken Baslers mit Textbausteinen füllt.

Auf viele private Details abseits von Sauftouren und Zwistigkeiten in der Kabine verzichtet Basler allerdings. Und nicht immer kommt seine Stimme wirklich durch. Manche Stationen seiner Karriere kommentiert Basler untypisch distanziert. Oder er rekapituliert nur das, was zumindest die Fans der 1990er Jahre sowieso schon wissen.

Ein Charakterkopf von früher

Aber gleichzeitig ist die Basler-Biografie etwas für jene, die sich zurücksehnen in die Zeiten, als es im Profi-Fußball noch "echte Typen" gab. Das mag für manche antiquiert klingen, aber einer wie Basler liefert einen ganzen Schwall an Anekdoten. Und auch eine Art von Unangepasst- und Selbstverliebtheit, für die er schon zu seiner aktiven Zeit verehrt oder gehasst wurde.

Dass er etwa an einer wohl illegalen Pokerrunde teilnahm oder zusammen mit Pornostar Dolly Buster eine Platte aufnehmen wollte, dürfte viele Kenner der damaligen Zeit keineswegs überraschen, macht aber den Typen Basler aus. Nicht ohne Grund füllt er bei seiner Tour "Basler ballert" große Hallen und unterhält die Leute mit alten Geschichten.

Gerade die 90er Jahre wurden im deutschen Fußball durch viele Exzentriker geprägt. Allein die erfolglose DFB-Auswahl bei der WM 1994 ist eine Ansammlung an speziellen Charakteren – unter ihnen auch Basler, der neben Stefan Effenberg und einigen wenigen anderen zu den schillerndsten Figuren gehört. Erst kürzlich hatte Basler betont, er würde mit den Spielern von heute durchdrehen.

"Fußball ist wie Theater. Und meistens spiele ich dabei die Hauptrolle", schreibt Basler zu Beginn des Buchs über sich selbst - und bringt damit seine Erscheinung in der Fußballlandschaft auf den Punkt.

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