Franck Ribérys Zukunft bleibt ungewiss, jetzt spekuliert die "L'Equipe" sogar über das vorzeitige Ende seiner Karriere. Der FC Bayern hält weiter zu seinem Spieler - aber auch Ausschau nach möglichen Nachfolgern.

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Es ist ja nicht so, dass die Bayern wenig zu tun hätten bis zum Bundesliga-Auftaktspiel Mitte August. Ganz im Gegenteil: Kein anderer Klub hat sich so viele Termine aufgeladen wie die Münchener.

Nach dem Trainingsstart am 1. Juli geht es zum Telekom-Cup, von da aus fast direkt weiter zur kombinierten Trainingslager-Promotiontour nach China, mit Testspielen unter anderem gegen Valencia und Inter Mailand.

Nach der Rückkehr nach Deutschland erwartet die Bayern Pokalsieger Wolfsburg zum Supercup, wenige Tage vor der ersten DFB-Pokal-Runde (gegen Verbandsligist FC Nöttingen) wird noch der eigene, hochkarätig besetzte Audi-Cup ausgetragen. Der eigentliche Stichtag bleibt der erste Spieltag der Bundesliga, am 14. August.

Ergeht es Ribéry wie Marco van Basten?

Mehr als sieben Wochen sind es noch bis dahin, eigentlich genug Zeit. Für Franck Ribéry dürfte ein Mitwirken zum Saisonstart aber ein unerreichbares Ziel bleiben - und schenkt man den neuesten Spekulationen aus Frankreich Glauben, droht Ribéry unter Umständen sogar das Ende seiner Karriere.

Die Sporttageszeitung "L’Equipe" warf am Wochenende nicht die fast schon obligatorische Frage auf, wann es mit dem Profifußball für Ribéry weitergehen könnte. Sondern ob es überhaupt weitergehen wird. Ein etwas schräger Vergleich zu Marco van Basten wird da herbeigezogen. Der Niederländer musste Mitte der 90er-Jahre seine Laufbahn nach einer ähnlichen Verletzung wie Ribéry beenden. Auch van Basten sei lange Zeit von einer eher harmlosen Verletzung ausgegangen, die sich dann aber immer weiter in die Länge gezogen und den Weltklasse-Stürmer nach einer langen Leidenszeit zur entnervten Aufgabe getrieben hatte. Nun zeichnet die "L’Equipe" ein ähnliches Szenario von dem Spieler, der seit Monaten den Kontakt zu französischen Medien quasi rigoros abgebrochen hat.

"Aufgeben ist nicht sein Stil"

Dass dafür dann Ribérys Berater Jean-Pierre Bernes auf Nachfrage der Zeitung nur Halbgares zur nahen Zukunft seines Schützlings preisgeben wollte, befeuerte die Spekulationen nochmals.

"Aufgeben ist nicht sein Stil. Im Gegenteil: Er hat Lust zurückzukommen", wird Bernes zitiert. "Aber die Situation nervt ihn - das muss man zugeben." Vor zwei Wochen hatte Ribéry seinem Ärger deutlich Luft gemacht, über seine ungewisse Zukunft geklagt und seine unbedingte Lust an einem frühen Comeback bekräftigt. Die Unzufriedenheit des Flügelspielers war förmlich mit Händen greifbar.

Ribéry wolle "seine Karriere bei den Bayern einmal strahlend beenden", sagte nun Berater Bernes weiter. Doch dafür müsse er sich erst in einen guten körperlichen Zustand bringen. "Franck tut alles, um wiederzukommen. Er hat noch zwei Jahre Vertrag. Die Bayern zählen auf ihn, aber er muss in der Verfassung sein, zu spielen. Er muss es absolut auskurieren. Im Moment trainiert er."

Der Dauer-Verletzte

Das klingt schwammig, wenig konkret und ein wenig nach Durchhalteparolen. Vor wenigen Tagen war durchgesickert, dass der Franzose nun auf einmal vier Wochen lang einen Gips am lädierten Sprunggelenk tragen müsse. Die Bayern sondieren schon seit Wochen den Markt, Karl-Heinz Rummenigges überraschend offenen Worte zur jüngeren Krankheitsgeschichte Ribérys erhöhen den Druck auf den Spieler.

"Bei Franck müssen wir hinbekommen, dass er wieder stabiler wird. Statistisch betrachtet ist es leider ein Fakt, dass Franck in den vergangenen zwei Jahren oft verletzt war", sagte der Vorstandsvorsitzende der "Sport-Bild".

Rückkehr oder Nachfolgersuche?

Es ist kein Geheimnis, dass sich der Rekordmeister längst mit möglichen Nachfolgern für die Position auf der offensiven Außenbahn beschäftigt. Angel di Maria (Manchester United), Raheem Sterling (FC Liverpool) und Antoine Griezman (Atletico Madrid) wurden gehandelt, sind aber keine Optionen. Gleiches gilt für Portos Yasine Brahimi, Douglas Costa von Schachtjor Donezk oder Sado Mane vom FC Southampton. Am Montag wurde ein angebliches Interesse an Paul-Georges Ntep von Stade Rennes bekannt.

Innerhalb der Bundesliga galt die Vorliebe der Bayern für Kevin De Bruyne als verbrieft, erst das Veto des VfL Wolfsburg beendete alle Avancen. Bei Martin Ödegaard zogen die Bayern gegen Real Madrid den Kürzeren. Karim Bellarabi, Julian Brandt (beide Bayer Leverkusen) oder Patrick Herrmann (Borussia Mönchengladbach) wären Optionen aus der Bundesliga. Dazu die eigenen Youngster Sinan Kurt und Julian Green oder aber Leipzigs Massimo Bruno. Aber ziemlich sicher nicht mehr in dieser Transferperiode.

Die Bayern halten sich in der Causa Ribéry sehr bedeckt. In der Vergangenheit standen die Münchener immer komplett hinter ihrem Spieler, besonders Uli Hoeneß kümmerte sich fürsorglich um Ribéry. Nun ist wenigstens ein dürrer Satz von Sportvorstand Matthias Sammer überliefert. "Wir unterstützen Franck in seinem Heilungsprozess in vollem Umfang und hoffen, dass er bald wieder auf den Platz zurückkehren kann."

Hoffen, bangen, zittern. Mehr können auch die Bayern im Moment nicht tun. Die Ratlosigkeit im Fall Ribéry bleibt allen Parteien ein treuer Begleiter.

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