Es hätte auch schon wieder ziemlich schiefgehen können am Samstag im Signal Iduna Park. Die Gefahr, bereits nach dem ersten Spieltag den Bayern wieder hinterherlaufen zu müssen, wurde von Minute zu Minute größer. Der 1. FC Köln erwies sich als besonders widerspenstig und war bis in die Schlussphase der Partie deutlich näher dran an einem Sieg als Borussia Dortmund.

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Die Nachwehen einer Dortmunder Niederlage zum Auftakt mochte man sich als BVB-Anhänger gar nicht ausmalen: Die dann folgende öffentliche Kritik wäre das vergleichsweise kleinere Problem gewesen im Vergleich zu jenem, das so eine verpatzte Rückkehr an den Ort des großen Schmerzes ausgelöst hätte.

84 Tage nach der verpassten Meisterschaft fühlten sich nicht wenige im Dortmunder Stadion an diesen Tag im Mai erinnert und fürchteten einen weiteren Tiefschlag mit weitreichenden Folgen für das Dortmunder Selbstverständnis. Dann kam Donyell Malen und schoss sich eine Kopfballvorlage von Felix Nmecha selbst gegen das Standbein.

Glücklicher BVB-Sieg

Borussia Dortmund hat das Glück bereits im ersten Spiel der Saison arg strapaziert. Der vermeintliche Außenseiter aus Köln war die deutlich bessere Mannschaft, Gregor Kobels Paraden und dem Unvermögen der Gäste war es zu verdanken, dass die Borussia bei Malens Zufallstor überhaupt noch im Spiel war.

Entsprechend kritisch und auch selbstkritisch fiel die Bewertung der Partie im Nachgang aus. Trainer Edin Terzic zählte eine lange Mängelliste auf, die alle Spielphasen und Mannschaftsteile umfasste - ausgenommen den Torhüter. Emre Can, der in seinem ersten Spiel als Kapitän ungewohnt fahrig wirkte und nach einer Stunde ausgewechselt wurde, geißelte sich und seine Mannschaft ebenso wie Julian Brandt, Torhüter Kobel und sogar Siegtorschütze Malen.

Aber wie schon einige Male in der abgelaufenen Rückrunde zitterte sich die Mannschaft doch irgendwie zu einem Dreier, was im Umkehrschluss ja auch eine Qualität sein kann: In diesen "kleinen" Spielen kann sich in der Endabrechnung sehr viel entscheiden.

Donyell Malen hat einen Lauf

Die wenigen sportlichen Lichtblicke sind schnell aufgezählt: Der eingewechselte Nmecha wusste schnell zu überzeugen, Kobel war der Spieler des Spiels. Und Malen: Macht offenbar einfach da weiter, wo er im Frühjahr aufgehört hat. Der Treffer zum erlösenden 1:0 kurz vor dem Abpfiff war sein zehnter in diesem Kalenderjahr. Nur Frankfurts Kolo Muani hat in der Liga öfter getroffen (elfmal). Dazu kommen bei Malen noch fünf Assists.

"Er hat ein bisschen Zeit gebraucht, um in Deutschland und in der Bundesliga anzukommen", sagt sein Sportchef Sebastian Kehl. "Seine Entwicklung ist richtig gut. Es ist der Sprung eingetreten, den wir uns seit jeher erhofft hatten, weil sein Potenzial im Training tagtäglich zu sehen war."

Seit Februar hat Malen einen regelrechten Lauf, verstummt die über ein Jahr lang geäußerte Kritik immer mehr. Malen hat sich aus dem einen, eher negativen Kreislauf in einen anderen geschossen. "Tore helfen einem Stürmer unfassbar. Selbstvertrauen kann man sich nicht erkaufen, das muss man sich hart erarbeiten. Er lacht viel mehr, er ist viel positiver, und ich glaube, er fühlt sich hier jetzt viel, viel wohler", sagt Kehl.

Malen: "Mein Lachen ist zurück"

Dazu trägt offenbar auch sein privates Glück eine Menge bei. "Mein Sohn wurde im März geboren. In der Zeit begann es, dass ich getroffen habe", sagt Malen selbst in einem Interview mit dem Klub-Sender "BVB-TV" und verweist auf einen Reifeprozess auch auf dem Platz. "Ich kam aus einem anderen Land, aus einem anderen Team. Ich habe in den zwei Jahren, in denen ich jetzt hier bin, viel gelernt und bin auch als Persönlichkeit gereift."

Vorbei scheint die bleierne Zeit der Zweifel. "Mein Lachen ist zurück, wenn ich Tore schieße und dem Klub und dem Team helfen kann." Und das wird er auch in Zukunft müssen. Sein Trainer und seine Mitspieler haben bereits angekündigt, dass die ersten Wochen der neuen Saison weiter holprig bleiben könnten.

Erst mit dem Beginn der englischen Wochen im September würde die Mannschaft ihren Rhythmus besser finden. Bis dahin ist der BVB verstärkt auf die individuelle Qualität seiner Spieler angewiesen. Da kann ein Malen in ordentlicher Frühform schon helfen.

Verwendete Quellen:

  • bvb.de: Donyell Malen: Das Baby und die Leistungsexplosion
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