In der Satzung des Ballspielvereins Borussia 09 e.V. Dortmund heißt es lapidar: "Die Farben des Vereins sind schwarz-gelb." Das klingt banal, ist jedoch immer wieder Gegenstand emotionaler Diskussionen zwischen Fans und dem Verein. Zuletzt entzündete sich dieser Konflikt am Champions-League-Trikot, aber auch das BVB-Merchandise sorgt für Stirnrunzeln.

Christopher Giogios
Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht des Autors dar. Hier finden Sie Informationen dazu, wie wir mit Meinungen in Texten umgehen.

Mehr News zu Borussia Dortmund

Der Trikot-Ärger beim BVB war kein neues Phänomen

Die Aufregung um das CL-Trikot verdeutlicht, wie gering bisweilen das Gespür der BVB-Verantwortlichen für die Interessen der Fans ist. Wir erinnern uns: die Borussia lief beim Heimspiel gegen Sporting Lissabon im neongelben Trikot mit einem überdimensionalen Puma-, aber ohne erkennbares BVB-Logo auf.

Nach aufgeregten Diskussionen konnte die Kuh noch vom Eis geholt werden: Der BVB spielt fortan per Sondergenehmigung mit dem Wappen auf der Brust. Bei vielen Anhängern saß der Frust dennoch tief. Neu sind diese Debatten nicht: Bereits in der Saison 2006/07 trug der BVB ein weiß-gelb gestreiftes Trikot. Auch seinerzeit wurde erst nach Fanprotesten "nachgebessert" und in der Satzung der KgaA (Betreibergesellschaft der Profimannschaft) die schwarzgelben Farben verankert.

Geschäftsführer Aki Watzke klopft sich indes gerne selbst auf die Schulter, wenn es um traditionelle Werte geht. Nach eigener Aussage sei er stolz darauf, dass man sich beim BVB den "Luxus" leisten würde, nicht jede Merchandise-Sünde mitzumachen. Bereits mit Blick auf die Aufregung rund um das CL-Trikot wirft dieses Selbstverständnis durchaus Fragen auf. Vielmehr beschleicht einen der Eindruck, dass der BVB in schöner Regelmäßigkeit beim Ausverkauf von Identifikationsmerkmalen durch seine Fanszene ausgebremst werden muss.

Mehr aktuelle News zu Borussia Dortmund finden Sie hier

Rosa Schals und lila Trainingsjacken: BVB-Fanszene entwickelt eigene Alternativen

Wie der Blick in den offiziellen Vereinsshop zeigt, gibt es diesbezüglich noch ganz andere Baustellen. Nach nur wenigen Klicks findet man dort etwa Football-Trikots oder wahlweise auch eine komplett in lila-gelb gehaltene Puma-Linie. Ältere Fans werden solche Fanartikel an die Zeiten erinnern, als für weibliche Fans Schals in - wie sollte es anders sein - rosa angeboten wurden. Klar: Wenn Frau dann auch mal mit zum Fußball darf, dann doch bitte auch in "weiblichen" Farben.

Nun ist man es fast schon gewohnt, dass Fanartikel von Fußballclubs eher für Kopfschütteln sorgen. Die Fanszene in Dortmund hingegen hat einen ganz eigenen Umgang mit dieser Situation gefunden: eigene Schals, T-Shirts und Pullover. Neben der identitätsstiftenden Wirkung von solchen selbst produzierten Fanutensilien gibt es auch einen weiteren entscheidenden Vorteil: Sie sind schlicht und ergreifend mit viel mehr Liebe produziert als die Massenware im BVB-Shop. Das sieht man den Klamotten auch an.

Lesen Sie auch: Reus kritisiert Rose nach Leipzig-Pleite - Trainer gibt seinem Kapitän Kontra

Gerade deshalb ist es auch so unerklärlich, welche Richtung der BVB mit seinem Merchandise seit Jahren einschlägt. Gegenbeispiele gibt es doch eigentlich genug: Die Neuauflage des legendären neongelben Trikots der 1990er Jahre wurde dem Verein in der letzten Saison aus den Händen gerissen. Auch andere Kollektionen, die sehr an die schlichte Optik der Fanszene-Artikel angelehnt sind, sieht man im Stadion deutlich häufiger als schwarz-gelbe Footballtrikots und anderen Unsinn. Sicher: Im Zweifel wird hinter dem Vorgehen des Vereins die Logik von Umsatz und Gewinn stecken. Dem selbst gewählten Slogan der "echten Liebe" wird der BVB damit aber nicht gerecht.

Verwendete Quellen:

Interessiert Sie, wie unsere Redaktion arbeitet? In unserer Rubrik "Einblick" finden Sie unter anderem Informationen dazu, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte kommen.
JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.