Für die Bundesliga ist es ein Segen: Pep Guardiola wird den FC Bayern verlassen. Und auch die Fans der Münchner sollten sich darüber nicht ärgern - im Gegenteil.

Ein Kommentar

Der Star-Trainer macht sich vom Acker. Der FC Bayern hat am Sonntag das bekannt gegeben, was eigentlich jeder wusste: Pep Guardiola hört im Sommer auf. Was für den einen oder anderen gutgläubigen Bayern-Fan immer noch ein Schock gewesen sein mag, ist für den Rest der Bundesliga eine Erlösung.

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Denn mit dem Abschied des Perfektionisten, des Taktikgotts Guardiola darf in Deutschlands Fußball-Oberhaus wieder von der elementarsten Sache geträumt werden, die diesen Sport ausmacht: Spannung.

Natürlich wird der FC Bayern in der Post-Guardiola-Ära nicht in die niederen Regionen der Tabelle abstürzen. Sehr wahrscheinlich wird er auch im ersten Jahr unter Guardiola-Nachfolger Carlo Ancelotti die Liga dominieren und souverän Meister werden. Doch, so die Hoffnung unzähliger Fußballfans, irgendwann in nicht allzu ferner Zukunft könnten die Bayern ihre erdrückende Dominanz verlieren. Je früher das geschieht, desto besser ist es.

Die Dominanz des FC Bayern nervt

Wer, außer natürlich einigen Bayern-Fans, möchte zum x-ten Mal etwas über den nächsten und übernächsten Bayern-Rekord erfahren? Wer will Woche für Woche Partien sehen, in denen die Bayern mit mehr als 75 Prozent Ballbesitz den Gegner an die Wand spielen?

Wir wollen eine Bundesliga, deren Saison bis zum Schluss spannend ist, bei der im Idealfall erst am letzten Spieltag über Gewinn oder Verlust der deutschen Meisterschaft entschieden wird. Leid sind wir stattdessen die rot-weißen Meisterfeiern, nur wenige Wochen nachdem wir uns mit Schoko-Osterhasen die Bäuche vollgeschlagen haben.

Mit dem Abgang Guardiolas ändert sich etwas in der deutschen Fußball-Landschaft - und das ist gut so. Das sollten selbst die Millionen Bayern-Anhänger hierzulande erkennen. Denn nichts ist schlimmer, als eine Scheißegal-wir-gewinnen-eh-mit-mindestens-vier-Toren-Unterschied-Mentalität an den Tag zu legen. Um es mit Rudi Völler zu sagen: Wer so denkt, hat den Fußball nie geliebt.

Guardiola selbst versprühte ohnehin nicht mehr den Esprit vergangener Tage. Die Verkündung seines Abschieds ist bezeichnend: per Pressemitteilung des Klubs. Beharrlich schwieg der Katalane, wenn er nach seiner Zukunft befragt wurde. Stattdessen floskelte er in seinem seit zweieinhalb Jahren kaum bis gar nicht verbesserten Deutsch vor sich her.

Guardiola lieferte kaum neues Futter, stellte seine Spieler stets auf ein Podest, lobte fast jeden, egal ob Ersatzspieler oder Top-Star, als "beste, beste, beste" Spieler, den man haben könne. War dies am Anfang noch erwähnenswert, ist dies heutzutage kaum noch eine Randnotiz. Dieses ewig gleiche Gerede nervte am Ende mehr, als dass es interessante Neuigkeiten hervorbrachte.

Guardiola hat die Bayern zur vielleicht besten Mannschaft der Welt geformt, auch wenn er mit den Münchnern möglicherweise nie die Champions League gewinnen mag. Er hat aus dem vorhandenen Spieler-Potenzial das Optimum herausgeholt und ist ohne Frage der beste Coach der Welt.

Dass er im Sommer geht, ist dennoch ein Glücksfall. Für die Bundesliga. Und irgendwie auch für die Fans des FC Bayern.

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