Spötter behaupten, mit Beginn der Viertelfinals ginge die Champions League erst richtig los. Kritiker monieren die mittlerweile eingefahrene Setzliste, wonach im Grunde immer dieselben acht bis zehn Mannschaften als Gruppenköpfe oder -zweite eine wenig anspruchsvolle Gruppe zugelost bekommen und die Vorrunde gemeinhin dann auch als Erste beenden.

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Was dann wiederum den nicht unbedeutenden Vorteil mit sich bringt, im Achtelfinale "lediglich" auf einen der Gruppenzweiten zu treffen und das Rückspiel im eigenen Stadion austragen zu dürfen. Der bisherige Verlauf der aktuellen Champions-League-Saison und die Zusammensetzung der acht Viertelfinalisten geben den Mahnern durchaus Recht. Bis auf wenige Ausnahmen hatte diese Spielzeit bisher kaum Überraschungen parat.

Auf die Liste der Qualifizierten schaffte es erneut kein so genannter Underdog - das frühe Ausscheiden von Italiens Rekordmeister Juventus bildete eine Ausnahme. Wenn am Freitag in Nyon die Paarungen für die Viertel- und Halbfinalspiele der Königsklasse gezogen werden, ist die Beletage des europäischen Vereinsfußballs unter sich.

Bayern haben gute Chancen auf Titelverteidigung

Von den acht besten Teams des Kontinents werden dem FC Bayern die besten Chancen auf den Titel eingeräumt. Die Münchener marschierten bis auf die Niederlage im bereits unwichtigen letzten Gruppenspiel gegen ManCity nahezu ungestört ins Viertelfinale und haben ihren Spielstil und ihr Leistungsvermögen mit Trainer Pep Guardiola nochmals auf eine neue Stufe gehievt. Dabei hatte man den Eindruck, dass die Bayern-Maschine selbst im Achtelfinale gegen den FC Arsenal nicht auf vollen Touren laufen musste. Zu klar war die Überlegenheit der Münchener in den 180 Minuten gegen die Gunners.

Wer den Titel holen will, muss früher oder später am Titelverteidiger vorbei. Die Bayern selbst können den Champions-League-Titel als erste Mannschaft überhaupt verteidigen. Keinem ihrer namhaften Vorgänger und auch den Bayern selbst ist das nach dem Triumph von 2001 im Jahr darauf je geglückt.

Real Madrid in Top Form

Die schärfsten Widersacher des deutschen Rekordmeisters dürften aus Spanien kommen. Wobei Real Madrid in der momentanen Verfassung noch eine Spur gefährlicher einzustufen ist als der FC Barcelona. Real ist nur so durch die Saison gewirbelt, hat sieben seiner acht Partien gewonnen und dabei in der Gruppenphase 20, und im Achtelfinale gegen den bedauernswerten FC Schalke 04 neun Tore erzielt. Nie zuvor gab es in der Königsklasse eine derart beeindruckende Quote.

Carlo Ancelotti hat Real die Hemmungen der letzten Saison genommen und den Verein nach dem Chaos von und mit Jose Mourinho erstaunlich schnell befriedet. Die Mannschaft wirkt besser ausbalanciert und hat in Cristiano Ronaldo und Gareth Bale gleich zwei Spieler von absolutem Weltformat im Angriff.

Barca gefährlich, aber bezwingbar

Madrids ewiger Rivale Barca dagegen durchläuft momentan eine etwas schwächere Phase. Die Katalanen haben ihren Vorsprung auf Real in der Primera Division in den letzten Wochen verspielt – hielten sich in der Champions League aber bisher schadlos. Wenn es drauf ankam, war die alte Riege um Xavi, Andres Iniesta und Leo Messi da. Trotzdem wollen einige Experten längst erkannt haben, dass diese Mannschaft ihren Zenit überschritten hat. Auch Wunderkind Neymar, der in der Champions League bisher größtenteils blass blieb, kann daran nichts ändern.

PSG als Geheimfavorit

Paris St. Germain bleibt der große Geheimfavorit auf den Titel. Die Franzosen mussten ähnlich wie drei, vier andere Mannschaften im bisherigen Verlauf noch nicht an ihre Grenzen gehen. PSG bleibt somit schwer einzuschätzen. Auf der einen Seite hat die Mannschaft um Kapitän Zlatan Ibrahimovic ein ungeheures Offensivpotenzial - was aber die Defensive gegen die Besten der Besten und unter Druck zu leisten im Stande ist, kann man nur erahnen.

Die beiden unangenehmsten, weil defensiv stärksten Mannschaften dürften der FC Chelsea und Atletico Madrid sein. Die Spanier werden trotz ihrer beiden Siege über den ehemals großen AC Milan noch immer unterschätzt. Dabei ist das Team von Trainer Diego Simeone nicht umsonst Zweiter der spanischen Liga.

Das Defensivbollwerk Atletico

Atletico ist im Defensivverhalten eine der stärksten Mannschaften der Welt und hat in Diego Costa einen der begehrtesten Angreifer überhaupt in seinen Reihen. Auf den ersten Blick erscheint Atletico wie ein machbares Los - die meisten Trainer würden den Rojiblancos aber nur zu gerne aus dem Weg gehen.

Chelsea kann alle überraschen

Chelsea ist ein ähnlich veranlagtes Team, nur in der Offensive noch schwerer auszurechnen als Atletico. Jose Mourinho hat aus den Blues wieder jene Robotermannschaft gemacht, die sie bereits während seiner ersten Amtszeit an der Stamford Bridge war. Chelsea ist körperlich robust, hervorragend geordnet und abgezockt genug, um jeden Gegner der Welt auszuschalten. Die Blues spielen keinen spektakulären Fußball für die Galerie und wecken schon jetzt nicht nur bei den Bayern böse Erinnerungen: Als es zuletzt nur eine englische Mannschaft in die Runde der letzten Acht schaffte, war das vor zwei Jahren der FC Chelsea. Und den Henkelpott gewann im Finale von München: Der FC Chelsea.

Verletzungspech: BVB mit Außenseiterchancen

Borussia Dortmund geht gemäß Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke als "klarer Außenseiter" in die entscheidende Phase der Saison. Der BVB ist immer noch eine gefährliche Mannschaft, was nicht zuletzt die Gruppenphase gezeigt hat, als sich der BVB in der "Todesgruppe" mit Arsenal, Napoli und Marseille als Gruppenerster durchsetzen konnte. Allerdings fehlt der Truppe von Jürgen Klopp in dieser Saison das gewisse Etwas – und sie hatte und hat eine ganze Reihe von verletzten Spielern zu ersetzen. Die Borussia kann mit etwas Losglück noch eine Runde überstehen. Ein erneuter Finaleinzug oder gar der Titelgewinn käme aber einer Sensation gleich.

ManU hat kaum Chancen auf den Titel

Ähnlich ist der Fall bei Manchester United gelagert. Die Red Devils firmieren noch immer unter einem großen Namen – haben in dieser Saison nur leider nicht die entsprechende große Mannschaft dazu. United befindet sich im größten Umbruch der letzten Jahrzehnte. Der Kader ist schlecht zusammengestellt, Trainer David Moyes droht am überdimensionalen Erbe von Sir Alex Ferguson schon in seiner ersten Saison zu scheitern. Das Weiterkommen gegen Olympiakos dürfte ein letzter Atemzug dieser ehemals großen Mannschaft gewesen sein. ManU ist in dieser Saison unter den letzten acht Teams das mit Abstand schwächste.

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