Investoren-Deal ja oder nein? Im Rahmen einer Mitgliederversammlung der Deutschen Fußball Liga haben sich die 36 deutschen Profi-Klubs erneut mit einem der brennendsten Themen des deutschen Fußballs beschäftigt. Und dieses Mal votieren die Klubs knapp dafür, mit Investoren über einen Einstieg zu verhandeln.

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Der Investoreneinstieg im deutschen Profifußball kann kommen. Im zweiten Anlauf hat der deutsche Profifußball den Weg für den Einstieg eines Investors freigemacht. Bei der Versammlung der 36 Erst- und Zweitligisten am Montag in Frankfurt/Main ist die notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit für Verhandlungen der Deutschen Fußball Liga (DFL) mit potenziellen Geldgebern gerade so zustande gekommen. Das berichten die "Sportschau" und der "kicker" übereinstimmend. Im Mai waren die Bestrebungen noch gescheitert.

Die Mehrheit am Montag hätte nicht knapper ausfallen können: 24 Ja-Stimmen, zehn Nein-Stimmen, zwei Enthaltungen.

Der neue Plan sieht vor, sechs bis neun Prozent der Anteile einer DFL-Tochtergesellschaft, in welche die kompletten Medienrechte ausgelagert werden, für 20 Jahre zu verkaufen. Dafür soll es zwischen 800 Millionen und einer Milliarde Euro geben.

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300 Millionen Euro an die Klubs

Im Idealfall gehen 600 Millionen an die DFL-Zentralverwaltung zur Weiterentwicklung des Geschäftsmodells (Digitalisierung, Streamingplattform, usw.). 300 Millionen erhalten gemäß dem gültigen Verteilerschlüssel die Klubs, um die zunächst entstehenden Medien-Mindereinnahmen auszugleichen. Mit den restlichen 100 Millionen soll ein Vergütungssystem geschaffen werden, das die Klubs belohnt, die zu Werbezwecken ins Ausland reisen.

Es soll vier bis sechs interessierte Geldgeber aus dem sogenannten "Private-Equity-Bereich" geben. Es handelt sich dabei um Kapitalbeteiligungsgesellschaften, die auf Beteiligungsformen spezialisiert sind.

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Erste Abstimmung war gescheitert

Der erste Versuch, einen Investor ins Boot zu holen, war vor rund einem halben Jahr gescheitert. Damals wurde die notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit verfehlt. Der Plan sah vor, 12,5 Prozent der Anteile einer Tochtergesellschaft über 20 Jahre zu verkaufen. Zwei Milliarden Euro sollten erlöst werden.

Das Modell war riskant, denn selbst bei einem moderaten Wachstum der Einnahmen (derzeit knapp 1,3 Milliarden pro Saison) wären 12,5 Prozent über zwei Jahrzehnte gesehen deutlich mehr als drei Milliarden gewesen - in Summe also erst einmal ein riesiges Verlustgeschäft.

Lenz und Merkel hatten "rote Linien" gezogen

Vor der Abstimmung am Montag hatten die beiden DFL-Geschäftsführer Marc Lenz und Steffen Merkel die Klubs bei mehreren Gesprächsrunden über die Pläne informiert. Dabei wurden "rote Linien" gezogen.

Die DFL-Chefs Marc Lenz und Steffen Merkel
Die beiden DFL-Geschäftsführer Marc Lenz (r.) und Steffen Merkel warben zuletzt für den Investoren-Deal. © dpa / Arne Dedert

Hoheitsrechte sollen nicht abgegeben werden. Es soll keine "Mitbestimmungsrechte eines Partners in Bezug auf Pflichtspiele im Ausland, Anstoßzeiten oder im Bereich der Spielplanung" geben. Und: "Nach Ablauf der zeitlich begrenzten Minderheitsbeteiligung würden die lizenzierten Rechte automatisch an den DFL e.V. zurückfallen."

Dennoch gab es Kritik. Vor allem stellte sich die Frage, warum die Klubs die nötige Investitionssumme in Höhe von 600 Millionen Euro nicht aus eigenen Kräften bereitstellen können. Die DFL-Bosse sahen für die sogenannte "Binnenfinanzierung" aber keine Mehrheit.

Fanbündnis kritisiert DFL-Entscheidung

Einige Klubbosse hatten im Vorfeld erneut mit der Spaltung des Profifußballs gedroht, sollte die Zwei-Drittel-Mehrheit wieder verfehlt werden. Auf der anderen Seite waren die Fangruppierungen klar gegen den Deal.

Das Fanbündnis Unsere Kurve bezeichnete die Entscheidung für einen möglichen Investoren-Einstieg als Rückschlag. "Die wohlfeilen Worte der DFL in der Coronapause haben sich endgültig in Luft aufgelöst. Geld steht über allem", teilte die Fanvereinigung auf SID-Anfrage mit: "Die Einzigartigkeit des deutschen Fußballs wird für ein aussichtsloses Rattenrennen mit der Premier League über Bord geworfen. Ein Investor, dem man rote Linien in den Vertrag schreiben muss, kann nicht im Sinne des Sports sein."

Die Entscheidung verschärfe "die ungleichen Chancen in den deutschen Ligen zugunsten eines zunehmend künstlichen Produktes der internationalen TikTok-Welt", führte Unsere Kurve aus. Eine Beteiligung der Mitglieder in den Vereinen sowie der Dialog mit den Fans scheine "in zukunftsweisenden Entscheidungen der DFL keine wichtige Rolle zu spielen". (sid/ska)

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