Oliver Glasners ausstehende Vertragsverlängerung in Frankfurt beschäftigt Beobachter seit Monaten. Der Österreicher wehrt sich gegen den Vorwurf des Egoismus. Vielmehr wünscht er sich mehr Denkleistung seiner schreibenden Kritiker.

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Frankfurt-Trainer Oliver Glasner hat sich gegen Egoismus-Vorwürfe wegen seiner immer noch andauernden Gespräche um eine Vertragsverlängerung entschieden gewehrt. "Ich würde mir wünschen, dass man das mal zu Ende denkt", sagte er am 20. April in Richtung Reporter: "Wenn ich egoistisch bin, verlängere ich den Vertrag, bekomme mehr Kohle, lasse mir eine Ausstiegsklausel reinschreiben und wenn ich rausgeworfen werde, bekomme ich auch mehr Kohle. Das ist Egoismus. Das mache ich nicht."

Ihm gehe es "um viel mehr als diese Banalitäten", führte er in einem mehrminütigen Monolog aus: "Mir ist wichtig, wenn ich mich zu einem Arbeitgeber und Projekt committe, möchte ich genau wissen, wie sieht das aus? Wenn ich egoistisch bin, ist mir das egal, dann nehme ich die Kohle mit. Aber darum geht es mir nicht." Die Eintracht hatte dem Österreicher vor einigen Wochen ein Angebot zur Verlängerung seines bis 2024 gültigen Vertrages vorgelegt.

Oliver Glasner: "Ich pokere nicht"

Er spüre in den Gesprächen "nicht den Riesen-Zeitdruck", betonte Glasner: "Es hat nichts mit Hinhalten oder Egoismus oder Pokerei zu tun - in keinster Weise. Ich möchte einfach wissen, wo geht die Reise der Eintracht hin und da gibt es das eine oder andere, was noch nicht so klar ist." Intern sei ohnehin alles "völlig entspannt", die Diskussion vielmehr ein Medienthema. Glasner wurde unter anderem bei Tottenham Hotspur und dem FC Chelsea als künftiger Coach gehandelt.

"Wenn Oliver Glasner erwünscht ist und er sich wiederfindet in diesem Projekt, wird es eine Vertragsverlängerung geben. Und wenn nicht, dann wird es keine geben", erklärte der 48-Jährige. Ohnehin sollten angesichts seine gültigen Kontrakts alle davon ausgehen, "dass ich im nächsten Jahr noch Trainer bin." Er plane gemeinsam mit Markus Krösche bereits Kader und Ausrichtung für die kommende Saison.

Für Glasner gehe es bei der Wahl des Arbeitgebers nicht nur um die Karriere und Aspekte wie den möglichen nächsten Schritt, stellte er bereits wenige Tage zuvor gegenüber dem TV-Sender "Bild" klar. "Für mich geht es um Lebensqualität und Freude am Job. Dafür ist eine gemeinsame Vision wichtig."

Seit zwei Monaten ohne Bundesligasieg: Die Eintracht muss den BVB ärgern

Noch aber ist offen, wo die Eintracht am Ende der Saison 2022/23 landet. Mehr als zwei Monate liegt der letzte Erfolg in der Bundesliga zurück. Seither hat die Eintracht gerade einmal vier Punkte gesammelt. Soll es mit der erneuten Teilnahme am internationalen Wettbewerb klappen, muss der Europa-League-Gewinner beim BVB etwas Zählbares holen. "Sie haben viel Qualität und sind heimstark", sagte Glasner über den Tabellenzweiten. "Trotz allem wird es Zeit, wieder einen Sieg einzufahren!"

"Die Spieler geben mir ein gutes Gefühl und den Mut, in Dortmund gewinnen zu können", betonte Glasner der Ergebnis-Krise zum Trotz. "Die Mannschaft hat in der Vergangenheit bewiesen, dass sie, auch wenn niemand damit rechnet, da sein kann. Wir werden beim Einlaufen nicht die weiße Fahne schwenken."

Evan Ndicka hat Hüft-Schmerzen

Personell plagen Glasner jedoch einige Probleme - insbesondere in der Defensive. Nach Hrvoje Smolcic und Kristijan Jakic fällt auch Evan Ndicka wegen einer Hüftverletzung aus. "Er kann aufgrund von Schmerzen nicht trainieren und ist erst einmal raus", berichtete der Fußball-Lehrer.

Almamy Touré ist zwar ins Mannschaftstraining zurückgekehrt, für die Startelf aber noch keine Option. Glasner ließ sogar offen, ob Touré überhaupt im Kader stehen wird. "Wir werden am Freitag schauen, ob wir ihn mitnehmen", sagte er und fügte hinzu: "Hinten laufen wir auf dem letzten Zacken."

Verzichten müssen die Frankfurter zudem weiterhin auf Offensivmann Jesper Lindström, der entgegen erster Befürchtungen laut Glasner aber möglicherweise doch noch in dieser Saison sein Comeback feiern könnte. Der Ausfall des Dänen schmerzt die Eintracht seit Wochen, denn der im Sommer scheidende Japaner Daichi Kamada befindet sich im Formtief.

Nur Randal Kolo Muani strahlt Torgefahr aus

Die Folge: Außer Top-Stürmer Randal Kolo Muani entwickelte zuletzt kaum ein Spieler Torgefahr. "Uns fehlen nicht nur die Tore von Daichi und Jesper, sondern auch nach Standards. Daran haben wir in dieser Woche jeden Tag gearbeitet", sagte Glasner. "Weil wir oftmals Größennachteile haben, arbeiten wir an kreativen Lösungen. Flanke, Kopfball, Tor - so einfach ist es nicht."

Ausgerechnet bei der heimstarken Borussia soll die Trendwende gelingen. Mit 42 Punkten liegt die Eintracht sechs Spieltage vor dem Saisonende auf Platz sieben und darf damit weiter auf das internationale Geschäft hoffen. "Wir sind mittendrin im Kampf um Europapokalplätze und werden alles dafür geben, am Ende zu den Top 6 zu zählen", sagte Glasner. (sid/dpa/hau)

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